Vorgestellt: Sprachliche Leidenschaft

Pius ten Hacken wurde im Oktober letzten Jahres zum Professor am Institut für Translationswissenschaft berufen. Sein größtes Interesse liegt an der Schnittstellezwischen dem Lexikon, der Wortbildung und der Sprachphilosophie. In Innsbruck lehrt und forscht er in den Schwerpunkten Terminologie und Englisch.
Pius ten Hacken
Pius ten Hacken ist Professor am Institut für Translationswissenschaft (Foto: Universität Innsbruck)

„Die Grammatik hat mich von Anfang an fasziniert,“ sagt Pius ten Hacken. Seine Begeisterung für Sprachen und für die sprachlichen Feinheiten hat der Wissenschaftler bereits als Jugendlicher im Gymnasium entdeckt. Besonders interessierten ihn die kleinsten Bausteine, die eine Sprache ausmachen. In den Niederlanden habe man als Kind nur eine vage Vorstellung davon, dass außerhalb der Landesgrenzen auch noch andere Sprachen und Kulturen existieren. Der erste schulische Kontakt mit dem Lateinischen legte für ten Hacken den Grundstein für seine spätere sprachliche Leidenschaft.

Die Faszination der Grammatik

Die lateinische Grammatik war für ten Hacken noch nicht komplex und kompliziert genug, und so entschloss er sich, das englische Lehrbuch „Teach youself Polish“ zu erwerben. „Leider war damals mein Englisch noch nicht gut genug, um das Lehrbuch zu lesen, also bin ich nicht so weit gekommen.“ Weit gekommen ist ten Hacken aber in seiner Karriere und seiner wissenschaftlichen Vernetzung in viele Länder Europas. Von den Niederlanden übersiedelte er nach Basel, wo er zwölf Jahre an der dortigen Universität arbeitete. Unter anderem war er am Projekt „Word Manager“, der größten Datenbank für deutsche morphologische Wörterbücher, beteiligt. Nach dieser sehr interessanten Zeit wechselte er nach Swansea in Wales, wo er für den Fachbereich „Translation“ verantwortlich war. Ten Hacken war hier an der Schnittstelle der Bereiche Lexikon, Wortbildung und Terminologie tätig. Nach weiteren elf Jahren in Großbritannien wechselte der Professor nach Innsbruck, wo er die universitäre Situation sehr zu schätzen weiß. „Ich kann mit anderen Ländern vergleichen und sehe, was hier gut ist,“ sagt der Wissenschaftler. Seine Forschungsschwerpunkte haben sich langsam und mit seinen Erfahrungen an den unterschiedlichen Universitäten entwickelt, sein zentrales Interesse liegt aber nach wie vor in der Computerlinguistik und der Morphologie.

„Man kann nicht immer alles genau verstehen.“

In seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung beschäftigt sich ten Hacken unter anderem intensiv mit der Terminologie. Dieses Gebiet ist auch einer seiner Schwerpunkte in Innsbruck. Dabei untersucht er die Art und Weise, wie in der Übersetzung mit Fachtermini umgegangen werden soll. Auch wenn die Übersetzerin oder der Übersetzer fachspezifische Inhalte nicht genau versteht, so muss der Text für das Zielpublikum verständlich übermittelt werden. Dies ist nur mit der Kenntnis bestimmter terminologischer Verfahren möglich. Wenn es den Übersetzerinnen und Übersetzern gelingt, die beispielsweise medizinischen Fachausdrücke richtig zu übersetzen, „dann brauchen Sie nur noch die syntaktische Konstruktion, um einen Zieltext zu produzieren, den sie vielleicht selber nicht so gut verstehen, aber ein Mediziner in der Zielsprache schon“. Besonders fasziniert den Wissenschaftler, dass es möglich ist, einen Text zu übersetzen, ohne selbst ein spezifisches Fachwissen zu haben. Dabei geht es ihm weniger um individuelle neue Wortbildungen, sondern um die Prozesse und die Wortbildungsregeln, die angewendet werden. Pius ten Hacken hat bereits begonnen, an einer Monographie zu arbeiten, in der er versucht, ein Gesamtbild vom Lexikon in Beziehung zu Wortbildungen, Wörterbüchern und Terminologie aufzubauen. Eigene Ideen und Beispiele werden die auf unterschiedlichen Theorien basierende Arbeit ergänzen. Ein Grund, warum die Universität Innsbruck für den Professor so interessant ist, ist die geographische Lage und die Möglichkeit, in kürzester Zeit viele Länder Europas zu erreichen. „In Wales dauert es einen Tag, um aus Großbritannien rauszukommen und hier deckt ein Reisetag fast ganz Europa ab.“ Dies sei eine bessere Voraussetzung, um gemeinsam mit mehr Menschen breite Forschung betreiben zu können.

„Ich bin auch an der Uni wegen der Studierenden.“

Ein sehr wesentlicher Teil seiner Arbeit ist für Pius ten Hacken die Arbeit mit den Studierenden. Es freut ihn, in Innsbruck so selbstständige und hochmotivierte junge Menschen zu treffen, mit denen er so gut arbeiten kann. Der Professor selbst hat seine persönliche sprachliche Weiterbildung allerdings auch noch nicht abgeschlossen: „Ich bin jetzt wieder mit Polnisch beschäftigt, es macht immer noch Spaß daran zu arbeiten.“

Zur Person:

Univ.-Prof. Dr. Pius ten Hacken studierte Französisch und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Utrecht. Bevor er seine Professur in Innsbruck im Oktober 2013 am Institut für Translationswissenschaft antrat, lehrte und forschte er bereits an der Universität in Basel und in Swansea. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Terminologie, der Wortbildung und dem mentalen Lexikon. Die Translationstheorien und Sprachwissenschaft sowie die philosophische Grundlage der Sprachwissenschaft runden sein Interessensprofil ab. In Innsbruck arbeitet Pius ten Hacken in den Schwerpunkten Englisch und Terminologie.