Finanzmärkte und Risiko

Die aktuelle Finanzkrise hat die Notwendigkeit eines besseren Risikomanagements deutlich aufgezeigt. Das Forschungszentrum „Finanzmärkte und Risiko“ will das Verständnis von Finanzmärkten und Risiken verbessern und wirkt aktiv an der Gestaltung neuer Märkte und verbesserter Risikomanagementtechniken mit.
Bild: Petra Dietz / pixelio.de
Bild: Petra Dietz / pixelio.de

Die aktuelle Finanzkrise konfrontiert uns mit Geldsummen, die alle bisher gekannten Dimensionen sprengen. 2007 waren es Milliardenverluste der Banken, die die Welt in Atem hielten. Nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers waren es die staatlichen Rettungspakte, die unsere Vorstellungskraft überstiegen. Konjunkturprogramme in Rekordhöhe folgten. In den letzten zwei Jahren wurden weltweit etwa 5.000.000.000.000 US-$ zur Stützung des Finanzsektors und zur Ankurbelung der Wirtschaft ausgegeben. Die Summen sind so hoch, dass die Staatsverschuldung der westlichen Länder von 78% im Jahr 2007 auf 115% im Jahr 2014 anwachsen dürfte – allein die USA haben derzeit ein Budgetdefizit von 12%. „Diese Schulden zurückzuzahlen, wird entweder Sparpakete und Steuererhöhungen oder aber eine hohe Inflation erfordern, die den realen Wert der Schulden reduziert“, sagt Prof. Jürgen Huber, der Sprecher des Forschungszentrums „Finanzmärkte und Risiko“. Die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Banken und Finanzen wollen das Verständnis von Finanzmärkten und Risiken verbessern und wirken aktiv an der Gestaltung neuer Märkte und verbesserter Risikomanagementtechniken mit. Ansprechpartner sind dabei Individuen, Banken, Unternehmen, Regulatoren und andere staatliche Akteure.

 

Börse im Labor

So umfassend und tiefgreifend der Einfluss von Finanzmärkten auf unser Leben ist, so vielschichtig sind auch die Forschungsfragen, die damit verbunden sind. Im Forschungsschwerpunkt werden verschiedene methodische Ansätze gewählt, um die relevanten Ebenen in ihrer Dynamik und Komplexität zu erfassen und zu verstehen. Diese reichen von der Theorie, über die klassische Empirie und Experimente bis zur Simulation. So analysieren die Wirtschaftswissenschaftler zum Beispiel das Börsegeschehen mit Hilfe von Experimenten im Computerlabor, bei denen meist rund 20 Teilnehmer pro Markt etwa eine Stunde lang Aktien handeln können. Dieses Instrument eignet sich, um im Labor zu testen, was in der Realität nicht möglich oder zu teuer wäre. Es ist auch bei den Studierenden sehr beliebt, weil sie das Funktionieren der Börse dadurch aktiv erfahren können. „Wir führen beispielsweise im Labor eine Transaktionssteuer – die oft geforderte Tobin-Steuer – ein“, erklärt Prof. Jürgen Huber. „Dabei stellen wir fest, dass diese die besteuerten Märkte faktisch zerstören, während ‚Steuerparadiese florieren würden.“ Die Labormärkte sind stets durch sehr aktiven Handel gekennzeichnet. Meist gibt es alle zwei Sekunden eine Transaktion, also etwa 1.500 bis 2.000 Transaktionen pro Labormarkt. Dies übersteigt das übliche Aktivitätsmaß für eine Aktie an der Wiener Börse bei weitem. Die Teilnehmer an den Labormärkten, meist Studierende, werden entsprechend ihrem Handelserfolg in Euro bezahlt, so dass sicher gestellt ist, dass sie ernsthaft handeln.

 

Regulierung und Risikomanagement

Thematisch beschäftigen sich die Wissenschaftler zum einen damit, wie Finanzmärkte funktionieren und welche Ergebnisse sie liefern können. Dabei wird untersucht, welche Chancen, Risiken und Möglichkeiten verschiedene Ausgestaltungen von Finanzmärkten mit sich bringen. Daraus folgt auch das zweite Arbeitsgebiet, die Suche nach neuen, besseren Regulierungsmöglichkeiten für Finanzmärkte. Denn es ist unbestritten, dass die Regulierungs- und Anreizsysteme in Finanzmärkten derzeit nicht optimal sind, und dass dies wesentlich zur Krise beigetragen hat. Das dritte Forschungsfeld ist die optimale Gestaltung von Kontrakten zur Risikosteuerung.

 

(cf)

 

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