Festkolloquium für Plasmaphysiker Ferdinand Cap

Aus Anlass des 80. Geburtstags von em. o. Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Cap lud letzte Woche das Institut für Theoretische Physik zu einem Festkolloquium ein. Im Rahmen dieses Kolloquiums, bei dem auch zwei Fachvorträge von namhaften Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu hören waren, wurden das Lebenswerk des Physikers sowie seine Verdienste um die Leopold-Franzens-Universität gebührend gefeiert.
Festkolloquium Cap
Festkolloquium Cap
Zahlreiche Fachkollegen und Freunde trafen letzte Woche zusammen, um ihren Lehrer, Mentor und Berufskollegen zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Seine Verdienste für die Plasmaforschung in Österreich und um die Universität Innsbruck wurden in diesem Festkolloquium geehrt und gewürdigt. Bereits in den 60iger Jahren war Cap ein moderner, extrem aktiver Professor. Er beschränkte sich nicht nur auf die Vorlesungstätigkeit, sondern führte darüber hinaus auch eine aktive Forschungsgruppe. Cap publizierte eine beeindruckende Zahl von Arbeiten und schrieb nebenbei noch eine Reihe von Lehr- und Fachbüchern.

Den Auftakt des Festkolloquiums bildete die sehr persönlich gehaltene Begrüßungsrede des Vizerektors für Forschung, Univ.-Prof. Dr. Tilmann Märk, der dem Auditorium - darunter auch prominente Nicht-Plasmaphysiker wie die Professoren Rainer Blatt, Rudolf Grimm und Peter Zoller - einen lebendigen und prägnanten Einblick in das Lebenswerk Prof. Caps gewährte: "Ich habe von Anfang an jede einzelne Vorlesung von Prof. Cap genossen", erinnert sich Märk an die Lehrtätigkeit des Jubilars. "Als begnadeter Vortragender hat er es verstanden, auch die schwierigsten Zusammenhänge und mathematischen Ableitungen in klarer, verständlicher und spannender Weise vorzutragen. Der einzige Wermutstropfen: man musste unheimlich schnell und viel mitschreiben", resümiert der Vizerektor für Forschung.

Mit der Gründung der ersten Arbeitsgruppe für Plasmaphysik gelang es Cap bereits in den frühen 60er Jahren, die teilweise auch heute noch im europäischen Raum in der Physik bestehende Trennung zwischen Theorie und Experiment zu überwinden. Er gründete als Theoretiker ein eigenes Labor, wo schon damals auf Grund seiner Anregungen erfolgreiche Experimente durchgeführt wurden. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, beide Fragestellungen in der Physik gleichzeitig zu behandeln, um erfolgreich forschen zu können. Insbesondere arbeiten Schüler Prof. Caps in Österreich und im EU-Ausland in wichtigen Positionen an der Verwirklichung der Kernfusion, einer unerschöpflichen und weitgehend sauberen Energiequelle, mit.

Doch auch in anderen Beziehungen war Cap seiner Zeit voraus: Er erkannte schon früh die Bedeutung des Wissenstransfers von der Universität in die Wirtschaft und hat bereits in den 60iger Jahren Erfindungen realisiert und Patente angemeldet. Er war auch die treibende Kraft dafür, dass nach Installierung des Schwerpunktprogramms des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) einer der ersten Schwerpunkte nach Innsbruck vergeben wurde. Im Rahmen dieses "Schwerpunktes Plasmaphysik" konnten auch junge Assistenten Projekte leiten, während damals eine solche Funktion noch weitgehend Professoren vorbehalten war.

"Wenn heute die Physik eines der ganz großen Glanzlichter der Leopold-Franzens-Universität darstellt und international hohes Ansehen genießt, wenn heute Innsbruck und auch Österreich auf der internationalen Landkarte der Plasmaforschung prominent vertreten sind, dann verdanken wir dies den Visionen von Prof. Cap", ehrt Märk abschließend das Lebenswerk eines großen Wissenschaftlers, der in der Nachkriegszeit den Grundstein zu einer rasanten Entwicklung nicht nur der Plasmaforschung, sondern auch der Innsbrucker Physik im allgemeinen gelegt hat. Mit Erfolg: Aus zwei Professoren sind inzwischen zehn geworden und aus den zwei Instituten sind fünf entstanden.

Die Laudatio auf Prof. Cap hielt Univ.-Prof. Dr. Hannspeter Winter (Vorstand des Instituts für Allgemeine Physik der TU Wien und Koordinator der österreichischen Assoziation an das Fusionsforschungsprogramm der EU, der "Assoziation EURATOM-ÖAW") gehalten. Nach einer kurzen Darstellung des wissenschaftlichen Lebenslaufes des Jubilars, in dem die Vielfalt an wissenschaftlichen Interessen ebenso bemerkenswert ist wie die zahlreichen Aktivitäten zur Begründung neuer Arbeitsgebiete und Forschungseinrichtungen, ging er ausführlich auf die Rolle von Prof. Cap für das Zustandekommen der Assoziation EURATOM-ÖAW ein: Der Jubilar kann ohne jede Einschränkung als „Doyen der österreichischen Plasmaphysik“ bezeichnet werden; er hat sich bereits frühzeitig und teilweise gegen starke Widerstände für eine maßgebliche Beteiligung österreichischer Wissenschaftler an der internationalen Fusionsforschung eingesetzt, hat dazu entsprechende Studien und Memoranden verfasst, zahlreiche Vorträge im In- und Ausland gehalten, Kooperationen angeregt und schließlich lange Jahre in einer Koordinationskommission für Fusionsforschung bei der österreichischen Akademie der Wissenschaften mitgewirkt. Die wertvollen Beiträge der Innsbrucker Plasmaphysik zur internationalen Fusionsforschung in experimentellen wie theoretischen Teilgebieten seit Gründung der Assoziation im Jahre 1996 sind zu einem guten Teil durch diese unermüdlichen Bemühungen angeregt worden.

Den Schluss seiner Laudatio widmete Prof. Winter sehr anerkennend der Bereitschaft des Jubilars, sich zu weltanschaulichen Fragen, die im Bereich der Naturwissenschaften nicht behandelt werden können, ebenso fundiert zu Wort zu melden wie unerschrocken Fehlentwicklungen in der öffentlichen Perzeption von Wissenschaft und Quacksalberei aufzuzeigen und zu kritisieren: "Seine markante Persönlichkeit ist weithin bekannt und geschätzt und wurde wohl deshalb auch in einem heiteren Schlüsselroman über die Universität Innsbruck besonders charakterisiert".

Nach der Laudatio von Prof. Winter richtete der Jubilar dann auch selbst einige Worte an das Auditorium, in denen er sich zunächst bei den Organisatoren dieses Kolloquiums - vor allem Univ.-Prof. Dr. Siegbert Kuhn vom Institut für Theoretische Physik in Zusammenarbeit mit der Experimentellen Plasmagruppe am Institut für Ionenphysik - bedankte und anschließend einige Anekdoten aus seiner Studienzeit während des Krieges zum Besten gab.

Den zweiten Hauptteil des Festkolloquiums bildeten die beiden hochkarätigen Fachvorträge von Prof. Dr. Karl Lackner, Direktor am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching bei München ("Magnetisch eingeschlossene thermonukleare Plasmen: ein Beispiel für Materie unter extremen Bedingungen") und Prof. Dr. Claus Weyrich, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, München ("Herausforderung Innovation"). Diese zeigten eindrucksvoll, dass es frühere Schüler Prof. Caps nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Wirtschaft zu höchsten Positionen gebracht haben.

Zur Person
Ferdinand Cap wurde am 25. Juni 1924 geboren und studierte zunächst von 1942 bis 1946 an der Universität Wien Physik, Mathematik und Chemie. Für seine Promotion im Jahr 1946 wurde ihm die Auszeichnung „sub auspiciis praesidentis“, die damals noch nicht bestand, nachträglich verliehen. In den 40er Jahren war Cap zunächst als Assistent an der Universität Wien tätig und kam im Jahr 1949 nach Innsbruck, zunächst als Assistent (unter anderem von Prof. Schrödinger) und anschließend als Dozent am Institut für Theoretische Physik. Forschungstätigkeiten im In-und Ausland sowie zahlreiche Gastvorträge an Universitäten in der ganzen Welt kennzeichnen seine Berufslaufbahn ebenso wie eine breite Palette an Publikationen und Büchern, die von ihm verfasst wurden. Mit zahlreichen Ehrungen für seine wissenschaftliche Tätigkeiten ausgezeichnet, als Wissenschaftler und Forscher verehrt und als mutiger Kritiker bewundert, gelang es Cap schon in den frühen 60er Jahren, die Universität an wichtiger Stelle in der Forschungslandschaft national und international zu positionieren. 1980 emeritiert, ist Prof. Cap bis heute wissenschaftlich aktiv geblieben und beweist dies mit zahlreichen neueren Publikationen und Büchern. (bb)