Liechtenstein-Preis verliehen

Anlass zum Feiern war die Verleihung des Liechtenstein-Preises an die drei Innsbrucker Wissenschaftler Paul Videsott, Martin Kocher und Paul Scheier. Der Liechtenstein-Preis wird seit 1983 jedes Jahr für herausragende wissenschaftliche Arbeiten an Innsbrucker Wissenschafter vergeben.
Paul Videsott, Martin Kocher, Paul Scheier (v.l.)
Paul Videsott, Martin Kocher, Paul Scheier (v.l.)
Die Verleihung des Liechtenstein-Preises fand dieses Jahr an der Universität Innsbruck statt. Rektor Hans Moser begrüßte die zahlreich erschienen Gäste und betonte den Wert dieses Preises, der "die erfolgreiche und lebendige Forschung an der Universität Innsbruck ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringt". Bemerkenswert sei auch die Tatsache, dass jeder der drei Preisträger aus einer anderen Wissenschaftsrichtung und Fakultät komme, was die Vielfalt hervorragender Forschung an der Universität Innsbruck zeige. Die Dekane der SoWi, Prof. John-ren Chen, der Geiwi, Prof. Elmar Kornexl, und der Natwi, Prof. Dietmar Kuhn, stellten jeweils den Preisträger ihrer Fakultät vor. Das Preisgeld von insgesamt 7.500 Euro wurde vom Leiter des Schulamtes von Lichtenstein, Guido Wolfinger, überreicht. Er freute sich besonders über den Lichtenstein-Bezug in zwei der drei Arbeiten. Im Anschluss gaben die Preisträger einen kurzen Einblick in die preisgekrönten Arbeiten:

Mag. Dr. Paul Videsott (Institut für Romanistik)
1971 in Bruneck (Italien) geboren, Studium der Romanistik und der Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, seit 1999 Vertragsassistent am Institut für Romanistik der Uni Innsbruck, zahlreiche Publikationen zum Thema Italienische Sprachgeschichte mit Schwerpunkt Ladinische Sprache.

In seinem Forschungsprojekt vergleicht Videsott die vordeutschen Ortsnamen von über 100 Gemeinden im Ostalpenraum. Mit mathematisch-statistischen Methoden werden dabei Sprach- und Dialektgrenzen nachgewiesen, die durch den Übergang vom Ladinischen zum Deutschen im Großteil des Untersuchungsgebietes mittlerweile überdeckt sind.

A. Univ.-Prof. Mag. Dr. Paul Scheier (Institut für Ionenphysik)
1964 in Dornbirn geboren, Diplomstudium für Physik und Lehramtsstudium Physik und Mathematik an der Universität Innsbruck, 1994 Habilitation und Erlangung der Lehrbefugnis als Universitätsdozent für das Fach Ionenphysik, zahlreiche Publikationen im Bereich Ionenphysik.

Die ausgezeichneten Arbeiten entstanden in einer Zusammenarbeit des Instituts für Ionenphysik der Uni Innsbruck und dem Institut für Kernphysik der Universität Giessen. Ziel der gemeinsamen Untersuchungen war die Wechselwirkung von Elektronen mit Fulleren-Ionen. Fullerene sind Moleküle, die nur aus Kohlenstoff bestehen und einen hohlen Käfig formen. Der bekannteste Vertreter, das C60, hat die Form eines Fußballs mit einem Durchmesser von einem Nanometer. Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass dieses Molekül sich wie eine winzige geladene Metallkugel verhält. Die Messungen zeigten erstmalig, dass dieser Effekt auch bei der Wechselwirkung zwischen Elektronen und Fullerenen, die zur Zerstörung dieser Moleküle führt, eine wichtige Rolle spielt.

Mag. Dr. Martin Kocher (Institut für Finanzwissenschaft)
Studium der Volkswirtschaftslehre und der Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, seit 1998 Vertragsassistent und Projektassistent am Institut für Finanzwissenschaft mit Schwerpunkt Öffentliche Güter, Kleinstaaten, Experimentelle Ökonomie, Evaluation und Soziologie der Ökonomie.

Die preisgekrönte Arbeit beschäftigt sich mit dem öffentlichen Sektor in Kleinstaaten bzw. Kleinststaaten, vor allem mit der Bereitstellung öffentlicher Güter und Leistungen. Theoretisch lässt sich ableiten, dass sehr kleine Staaten aufgrund der besonderen Eigenschaften öffentlicher Güter einen Kostennachteil zu tragen haben. Tatsächlich wird in der Arbeit empirisch nachgewiesen, dass der Anteil des öffentlichen Sektors an der Wirtschaftsleistung in kleinen Staaten größer ist als in großen Staaten. Anhand von 21 Kleinstaaten wird auf Basis dieser Erkenntnis die Art der Bereitstellung jener öffentlichen Güter genau analysiert, die potentiell besonders hohe Kosten für Kleinstaaten verursachen. Die Arbeit versucht dann ein sich daraus ergebendes Paradoxon aufzulösen: Warum nimmt die Anzahl der Kleinstaaten in der Welt zu, obwohl diese einen relativen Kostennachteil im öffentlichen Sektor zu tragen haben?