Wechsel nach Oxford

Anfang dieses Jahres hat der junge Innsbrucker Quantenphysiker Dieter Jaksch eine Stelle an der renommierten University of Oxford angetreten. Im Gespräch mit der iPoint-Redaktion skizziert er seine bisher sehr erfolgreiche Laufbahn in Innsbruck und beschreibt die Rahmenbedingungen für Jungwissenschaftler in Großbritannien.
Dr. Dieter Jaksch
Dr. Dieter Jaksch
Herr Dr. Jaksch, Sie sind auf eine permanente Lecturer Stelle an die University of Oxford berufen worden. Wann treten Sie diese Stelle an?

Ich habe die Stelle am 1. Jänner angetreten. Es handelt sich dabei allerdings (noch) nicht um einen permanenten Vertrag. Die Probezeit dauert ein Jahr. Erst wenn die Evaluation meiner Arbeit nach diesem Jahr positiv ausfällt, wird meine Stelle um weitere vier Jahre verlängert. Nach diesen vier Jahren erfolgt dann wiederum eine Evaluation und erst dann wird der Vertrag auf unbefristete Zeit verlängert.

Sie tauschen die Universität Innsbruck gegen die Hochburg des britischen Universitätssystems ein. Welche Veränderungen in Ihrem Arbeitsalltag erwarten Sie sich?

Die grundlegendsten Veränderungen erwarte ich mir in der Lehre. Die Studierenden erhalten in Oxford eine persönliche Betreuung durch Dozenten und Professoren, die weit über jene an vielen anderen Universitäten hinausgeht. Neben den Vorlesungen an der Universität gibt es im College zusätzlichen Unterricht und Prüfungen für kleinste Gruppen von Studierenden und damit eine viel engere Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden als dies in Innsbruck der Fall ist.

Sie haben nach Ihrer Promotion ‚sub auspiciis praesidentis' als Assistent am Institut für Theoretische Physik in der Forschungsgruppe von Prof. Peter Zoller gearbeitet. Was war Ihr schönster gemeinsamer Arbeitserfolg?

Der meiner Ansicht nach schönste Erfolg war der von uns 1998 theoretisch vorgeschlagene Mott-Isolators mit neutralen Atomen in optischen Gittern. Dieser Mott-Isolator konnte rund vier Jahre später in München realisiert werden und die experimentellen Ergebnisse stimmen sehr gut mit unseren theoretischen Vorhersagen überein. Außerdem könnte der Mott-Isolator in Zukunft als Ausgangspunkt für viele Anwendungen in der Quanten-Informationsverarbeitung dienen. Weiters stimulierte unsere Arbeit zum Mott-Isolator eine große Zahl von theoretischen und experimentellen Untersuchungen, was mich besonders freut.

Sie haben vor kurzem den Förderpreis des Landes Tirol für zukunftsweisende wissenschaftliche Forschung erhalten. Welche Voraussetzungen haben zu ihren großen persönlichen wissenschaftlichen Erfolgen geführt?

Ich erachte es als besonders wichtig gewissenhaft zu arbeiten und mich immer wieder zu fragen, warum eine bestimmte Forschungsarbeit durchgeführt werden soll. Das heißt, dass ich mir klare Ziele setze und mich immer wieder vergewissere, dass meine Arbeit von Nutzen für z.B. andere Physiker ist. Auch die Arbeitsbedingungen, welche in Innsbruck immer hervorragend waren, sind meiner Meinung nach sehr wichtig.

Beschreiben Sie uns doch bitte kurz Ihr Forschungsgebiet. Was werden Sie persönlich in das Oxforder Forschungsteam einbringen?

In den letzten Jahren habe ich mich hauptsächlich mit der Identifizierung möglicher quantenoptischer Realisierungen für den Bau eines Quantencomputers beschäftigt. Im Zuge dessen untersuchte ich theoretisch atomare Bose-Einstein Kondensate, kohärente Stöße zwischen ultrakalten Atomen, Rydberg Atome, die Erzeugung von molekularen Bose-Einstein Kondensaten und Quantenphasenübergänge. Ich werde meine Erfahrung auf diesen Gebieten mit in das Oxforder Forschungsteam einbringen.

Was zeichnet den Arbeitsalltag sowie die -strukturen der Innsbrucker Quantenphysiker aus, die ja immer wieder internationale Spitzenergebnisse in der Grundlagenforschung erzielen und aus deren Reihen überaus erfolgreiche Jungwissenschaftler hervorgehen?

Ich erachte die sehr gute Ausstattung der Quantenphysik mit Geräten und Computern sowie die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen experimentellen und theoretischen Arbeitsgruppen im Rahmen unseres Spezialforschungsbereichs als die wichtigsten Infrastrukturelemente. Außerdem wird die Quantenphysik in Innsbruck sehr stark durch Persönlichkeiten wie Prof. Peter Zoller und Prof. Rainer Blatt getragen, die es in den letzten Jahren schafften, die theoretische und experimentelle Quantenoptik in Innsbruck auszubauen.

Die Universität Innsbruck ist Ihre Heimatuniversität, d.h. Sie haben hier Ihre akademische Ausbildung genossen und Ihre wissenschaftliche Karriere gestartet. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Stärken der Tiroler Landesuniversität?

Momentan sehe ich die Stärken der Universität Innsbruck in der Existenz einiger Forschergruppen, die sich im internationalen Spitzenfeld bewegen, sowie der ausgezeichneten Lage im Zentrum von Europa. Ich glaube auch, dass die Ausbildung sowohl an den Tiroler Schulen als auch an der Universität Innsbruck keinen internationalen Vergleich zu scheuen braucht. Diese Stärken sollten es der Universität Innsbruck in den nächsten Jahren ermöglichen, die im Rahmen der Privatisierung sicher notwendigen Kooperationen mit Hochtechnologiefirmen zu etablieren und auch zur Ansiedlung solcher Firmen in Tirol maßgeblich beizutragen.

Könnten Sie sich vorstellen, in ein paar Jahren wieder nach Tirol zurückzukehren? Welche Bedingungen müssten dafür erfüllt sein?

Ich kann mir vorstellen wieder nach Tirol zurückzukehren. Ich glaube, dass die Innsbrucker Quantenphysik in den nächsten Jahren noch stärker wird und sich dadurch interessante Möglichkeiten eröffnen werden. Was ich mir wünsche ist, dass die Arbeitsverträge an der Universität an jene in der Privatwirtschaft angepasst werden. Ich denke, dass es weder zielführend ist, Professoren sowie alle Assistenten nur befristet anzustellen, noch - wie früher - sie zu pragmatisieren.