Aufschlussreiche Funde an antiker Alpenstraße
Begonnen hat alles mit der Errichtung eines landwirtschaftlichen Beregnungssystems auf der Malser Haide im Jahr 2008, die vom Südtiroler Landesamt für Bodendenkmäler begleitet wurde. Schon die ersten archäologischen Untersuchungen der Behörde waren äußerst vielversprechend: Auf dem Gemeindegebiet von Mals konnten Spuren von drei bislang unbekannten römischen Siedlungen dokumentiert werden. Eine davon wird im Rahmen eines von der Autonomen Provinz Bozen unterstützten Forschungsprojekts unter der Leitung von Assoz.-Prof. Gerald Grabherr vom Institut für Archäologien wissenschaftlich untersucht.
Hinweise auf überregionalen Handel
Die erste Grabungskampagne im heurigen Sommer war für das
Archäologen-Team um Mag. Stephan Leitner, der die Arbeiten vor Ort leitet,
bereits ein großer Erfolg: Auf der bisher erforschten Fläche konnten drei
Hausgrundrisse festgestellt werden, die nach aktuellem Stand der Untersuchungen
ins 1. Jahrhundert nach Christus datieren. „Die ursprünglich in Holzbauweise
errichteten Gebäude wurden in einer zweiten Bauphase mit gemörtelten
Steinfundamenten ausgestattet“, berichtet Grabungsleiter Leitner. Die Häuser wurden spätestens zu Beginn
des 3. Jahrhunderts nach Christus aufgegeben und erst im Frühmittelalter als
Bestattungsplatz der nahegelegenen Kirche des Heiligen Benedikts wieder
aufgesucht.
Das Interessante an der neu entdeckten Siedlung ist ihre
geografische Nähe zur Via Claudia Augusta, einer wichtigen antiken
Straßenverbindung, die von Norditalien über die Alpen bis ins bayerische
Alpenvorland führte. „Die intensiven Handelskontakte der Bevölkerung entlang
solcher Verkehrsadern spiegeln sich auch im vorliegenden Fundmaterial wider“,
erklärt Projektleiter Gerald Grabherr. So fanden die Archäologen neben Münzen und Fibeln auch zahlreiche
Fragmente römischen Tafelgeschirrs, die auf überregionale Handelskontakte beispielsweise
zu Töpferwerkstätten in Südfrankreich und am Mittelrhein hinweisen.
Forschungslücke schließen
Das von der Südtiroler Landesabteilung Bildungsförderung, Universität und Forschung unterstützte, dreijährige Forschungsprojekt „Die Römerzeit im Oberen Vinschgau. Ein Beitrag zur Siedlungstopographie einer alpinen Gebirgsregion“ wird eine Forschungslücke zur römischen Besiedlung im Alpenraum schließen. Im kommenden Sommer soll eine weitere Grabungskampagne stattfinden.