Über die Vorhersagbarkeit des Wetters

Vor einem vollen Hörsaal hielt am Dienstag Nachmittag Prof. Martin Ehrendorfer vom Institut für Meteorologie und Geophysik seine Antrittsvorlesung. Rektor Prof. Hans Moser, Dekan Prof. Dietmar Kuhn und zahlreiche Studierende waren gekommen, um Ehrendorfers Thesen zur "Vorhersagbarkeit und Stabilität atmosphärischer Strömungen" zu hören.
Prof. Dr. Martin Ehrendorfer
Prof. Dr. Martin Ehrendorfer
Martin Ehrendorfer erläuterte den Zuhörern in seiner Antrittsvorlesung bis zu welchem Grad detaillierte Wetterabläufe vorhersagbar sind. Mittels numerischer Modelle der Atmosphäre, die auf physikalischen Grundlagen aufbauen, sind, ausgehend von der aktuellen Situation, Vorhersagen zukünftiger Wetterentwicklungen möglich. Während die Vorhersage den zukünftigen Wetterablauf beschreibt, wird in der Untersuchung der Vorhersagbarkeit des Wetters danach gefragt, bis zu welchem Grad detaillierte Wetterabläufe, bei Vorliegen unvermeidlicher Ungenauigkeiten in der Ausgangsanalyse, vorhergesagt werden können.

In Vorhersagbarkeitsstudien stellt man fest, dass sich zwei Vorhersagen, welche mit einem der heute verwendeten Vorhersagemodelle berechnet werden, gleichzeitig aber von leicht unterschiedlichen Ausgangsanalysen gestartet werden, mit zunehmender Vorhersagezeit im allgemeinen mehr und mehr voneinander unterscheiden. Dieses Modellen inhärente Anwachsen kleiner Fehler ist höchstwahrscheinlich auch eine Eigenschaft der Atmosphäre, und stellt, bei Vorliegen von Fehlern in der Analyse, eine Begrenzung der Vorhersagbarkeit detaillierter Wetterabläufe dar. Dennoch sind Verbesserungen in der Güte der Prognose selbst durch Verbesserung der Modelle und der Ausgangsanalyse möglich.

Eng im Zusammenhang mit dem Anwachsen anfänglicher Unterschiede steht die Frage nach der Stabilität von atmosphärischen Strömungen. Methoden der allgemeinen Stabilitätsanalyse zeigen die Möglichkeit transienter Wachstumseffekte, und erlauben die Untersuchung der Stabilität zeitabhängiger Strömungen. Wesentliche offene Forschungsfragen bestehen in der Feststellung der Fehleramplifizierung auf kleinen, orographisch beeinflussten Skalen, oder auch in der Untersuchung der Mechanismen, auf Grund derer eine instabile Störung anwächst.

1962 in Wien geboren, absolvierte Martin Ehrendorfer das Studium der Meteorologie und Geophysik ebenfalls in Wien. Nach einjährigem Aufenthalt in den USA folgten Promotion und Habilitation in Wien. Nach Tätigkeiten in Wien und den USA führte ihn sein Weg schließlich nach Innsbruck. Im September letzten Jahres folgte er dem Ruf unserer Alma Mater und kam als Professor für Theoretische Meteorologie an die Universität Innsbruck. Seit nunmehr einem Jahr ist Ehrendorfer als Professor am Institut für Meteorologie und Geophysik tätig.