Tobin Tax auf Tauglichkeit geprüft

Die Tobin Tax, eine Steuer auf Devisentransaktionen, soll kurzfristige Spekulationen auf Währungsmärkten eindämmen und so die Volkswirtschaft stabilisieren. Den Problemen, aber auch den Vorteilen, welche die Einführung einer derartigen Steuer mit sich bringt, versucht der Doktorand Daniel Kleinlercher vom Institut für Banken und Finanzen in seiner Dissertation auf den Grund zu gehen.
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Die Tobin Tax, auch Devisentransaktionssteuer genannt, wurde 1972 vom US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und späteren Nobelpreisträger James Tobin zum ersten Mal vorgeschlagen. Die Einhebung einer kleinen Steuer - zwischen 0,001 bis 0,1 Prozent - auf Devisentransaktionen soll Spekulanten aus den Märkten drängen, und dadurch eine Stabilisierung der internationalen Devisenmärkte bewirken. Besonders seit der Wirtschaftskrise 2008 taucht die Steuer wieder vermehrt in der öffentlichen Diskussion auf und wird von vielen Politikern befürwortet.

Auf experimentelle Art und Weise

MMag. Daniel Kleinlercher überprüft in seiner Dissertation auf experimentelle Art und Weise die Zukunftschancen einer Devisentransaktionssteuer. Er wird dabei von Priv.-Doz. Michael Kirchler und Prof. Jürgen Huber unterstützt. Kleinlercher erforscht die Probleme, aber auch die Vorteile, die mit der Einführung einer solchen Steuer in Zusammenhang stehen. Da es in der Realität noch nie eine solche Steuer gab, wurde im Laufe dieses drei Jahre andauernden Projektes ein experimentelles Umfeld geschaffen, das es erlaubt, die möglichen Konsequenzen einer Steuereinführung zu untersuchen. Die Teilnehmer dieser experimentellen Studie sind ausgesuchte Studierende der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck, die für die Dauer des Experiments auf verschiedenen Märkten Währungen handeln können. Auf den Märkten werden abwechselnd bestimmte Szenarien, wie verschiedene Steuerhöhen, diverse Marktmechanismen oder Währungsschocks eingeführt, um den Verhältnissen am realen Markt möglichst gerecht zu werden.

Fehlende politische Koordination

Der Wissenschaftler überprüft anhand der gewonnenen Daten, wie sich eine Steuer auf das Händlerverhalten auswirkt. Fliehen sie etwa in nichtbesteuerte Märkte, wenn auf ihrem Markt eine Transaktionssteuer eingeführt wird? Im Experiment konnte eine derartige Abwanderung bereits bestätigt werden. Dieses Szenario könnte auch in der Realität eintreten, wenn nicht in allen Ländern dieser Welt eine solche Steuer eingeführt werden würde. Das Geld könnte aus den besteuerten Märkten in die Steueroasen verschwinden. Dadurch würde der gewünschte Effekt der Tobin Tax komplett verfehlt. Daniel Kleinlercher sieht die internationale Politik gefordert: „Das Problem liegt darin, dass es keine supranationale Regierung gibt, die die Einführung einer derartigen Steuer regeln könnte. Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass politischer Konsens und internationale Koordination nötig sind, um eine Steuer erfolgreich zu implementieren. Somit sind internationale Gremien wie die Europäische Union oder G-20 Länder gefordert, eine möglichst weltweite Einführung durchzusetzen.“

Zur Person

Daniel Kleinlercher (*1985 in Lienz) hat seine universitäre Laufbahn mit dem Diplomstudium der Betriebswissenschaft an der Universität Innsbruck begonnen, außerdem absolvierte er das  Diplomstudium der Politikwissenschaft. Nun forscht er als Doktorand am Institut für Banken und Finanzen der Universität Innsbruck. Für sein Forschungsprojekt hat er ein Doktoratsstipendium der Universität Innsbruck und ein DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhalten.

Dieser Text wurde von Lisa Steurer im Rahmen der Lehrredaktion am Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice gestaltet.