Zurück zu den Wurzeln

1991 diplomierte Bernhard Fügenschuh als Studienassistent am Institut für Mineralogie und Petrographie der LFU. Nach 14 Jahren Forschungs- und Lehrtätigkeit an der ETH Zürich und der Universität Basel kehrte er nun als Professor für Strukturgeologie und Geodynamik an die LFUI und zu seinen Wurzeln zurück. Am Montag hielt er in einer gut besetzten Aula seine Antrittsvorlesung.
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v.l. Rektor Prof. Manfried Gantner, Prof. Bernhard Fügenschuh und Dekan Prof. Martin Coy.

„Prof. Fügenschuh ergänzt unseren neu gegründeten Forschungsschwerpunkt ‚Alpiner Raum, Mensch und Umwelt’ um eine weitere wichtige wissenschaftliche Facette“, freute sich Rektor Manfried Gantner anlässlich der Antrittsvorlesung: „Er betrachtet das Thema ‚Lebensraum Alpen’ aus strukturgeologischer Sicht. So können wir hier an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln der Fachwissenschaften sehr viel zu diesem bedeutenden Thema sagen. Diese Erkenntnisse können auch durch Modifikation auf andere Gebirge dieser Welt angewendet werden und finden internationale Anerkennung. Wir sind deshalb sehr dankbar, Sie gewonnen zu haben“, begrüßt Rektor Manfried Gantner Prof. Bernhard Fügenschuh herzlich an der LFU.

 

Bedeutender Hochschulstandort

Auch der Dekan der Fakultät für Geo- und Atmosphärewissenschaften, Prof. Martin Coy, sieht in der Neubesetzung eine Weiterentwicklung der Kernbereiche der Geowissenschaften in Innsbruck: „Innsbruck ist einer der wichtigsten Hochschulstandorte im Bereich der Gebirgsforschung. Die Neubesetzung mit Prof. Fügenschuh trägt dazu bei, dass wir auch in Zukunft das hohe wissenschaftliche Niveau dieses Fachbereichs beibehalten und ausbauen können“. Dieser Meinung schließt sich Prof. Rainer Brandner, Vorstand des Instituts für Geologie und Paläontologie an: „Heute erlebt unser Institut eine Sternstunde. Wir haben bisher noch nie so viel Kompetenz sammeln können, wie wir sie derzeit haben“.

 

International anerkannter Forscher für gut positionierte Universität

Zur Person Fügenschuh erklärt Coy, dass „wir einen kompetenten und international anerkannten Wissenschaftler gewinnen konnten. Bereits nach einem Monat hat sich gezeigt, dass wir mit ihm nun einen ausgesprochen angenehmen und unkomplizierten Kollegen unter uns haben“, zeigte er sich erfreut.

 

„Ich möchte mich für die sehr herzliche Aufnahme hier an der Leopold-Franzens-Universität im Allgemeinen und am Institut im Speziellen bedanken“, so Prof. Fügenschuh: „Ich habe seit Oktober den Eindruck einer sehr klar strukturierten und sehr gut positionierten Universität erhalten. Das ist das Ergebnis einer langen Orientierungsphase. Eine sehr gute Arbeit, die hier gelungen ist“.

 

Im Anschluss an die Grußworte hielt Prof. Bernhard Fügenschuh seine Antrittsvorlesung zum Thema „Tomographie eines Gebirges: die Tiefenstruktur der Alpen.“

 

Verschiebung der Platten Europas

Während die Alpen an der Oberfläche einen von Nizza bis Wien durchgehenden Gebirgsgürtel darstellen, zeigt sich in der Tiefe ein sehr viel komplexeres Bild. Geophysikalische Daten zur Tiefenstruktur der Alpen, die an der ETH Zürich in den letzten Jahren erarbeitet wurden, weisen auf einen Polaritätswechsel der Subduktionsrichtung hin. Während von Nizza bis an die Grenze der Schweiz zu Österreich die europäische Platte unter die apulische Platte abtaucht, findet sich von Salzburg ostwärts die umgekehrte Situation. Oberflächlich wird dieser spektakuläre Wechsel entlang heute aktiver Bruchzonen verwirklicht, die sich vom Gardasee über den Brennerpass ins Unterinntal ziehen.

 

In Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz entwickelte und publizierte Bernhard Fügenschuh kürzlich ein Modell für den gesamten Alpenraum, das diesen Polaritätswechsel der Tiefenstruktur gerade im Bereich der Brennerlinie dokumentiert. Während in den West- und Zentralalpen Frankreichs und der Schweiz Europa unter die südlich angesiedelte adriatische Platte abtaucht, zeigt sich in einem Schnitt durch die österreichischen Alpen östlich des Brenners genau das umgekehrte Bild.

 

Zur Person:

Bernhard Fügenschuh wurde am 27. Juni 1962 in Innsbruck geboren. Nach seinem Grundwehrdienst begann Fügenschuh 1981 das Studium der Germanistik an der LFU, ehe er 1983 seine Studien am Institut für Mineralogie und Petrographie begann. Dieses Diplomstudium beendete er 1991. Während seiner Studienzeit in Innsbruck war Prof. Fügenschuh Studienassistent am Institut für Mineralogie. In den folgenden 14 Jahren musste die LFU dann ohne das Wissen und die Persönlichkeit von Prof. Fügenschuh auskommen: Von 1991 bis 1995 war er Doktorand und Assistent am Geologischen Institut der Eidgenössischen technischen Hochschule Zürich, wo er seine Dissertation zum Thema „Thermal and kinematic history of the Brenner area, eastern Alps, Tyrol“ verfasste.

 

In den folgenden Jahren bis 1998 wirkte Prof. Fügenschuh als Postdoktorand am Geologisch Paläontologischen Institut der Universität Basel. Hier war er in die Mitarbeit am vom schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekt „The southwestern termination of the Valais ocean“ eingebunden. Daran anschließend war Fügenschuh bis 2005 Oberassistent am Geologisch Paläontologischen Institut der Universität Basel. Neben der Arbeit in verschiedenen Nationalfondsprojekten habilitierte sich Prof. Fügenschuh in dieser Zeit, ehe es der LFU gelang, ihn per 1. Oktober 2005 als Professor an das Institut für Geologie und Paläontologie zu berufen.