Karrierestopp Wissenschaft?

„Die Rolle der Frau in der industriellen und wissenschaftlichen Forschung in Österreich“ stand kürzlich im Mittelpunkt eines GENDER-Workshops an der LFU. Eine hochrangige Diskussionsrunde von WissenschafterInnen in Führungspositionen sprach über Karriereentwicklung. Insgesamt 40 Teilnehmerinnen besuchten den Workshop organisiert von Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT) und LFU.
v.l. Dr. B. Frick, G. Koell, beide KMT, Univ.-Prof. Dr. S. Schindler, Institut für As …
v.l. Dr. B. Frick, G. Koell, beide KMT, Univ.-Prof. Dr. S. Schindler, Institut für Astrophysik, LFU Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. G. Wick, Biozentrum Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. H. Piza, Univ.-Klinik Innsbruck, Dr. I. Kohl, Fa. Ionimed Analytik, Innsbruck, Dr. I. Schacherl, Joanneum Reseach, Wien, Dr. B. Fritzky, GF der Fa. Amynon Biotech GmbH, Innsbruck.

Um die Situation der Frauen in der Forschung in Österreich zu verbessern, gibt es eine ministerienübergreifende Initiative die vorwiegend Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen unterstützt und fördert. Das Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT) betreibt in diesem Rahmen ein frauenförderndes Projekt. Am 19. Jänner 2006 gab es einen erster Workshop zum Thema „Frauen in der industriellen und universitären wissenschaftlichen Forschung“. Zentrale Themen waren die Stärkung von Aktivitäten, die Frauen in Leitungspositionen befördern, attraktivere familiäre Betreuungsmodelle, flexiblere Arbeitszeitmodelle und Abbau von Karrierehindernissen für Frauen und für Männer gleichermaßen. Frau Dr. Barbara Frick, Gender-Beauftragte im Kompetenzzentrum Medizin Tirol (KMT) berichtete über Gender-Mainstreaming in der Forschungsförderung und speziell über nationale frauenfördernde Programme. Im Mittelpunkt stand dabei das vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung initiierte nationale Programm fFORTE.

Frau Prof. Schacherl  von Joanneum Research, legte ernüchternde Zahlen von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Österreich vor. So zeigt die Studie u.a., dass Frauen verstärkt in unteren Einkommensgruppen zu finden sind und Männer nach wie vor Führungspositionen einnehmen. Zu denken gibt auch das Ergebnis, dass der Frauenanteil in der industriellen Forschung in Österreich im EU-Vergleich an letzter Stelle steht. Der Frauenanteil in der universitären Forschung an Vorletzter. Eine der zentralen Fragen des Workshops war, warum es so wenige Frauen in der Forschung gibt und wie es zu dieser Schieflage kommt? Im Hochschulsektor wird das meiste Forschungspersonal eingesetzt, gefolgt vom Unternehmenssektor. Wobei der Frauenanteil von Wissenschafterinnen im Hochschulsektor höher ist als im Unternehmenssektor.

Bewusstseinsbildung bei Frauen und Männer

Die Vollbeschäftigung in der außeruniversitären Forschung stellt nach wie vor die Norm dar. Insgesamt sind 81% vollbeschäftigt, davon nur 13,8% Frauen.Hier ist ein soziales Problem erkennbar. Frauen brauchen die Infrastruktur, in der sie Beruf und Familie vereinbaren können. Prof., selbst Mutter und Leiterin der Universitätskinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie in Innsbruck meint, dass vor allem Frauen in leitenden Positionen Vorbildwirkung für Mädchen sein sollen und ihnen die Hemmschwelle nehmen sollen, später einmal leitende Funktionen zu übernehmen. Dr. Fitzky, Geschäftsführerin von Amynon Biotech, bemüht sich um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in ihrem Unternehmen, gleichwohl sei es oft sehr schwierig dieses aufrechtzuerhalten. Bei Bewerbungen erlebe sie es immer wieder, dass Frauen trotz fachlicher Qualifikation nicht die Eigenschaften mitbrächten, um Arbeitsgruppen zu führen. „Die Frauen wollen meist keine Verantwortung übernehmen, es fehlt ihnen einfach am Selbstvertrauen“, so Fitzky.

Prof. Georg Wick berichtete von zahlreichen und relativ einfachen Maßnahmen die er in seiner aktiven Zeit als FWF-Präsident in Sachen Frauen durchgesetzt hat. Die Rücksichtnahme bei der Lebensplanung von Frauen stellt eine der wesentlichen Maßnahmen dar. „Wir können es uns nicht leisten, auf 50% des intellektuellen Potential zu verzichten“, betont Wick.