Besuch der Dekanin der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Sofia als Ausdruck internationaler Kooperation mit der LFU

Ende Juni besuchte die Dekanin der naturwissenschaftl. Fakultät der Universität Sofia, Frau Prof. Dr. Maria Shishiniova die Partnerfakultät der LFU Innsbruck. Neben einem Besuch des neuen Universitätszentrums Obergurgl standen Besichtigungen der botanischen und zoologischen Institute am Programm. Zusammenhänge im Forschungsbereich Innsbruck und Sofia bestehen bereits seit über 20 Jahren.
Universität Sofia
v.l. Prof. Dr. Maria Shishiniova, Dekanin der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Sofia und Dr. Mathias Schennach, Leiter des Büros für Internationale Beziehungen

Frau Prof. Dr. Maria Shishiniova folgte einer Einladung durch Univ.-Doz. Dr. Georg Gärtner von der Arbeitsgruppe niedere Pflanzen/Algenkultursammlung am Institut für Botanik. Die Dekanin wurde als Gegenleistung für ihre Unterstützung, die sie Herrn Dr. Gärtner in Sofia als Gastforscher und -lehrer entgegenbrachte, eingeladen.

Seit mehreren Jahren ist Gärtner an der Universität Sofia als Wissenschafter und akademischer Lehrer tätig und kooperiert erfolgreich mit Studierenden und Forschern im Fach der Algensystematik und der Algenkultur. „Diese Gastlehre und Gastforschung wurde von mir erstmals 2003 eingeleitet, als ich im Rahmen der Mittel- und Osteuropa Initiative der Österreichischen Forschungsgemeinschaft über ein dreimonatiges Stipendium (MOEL) auf Einladung der Arbeitsgruppe Algen und Pilze (Leiterin Prof. M.P. Stoyneva) am Botanischen Institut der Universität in Sofia tätig werden durfte“, freut sich Dr. Georg Gärtner über seine Erfolge.

Diese MOEL-Stipendien waren ursprünglich zur Verbesserung der eigentlich schon sehr lange bestehenden kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und seinen südöstlichen Nachbarn gedacht. Einleitung und Vertiefung von Kooperationen in Lehre und Forschung und Integration solcher Institutionen durch kleine Schritte auf dem schwierigen Weg nach Europa waren die Ziele.

Kooperationen dieser Art gibt es heute viele. Die Zusammenarbeit der Botanischen Institute der LFU Innsbruck mit  der Universität Sofia ist jedoch eine ganz besondere, weiß Dr. Georg Gärtner: „Bulgarien hat Botanisch gesehen eine Vermittlerrolle zwischen Alpiner, osteuropäischer Steppen und mediterraner Vegetation, ist zum Teil Gebirgsland, ist wenig in mitteleuropäische Beziehungen eingebunden und schließlich: der eigene Forschungsbereich ist dort ebenfalls vorhanden.“

Zusammenhänge in den Forschungsgebieten der LFU Innsbruck und der Universität Sofia bestehen zum Beispiel in den Fachbereichen der Algenkunde /Algensystematik, Algenkultur, Boden- und Luftalgen und Flechtenalgen. Die Arbeitsgruppe niedere Pflanzen/Algenkultursammlung an der LFU Innsbruck befasst sich vorrangig mit der Erforschung der Lebensvorgänge von Algen, Flechten und Moosen. Den beiden Kooperationsparntern stehen noch viele Möglichkeiten offen. Der Aufbau gemeinsamer Projekte ist bereits angelaufen. Es existieren bisher bereits 6 gemeinsame Publikationen.

 

Forschungszentrum in Obergurgl auch für Besuch aus Sofia von großer Bedeutung

Kein Wunder also, dass auf Grund dieser langjährigen Kooperation nun auch die Dekanin der naturwissenschaftlichen Fakultät Sofia an der LFU Innsbruck sehr interessiert ist. Exkursionsgruppen aus Sofia konnten ja bereits   im Sommer 2004 in Obergurgl erfolgreiche Kurse absolvieren. Eine Gruppe von 10 Studierenden des 2. Studienabschnittes in Biologie, darunter einige Diplomanden/Dissertanten und Assistenten konnten eine Woche lang ihre Forschungsobjekte „unter die Lupe nehmen“. „Ich führte die Gruppe zu verschiedenen Zielen im Raum Obergurgl. Die Abende wurden im Seminarraum beim Mikroskopieren und Bestimmen des Pflanzenmaterials verbracht. Für die bulgarischen Gäste waren natürlich die Gletscher und Gletschervorfelder besonders interessant, so etwas gibt es in den bulgarischen Gebirgen nicht.“, kennt Dr. Gärtner die Unterschiede. Frau Prof. Dr. Maria Shishiniova war damals eine der Hauptinitiatoren, konnte aber damals leider nicht selbst an der Exkursion teilnehmen.

Das derzeitige Problem bei solchen Exkursionen ist, dass bulgarische Lehrbeauftragte Erholungsurlaub nehmen müssen, um an einem Kurs in Obergurgl teilzunehmen. „Bei einer Kooperation wäre das sozusagen Dienst und Fortbildung und könnte extra bewilligt werden.“, weiß Dr. Georg Gärtner vom Institut für Botanik und fügt weiters hinzu: „Da kam mir die Idee, Frau Dekanin Shishiniova auf meine Kosten einzuladen, und ihr die LFU Innsbruck, unsere Biologische Fakultät mit zoologischen/botanischen Instituten und auch Obergurgl als Forschungsstation von europäischer Dimension und zentralster Alpenlage zu zeigen.“

Bei dem Besuch in Obergurgl konnte sich Dekanin Shishiniova auch von Qualität und Standard des Universitätszentrums und seiner imposanten Umgebung selbst überzeugen. Frau Dr. Ruth Jochum-Gasser, die Leiterin des Universitätszentrums führte durch das Haus, welches vielleicht schon im nächsten Sommer wieder einer bulgarischen Biologengruppe Unterkunft für erlebnisreiche Forschertage   im Hochgebirge bieten wird.

 

Internationale Kooperationen sollen ausgebaut werden

Prof. Shishiniovas Besuch diente neben dem gegenseitigen Kennen lernen vor allem der Erörterung weiterer Möglichkeiten zur Gestaltung einer bilateralen Kooperation zwischen den naturwissenschaftlichen Fakultäten beider Universitäten. Ein gegenseitiger Austausch von Wissenschaftern und Studierenden soll effizienter und unbürokratischer ermöglicht werden.

Univ. Prof. Dr. Bernd Pelster, Dekan der Fakultät für Biologie an der LFU, sowie der Leiter des Büros für Internationale Beziehungen, Dr. Mathias Schennach stehen den weiteren Gesprächen sehr positiv gegenüber. Zuerst wären aber noch von Seiten der Universität Sofia einige Gestaltungsmöglichkeiten zu benennen. Seitens der Fakultät an der LFU würde dann die Umsetzung geprüft und entsprechende Adaptionen vorgeschlagen. Neben einem Austausch von Wissenschaftern oder Dissertanten, wird die Kooperationsform der Exkursions- und feldbiologischen Praktikawochen (Obergurgl - Schwarzes Meer) ein Schwerpunkt sein. Eine Exkursion für StudentInnen der LFU an die bulgarischen Küstenregionen des Schwarzen Meeres fand heuer von 25.5. bis 5.6.2006 statt. Untersucht wurden neben Meeresalgen auch Lagunen, Flussmündungen mit einzigartiger Vegetation und Tierwelt, Salzseen und ähnliche Standorte.