Im Land der weißen Sonne – Jakutien zu Gast

Larisa Solov’eva öffnete in einem Gastvortrag ein Fenster zum fernen Osten. Sie stellte ihr Heimatland Jakutien den interessierten Studierenden und Mitarbeiter/innen der LFU Innsbruck im Rahmen der Lehrveranstaltung „Alltagskultur in Russland“ unter der Leitung von Dr. Eva Binder vor. Solov’eva ist derzeit im Rahmen eines Austauschprogrammes in Innsbruck zu Gast.
v.l.: Reg.Rat Aichner, Larisa Solov’eva, Dr. Binder, Dr. Schennach
v.l.: Reg.-Rat Reinhard Aichner, Larisa Solov’eva, Prof. Kurt Ebert, Dr. Eva Binder, Dr. Matthias Schennach

Die Republik Sacha (Jakutien) nimmt ca. ein Fünftel des Territoriums der russländischen Föderation ein. Mit einer Fläche von mehr als 3 Millionen km² hätte Frankreich darin fast 6 Mal, Österreich 37 Mal Platz. Bei einer Bevölkerung von weniger als einer Million Menschen entfallen auf jeden Einzelnen 3 km² - eine schier unvorstellbare Weiträumigkeit für Mitteleuropäer. Solov’eva beschreibt ihr Heimatland sehr treffend als Land der Extreme: eine Temperatur von –50° gehört im Winter zum Alltag, der mächtigste Fluss des Landes, die Lena, übersteigt mit 4400 km Länge die längsten Ströme Europas, Wolga und Donau, um vieles und mehr als 120 verschiedene Ethnien bevölkern das Territorium, das vom Stanovoj-Hochland im Süden über das mittelsibirische Bergland bis zum nördlichen Eismeer reicht. Den Reichtum an Bodenschätzen – Diamanten, Gold, Kohle, Erdöl und Erdgas – kommentierte die Vortragende mit einem Verweis auf ein Märchen, das besagt, dass Gott, als er die Bodenschätze gleichmäßig über die Erde verteilen wollte und über Jakutien flog, alles fallen ließ, da ihm vor Kälte die Hände gefroren.

 

Larisa Solov’eva ist an ihrer Heimatuniversität in der Abteilung für internationale Beziehungen tätig, wo sie Austauschprogramme für Studierende und Lehrende der Universität Jakutsk mit ausländischen Universitäten koordiniert. Sie nimmt im Wintersemester 2006/07 an einem Pilotprogramm für die Zusammenarbeit zwischen der LFU Innsbruck und der Universität Jakutsk teil, das auf eine Initiative des Rechtshistorikers Prof. Kurt Ebert zurückgeht. Im Rahmen dieses Pilotprojektes verbringen derzeit 3 Studentinnen der Institute für Slawistik und Translationswissenschaften ein Auslandsjahr an der Universität Jakutsk.

 

Dass ein Studienaufenthalt in Jakutien nicht nur ein tieferes Verständnis für die Größe und kulturelle Vielfalt Russlands fördert, sondern vor allem auch für ein intensives Sprachpraktikum geeignet ist, bestätigte die Vortragende durch ihre eigene kulturelle Identität und ihre persönliche Sprachsituation. Während der 70 Jahre Sowjetherrschaft wurde das Land wie zahlreiche andere Regionen russifiziert, so dass Solov’eva vorwiegend auf Russisch kommuniziert, während sie ihre eigentliche Muttersprache Jakutisch, die zur Sprachfamilie der Turksprachen gehört, nur noch mit ihren Eltern zu Hause spricht. Neben den zwei Sprachen, mit denen die Vortragende aufgewachsen ist, überzeugte Solov’eva mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen, was angesichts der Tatsache, dass die Entfernung zwischen Moskau und Jakutsk über 8000 km beträgt, mit zu den erstaunlichen Entdeckungen gehörte, die die Studierenden und Mitarbeiter/innen der LFU bei diesem Vortrag machen konnten.