Kopf der Woche: Birgit Unterlechner

Für ihre Diplomarbeit „Frauen-Leben im Kontext von Flucht und Migration. Drei Frauenbiografien“ erhielt Birgit Unterlechner heuer den Anerkennungspreis für eine Publikationsförderung für frauenspezifische Forschung. Im Zentrum der Arbeit steht die Perspektive von Frauen, die den Weg der Flucht oder der Migration allein, ohne Ehepartner oder Familienangehörige, gingen.
Birgit Unterlechner
Birgit Unterlechner

Geschichte(n) über weibliche Flucht und Migration
Ziel der Diplomarbeit war es, aus einer feministischen Perspektive Geschichte(n) allein migrierender Frauen theoretisch und empirisch zu beleuchten und geschlechtsblinden, androzentristischen Forschungsansätzen gegenüberzustellen.

„Die Arbeit soll auch ein Beitrag sein, die in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor verbreitete Annahme, Frauen würden ausschließlich mit ihren Ehemännern (und von diesen abhängig) mit- oder ihnen nachwandern, zu dekonstruieren“, so Unterlechner. Durch die Arbeit mit biografisch narrativen Interviews werden in drei Einzelfallanalysen zum einen individuelle Erfahrungen und Umgangsweisen mit Flucht und Migration offen gelegt, zum anderen werden Macht- und Herrschaftsprozesse, welche die Frauen als „Andere“ und „Fremde“ konstituieren und in ihrem Handlungsspielraum begrenzen, konkret sichtbar. Entgegen der häufig eingenommenen Opferperspektive steht hier die Perspektive von geflüchteten und migrierten Frauen als Protagonistinnen, welche innerhalb schwieriger gesellschaftlicher Ausgangsbedingungen im Herkunftsland wie im Aufnahmeland, vielfältige Identitätsressourcen und widerständige Handlungsstrategien entwickeln, im Mittelpunkt.

Verknüpfung von Theorie und Praxis
Ihr Interesse an der Auseinandersetzung mit Interkulturalität und dem Thema Flucht und Migration wurde in ihrer Studienzeit durch die Mitarbeit an dem Buchprojekt „Kein Land zum Bleiben. Auf der Flucht durch und nach Österreich.“ (Studienverlag 2002) am Institut für Erziehungswissenschaft weiter verstärkt. Auch ihre ehrenamtliche Mitarbeit bei der ARGE Schubhaft schon während des Studiums war ein wesentlicher Anstoß, die Diplomarbeit zu diesem Thema zu schreiben. So lag es ihr Interesse in erster Linie in der Verbindung von wissenschaftlich-theoretischer Auseinandersetzung mit praktischer Arbeit und politischem Handeln.
Neben ihrem Engagement in Flüchtlings- und MigrantInnenprojekten arbeitet Unterlechner in frauenpolitischen Zusammenhängen unter anderem als Mitarbeiterin des „Archfem“ – Interdisziplinäres Archiv für feministische Dokumentation.

Zur Person
Birgit Unterlechner wurde am 28.09.1977 in Hall in Tirol geboren. Sie absolvierte das Bundesoberstufenrealgymnasium in Schwaz. 1996 begann sie das Studium der Erziehungswissenschaften an der Universität Innsbruck, mit den Schwerpunkten Frauen- und Geschlechterforschung sowie Interkulturelles Lernen. Als zweites Fach studierte sie Theoretische Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung und legte anschließend die Prüfung zum Psychotherpeutischen Propädeutikum ab. 2002 hat sie ihr Studium mit „Ausgezeichnetem Erfolg“ abgeschlossen. Beruflich ist Birgit Unterlechner seit zwei Jahren als Koordinatorin der ARGE Schubhaft tätig.