Naturwissenschaftlich-Medizinischer Verein startet ins neue Studienjahr

Die Wahl eines neuen Vorstands und ein Referat von Prof. Ulrich Müller zur Genetik neurologischer Erkrankungen stand am Dienstagabend zum Semesterbeginn auf dem Programm des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins. Als Nachfolgerin von Vizerektor Prof. Tilmann Märk übernahm mit Prof. Michaela Kress vom Institut für Physiologie und Balneologie wieder eine Vertreterin der Medizinischen Universität den Vereinsvorsitz.
Naturwissenschaftlich-Medizinischer Verein
Naturwissenschaftlich-Medizinischer Verein
Mit der Jahreshauptversammlung und der Wahl von Prof. Michaela Kress zur neuen Vorsitzenden und von Dr. Thomas Haller zum Schriftführer begann für den Naturwissenschaftlich-Medizinischen Verein das akademische Jahr 2004/05. Den Verein gibt es bereits seit 1870, den Vorsitz übernimmt alternierend ein Vertreter oder eine Vertreterin der Naturwissenschaften und der Medizin. Das von Prof. Kress vertretene Fach der Medizinischen Physiologie befasst sich mit den normalen Vitalfunktionen des Menschen, seiner Organe, Zellen und Moleküle. Die Themen der Physiologie sind so breit wie die Medizin im Ganzen. Im Mittelpunkt steht die integrative Sicht auf Struktur und Funktion sowie die zugrunde liegenden Mechanismen. Ein fundiertes Wissen über die Physiologie des Menschen ist unverzichtbar für das Erkennen und die Behandlung von Krankheiten. Aus diesem Grund ist die Physiologie seit Jahrhunderten untrennbar verbunden mit der Medizin. "Dies wird auch durch die Tatsache zum Ausdruck gebracht, dass heute noch der Nobelpreis für "Physiologie und Medizin" verliehen wird, auch wenn man verwundert den Begriff "Physiologie" im neuen Curriculum unserer Medizinischen Universität vergeblich sucht", so Prof. Kress.

Bindeglied zwischen den Universitäten
Die wichtigsten Werkzeuge, Versuchsanordnungen und Messverfahren der physiologischen Forschung kommen aus der Molekularbiologie, der Physik und der Chemie. Heute behandelt die moderne Physiologie alle Aspekte der funktionellen Genomik, Proteomik und Metabolomik. Damit steht die Humanphysiologie als Fach zwischen der Medizin und ihren Fragestellungen einerseits und den Naturwissenschaften und ihren Methoden andererseits. Ähnlich ist die Situation für den Naturwissenschaftlich-Medizinischen Verein, dem Naturwissenschaftler und Mediziner gleichermaßen angehören. "Insbesondere nach der Trennung der Medizinischen Universität Innsbruck und der Leopold-Franzens-Universität kann der Naturwissenschaftlich-Medizinische Verein ein wichtiges Bindeglied zwischen den beiden Innsbrucker Universitäten sein", betont Prof. Kress. "Mir ist es ein Anliegen, die Brücke zwischen Naturwissenschaftlern und Medizinern auszubauen und die Kommunikation zwischen Wissenschaftler aus beiden Universitäten zu fördern. Dafür sollen die Vortragsabende des Vereins eine wichtige Plattform sein. Dies soll auch durch die kommenden Vorträge zum Ausdruck gebracht werden, die sich vor allem mit medizinisch relevanten Themen aus der Sicht der Grundlagenforschung beschäftigen werden." Am 9. November findet der nächste Vortrag zu Zyklonukleotid-gesteuerten Kationenkanälen von Prof. Martin Biel aus München statt. Prof. Hermann Handwerker referiert am 7. Dezember über die Frage: Wie wird der Schmerz zur Krankheit? Im neuen Jahr folgt dann ein Vortrag von Prof. Hanns Hatt zur Physiologie des Riechens, einem Forschungsgebiet für dessen Grundlagen der diesjährige Nobelpreis für Medizin und Physiologie verliehen wurde.

Neue Entwicklungen in der Neurogenetik
Im ersten Vortrag des Wintersemesters referierte am Dienstagabend Prof. Ulrich Müller, Vorstand des Instituts für Humangenetik in Giessen, über die Genetik neurologischer Erkrankungen. Die Neurogenetik befasst sich mit der normalen und gestörten Entwicklung des Nervensystems. Seit mehreren Jahren stellt die Analyse der molekularen Ursachen von neurologischen Erkrankungen einen Schwerpunkt neurogenetischer Forschung dar. Am Beispiel der drei monogen vererbten Dystonie-Parkinson-Syndrome, dem Segawa Syndrom ("dopa-responsive dystonia", DRD), dem "rapid-onset dystonia parkinsonism" (RDP) und dem X-chromosomalen Dystonie Parkinson-Syndrom (XDP) erörterte Prof. Müller die Möglichkeiten, die Erfolge aber auch die Grenzen der Erforschung erblicher neurologischer Erkrankungen des Menschen.