Das Klima und Frankreich
Dass man Klimageschichte aus dem Eis der Polkappen ablesen kann und um wieviel gefährlicher man in einer +4°C-Welt im Vergleich zu einer +2°C-Welt leben wird, das erfuhr man bei einer Veranstaltung zum Klimawandel an der Universität Innsbruck. (Text: Eva Lavric, Fotos: Christian Newesely)
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Dass man Klimageschichte aus dem Eis der Polkappen ablesen kann und um wieviel gefährlicher man in einer +4°C-Welt im Vergleich zu einer +2°C-Welt leben wird, das erfuhr man bei einer Veranstaltung zum Klimawandel an der Universität Innsbruck. (Text: Eva Lavric, Fotos: Christian Newesely)
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Die dritte Veranstaltung der Klima-Reihe findet am Mittwoch, dem 13. Januar 2016, wieder um 18:30 Uhr im Kaiser-Leopold-Saal statt. Es geht um eine Bilanz und Reflexion der COP21 aus der Sicht von französischen und österreichischen Delegationsteilnehmer/inne/n, und insbesondere der Vertreter/innen der Jugend in beiden Delegationen. Vortragende sind der berühmte französische Klimaforscher und Delegationsteilnehmer Jean Jouzel und der Leiter der österreichischen Delegation, Ministerialrat Dr. Helmut Hojesky.
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Dieser Tage findet ja in Paris die COP21 statt, die große Klimakonferenz. Frankreich als Gastgeberland engagiert sich sehr dafür, dass diese ein Erfolg wird und zu einem zukunftsweisenden und wirkungsvollen Abkommen führt. Die Universität Innsbruck als langjähriger Partner mit hoher Klimakompetenz organisiert daher auf Initiative der französischen Botschaft eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Klimawandel: Wissenschaftliche Grundlagen und politische Entscheidungen“, deren zweiter Abend am 25.11.2015 im Kaiser-Leopold-Saal der Theologie stattgefunden hat.
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ExpertInnen aus Frankreich und der Schweiz präsentierten die historische und die prognostische Perspektive in der Klimaforschung und diskutierten mit einem zahlreichen und sehr jungen Publikum über politische und individuelle Handlungsmöglichkeiten und über Hindernisse und Chancen eines globalen Klimaabkommens. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Forschungsschwerpunkt „Alpiner Raum – Mensch und Umwelt“ gemeinsam mit dem interdisziplinären Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck; Medienpartner war die Tiroler Tageszeitung, die auch mit Gabriele Starck die Moderatorin der Veranstaltung stellte. Die Vortragenden dieser zweiten Veranstaltung waren eine Klimaforscherin und ein Klimaforscher, die beide am letzten Klimabericht mitgearbeitet hatten, für den das IPCC 2007 den Friedensnobelpreis erhalten hatte:
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Valérie Masson-Delmotte ist Paläoklimatologin und Senior Scientist am Laboratoire des Sciences du Climat et de l’Environnement in Paris. Sie erklärte, wie die jeweils aktuellsten Klimamodelle daran getestet werden, ob sie die vergangene Klimaentwicklung vorhersehen hätten können. Klimadaten, die etliche Millionen Jahre zurückreichen, können wir zum Beispiel aus polaren Eisproben oder aus uralten Sedimenten erheben. Die Paläoklimatologie zeigt, dass der derzeitige Klimawandel noch im Rahmen der natürlichen Bandbreite liegt, dass die Geschwindigkeit der Veränderungen aber um ein Vielfaches höher ist, als es je in der Klimageschichte der Fall war.
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Christian Huggel, Gletscherforscher am Institut für Geographie der Universität Zürich, sprach am Beispiel von Gletschern und Gletscherseen über die Risiken, die der Klimawandel für Alpine Regionen mit sich bringt, sowie über die politische Dynamik, die sich bei Klimakonferenzen zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern ergibt und die die notwendigen Entscheidungen bisher oft verhindert hat. Neben den Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf +2°C wird es in Paris auch um Kompensationszahlungen und Hilfestellungen von Seiten der reichen Länder gehen, die den ärmeren Ländern eine Anpassung an die geänderten Bedingungen ermöglichen.
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In der darauffolgenden Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, mit welchen Argumenten man die politisch Verantwortlichen zu entschlossenem Handeln und zu einer Einigung motivieren könnte. Valérie Masson-Delmotte antwortete: „Man könnte ihnen zum Beispiel die sozialen und gesundheitlichen Folgekosten vorrechnen, die unweigerlich entstehen, wenn dem Klimawandel nicht Einhalt geboten wird. Und, man muss öffentlichen Druck machen und den Regierenden zeigen, dass die Klimafrage einer breiten Mehrheit der Bevölkerung ein wichtiges Anliegen ist. Wir in Paris wollten ja am Samstag eine große Demonstration organisieren, die sicherlich sehr gut besucht gewesen wäre. Diese wurde aber aus Sicherheitsgründen abgesagt. In Innsbruck dagegen wird sehr wohl eine Demonstration stattfinden. Ich bitte Sie daher umso mehr: Gehen Sie hin!“
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Die Veranstaltung zum Klimawandel war gleichzeitig auch der diesjährige Frankreich-Tag des interdisziplinären Frankreich-Schwerpunkts. Nach der Begrüßung durch die Leiterin des Schwerpunkts, Prof. Eva Lavric, sprachen daher Rektor Prof. Tilmann Märk sowie der Kulturrat der Französischen Botschaft, Eric Amblard, über die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Universität Innsbruck, die in dieser Veranstaltung und dem gemeinsamen Engagement für das Klima wieder einmal ihren Ausdruck fand. Der Frankreich-Preis 2015 ging an Teofana Chonova (BA, MA) für ihre Masterarbeit in Ökologie; Laudatorin war Prof. Birgit Sattler.
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Die Preisträgerin Teofana Chonova stellte in französischer Sprache ihre Studie vor, die im Rahmen eines Frankreich-Aufenthalts entstanden ist und die sich mit der Wasserverschmutzung durch Medikamente befasst. Die Urkunde überreichten ihr Kulturrat Eric Amblard und Prof. Eva Lavric.