Abschied mit Wehmut und Neubeginn mit Zukunft – Politologe Anton Pelinka wechselt von der LFU Innsbruck nach Budapest

Mit einem Festakt wurde der Politikwissenschafter Anton Pelinka am Donnerstag, dem 12. Oktober nach 31 Jahren von der LFU Innsbruck verabschiedet. Der Professor wechselte mit dem Wintersemester 2006/07 von Tirol an die Central European University (CEU) in Budapest.
O.Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka
O.Univ.-Prof. Dr. Anton Pelinka

Mit einem treffenden Zitat von Konrad Adenauer, erstem Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, begann Rektor Manfried Gantner seine Grußworte zum Abschied des Politologen: „Man darf niemals „zu spät“ sagen. Auch in der Politik ist es niemals zu spät. Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang.“ Politik und Neuanfang begleiteten auch rund 300 Gäste durch den Abend.

 

Nach 31 Jahren am Institut für Politikwissenschaft verlässt Anton Pelinka die LFU Innsbruck und folgt dem Ruf an die Central European University in Budapest. Ein Abschied, der vielen nicht leicht fällt: „Nach 23 Jahren Zusammenarbeit ist sein Wechsel ein großer Verlust für mich, aber ich finde es toll, welchen Schritt er nun machen kann. Diese Position an der CEU Budapest ist eine spannende Herausforderung für ihn.“, kommentiert Pelinkas Sekretärin Ellen Palli seinen Abschied.

 

Pelinka Abschied von Ehrungen begleitet

Neben Rektor Gantner ehrten Ferdinand Karlhofer (Leiter des Instituts für Politikwissenschaft), Fritz Plasser (Dekan der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie), der Tiroler Landeshauptmann Herwig Van Staa und Bürgermeisterin Hilde Zach Anton Pelinka in ihren Reden. Van Staa hob hervor, dass Pelinka mit seiner Arbeit auch ein wichtiges Stück Bildungsarbeit für Tirol geleistet habe. Mit Pelinka verlasse ein Großer die Bühne des politischen Lebens in Tirol und Österreich. Die Position des Dekans der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie der LFU Innsbruck hatte Pelinka bis zu seinem Wechsel an die Budapester Central European University inne. Für seinen Nachfolger, Fritz Plasser, hat der nach Budapest Berufene, die Politikwissenschaft in Österreich zur etablierten und anerkannten Wissenschaftssparte geprägt.

 

Ein Fest mit vielen Highlights

Nach einem Buffet, das mit den Themen „Tirol/Österreich“, „Kulinarisches aus den Südstaaten“ und „Ungarisches Highlight“ drei wichtige Stationen in seinem Leben widerspiegelt, überraschten ihn Ellen Palli, Bettina Posch und Elisabeth Rieder mit dem Buch „Begegnungen mit Anton Pelinka“, in dem 110 Personen aus aller Welt ihre Treffen mit dem Politologen veröffentlicht haben. Musikalisch umrahmt wurde der feierliche Abschied mit Jazz, Blues und Swing durch die Uni Big-Band.

 

„Es ist Zeit zu gehen!“

An der LFU Innsbruck ist Anton Pelinka derzeit beurlaubt da er an der Central European University in Budapest gerade zu unterrichten begonnen hat. Dort hat er einen Vierjahresvertrag mit der Möglichkeit auf Verlängerung. Der Abschied von der Innsbrucker Universität falle ihm schwer. „Ich habe in meiner Zeit in Innsbruck vier verschiedene Uni-Regime erlebt. Als ich dort anfing, war die Politikwissenschaft ein Zwerginstitut und Orchideenfach. Nun ist es zu einem Großinstitut geworden.“, so Pelinka.

Noch vier Jahre bis zur Emeritierung hätte er an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck bleiben können. Der Ruf an eine interessante Universität im Alter von 65 Jahren hat ihn aber trotz allem sehr gereizt. In Tirol und als Nicht-Tiroler an einer Uni Innsbruck habe er sich durchaus wohl gefühlt. Doch jetzt sei es Zeit zu gehen. Es gebe genügend KollegInnen, die ihn vertreten könnten. „Ich habe getan, was ich tun konnte“, zog er ein Resümee.

In Innsbruck war er auch sehr in das administrative Geschehen des Universitätsalltags eingebunden. In Budapest hofft er nun, sich auf das Kerngeschäft Forschung und Lehre beschränken zu können. Erklärtes Ziel der amerikanischen Universität mit Sitz in New York und Budapest ist es, offene Gesellschaften in post-kommunistischen Ländern zu fördern und den Wandel der Länder konstruktiv und aktiv zu begleiten und mitzugestalten.

 

Zur Person:

Anton Pelinka hatte nach einem Parallelstudium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien und der Politikwissenschaften am Institut für Höhere Studien und Wissenschaftliche Forschung als Redakteur für die Wochenzeitung „Die Furche“ gearbeitet. Für seine erste wissenschaftliche Tätigkeit in Form einer Assistenzstelle kehrte er an das Institut in Wien zurück. 1971 wechselte er nach Salzburg und habilitierte sich ein Jahr später. 1975 bekam er eine feste Professurstelle an der LFU Innsbruck. Verschiedene Gastprofessuren in den kommenden Jahren im Ausland folgten: 1977 Nehru University Neu-Delhi, 1981 University of New Orleans, 1997 Stanford University und 2001 bis 2002 University of Michigan, im Anschluss Université Libre Brüssel. Zu Forschungszwecken hielt er sich von 1990 bis 1991 an der Harvard University und 1994 am Collegium Budapest auf.

Pelinka zählt zu den bekanntesten Politologen des Landes. Immer wieder gastiert er als Kommentator im Fernsehen. Der Politikwissenschafter veröffentlichte rund 420 Artikel in Fachzeitschriften und mehr als 30 Bücher zu den Themen Demokratietheorie, Politisches System und Politische Kultur in Österreich, Vergleichende Parteien- und Verbändeforschung sowie politikwissenschaftliche Nachschlagewerke.