Buchtipp: Wolfgang Hermann: In Wirklichkeit sagte ich nichts

Erzählungen
Wolfgang Hermann: In Wirklichkeit sagte ich nichts
Wolfgang Hermann: In Wirklichkeit sagte ich nichts

"Ich spüre, wie die Nacht zögert. Schritt für Schritt weicht sie zurück. Eine Handbreite noch, und der Tag ist über die Schwelle", heißt es am Ende der Erzählung "Die Tunesische Nacht", in welcher der Erzähler versucht, dem Winter zu entkommen und – wie die meisten von Wolfgang Hermanns Figuren – ein Leben zu führen, das ihm ganz allein gehört. Wie der Protagonist der Erzählung "Die Treppe", der sich nach langer Krankheit auf die Seite der "Zeitdiebe" schlägt. Oder jener am Pariser Flughafen gestrandete Iraner, dem der Leser in "Warte im Schatten auf mich" begegnet. Es geht darin um nichts und doch um alles. Aus der Gleichzeitigkeit des Schönen und des Schrecklichen, dem ständigen Grenzgang zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit entwickeln diese Erzählungen ihre Kraft und ihre Zerbrechlichkeit.

 

"Es sind Erzählungen, doch es sind nicht die Spannungsbögen, sondern die Sätze, an denen ich hänge und mich nicht sattlesen kann, Sätze wie nur beispielsweise dieser: "Um sie war eine Stille wie dunkles Licht." Hier wird uns etwas vom Licht und den Lichtern erzählt. In allen Texten auffällig: diese ewige faszinierte und faszinierende Fixiertheit aufs Licht. Der Autor, ein Maler. Hermann hat keine der gerade angesagten Taschenspielertricks auf Lager. Er, als einer - so viel kann ich sagen - der sprachmächtigsten deutschsprachigen Schriftsteller, muss von nichts ablenken. Nicht, dass die Geschichten keine Bögen hätten, das haben sie; aber die Bögen sind nicht das Wichtige. Und es ist nicht einmal wichtig, dass es einzelne Geschichten sind. Am Ende hat man ohnehin das Gefühl, einen Text gelesen zu haben - alles gehört zusammen, wird zusammengehalten von einer heiteren Wärme, die - wie es anders sagen? - Liebe heißt, Liebe zum Leben, Dasein, trotz allem. Wer sich auf diese Literatur einlässt, wird mit dieser Wärme belohnt, die beständig zwischen den Zeilen strahlt - ja, wie ein eigenes Licht."
Reinhard Kaiser-Mühlecker, ALBUM - DER STANDARD

 

Wolfgang Hermann

geboren 1961 in Bregenz, studierte Philosophie und Germanistik in Wien. Lebte u. a. in Berlin, Paris sowie von 1996 bis 1998 als Universitätslektor in Tokio. Seit 1987 freier Schriftsteller. Das schöne Leben (Hanser, 1988), In kalten Zimmern (Suhrkamp, 1997), Fliehende Landschaft (Haymon, 2000), Herr Faustini verreist (Deuticke, 2006), Herr Faustini und der Mann im Hund (Deuticke, 2008). Anton Wildgans- Preis 2006, Österr. Staatspreis für Literatur (Förderpreis) 2007.

 

Das Buch wird am 22.4.2010, 20.00 Uhr, im Literaturhaus am Inn präsentiert.

Es lesen Helene Flöss, Wolfgang Hermann und Birgit Unterholzner

Begrüßung: Rektor Karlheinz Töchterle, VR Tilmann Märk

Naähere Informationen unter: http://www.editionlaurin.at/termine/

 

In Wirklichkeit sagte ich nichts

Erzählungen

Wolfgang Hermann

ISBN 978-3-902719-38-6

128 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag

edition laurin bei innsbruck university press

Preis: 15,90 Euro
http://www.editionlaurin.at/buecher/9783902719386.htm

 

(ip)