Altertumskunde-Lexikon vor Vollendung

Auf Einladung des Universitäts-Clubs sprach Prof. Rosemarie Müller, die Redakteurin des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde (RGA), über Auftrag und Zukunft enzyklopädischer Projekte im digitalen Zeitalter. Das mittlerweile auf 35 Bände und 46 Ergänzungsbände angewachsene Lexikon hat auch verschiedene Mitarbeiter an der LFU Innsbruck.
v.l. Univ.-Prof. Dr. Rosemarie Müller und Univ.-Ass. Mag. Oliver Haid.
v.l. Univ.-Prof. Dr. Rosemarie Müller und Univ.-Ass. Mag. Oliver Haid.

Der Innsbrucker Fachbereich Europäische Ethnologie verfasste über 50 Lexikon-Artikel für dieses interdisziplinäre Großprojekt in den Geisteswissenschaften. Das RGA hat sich unter der Schriftleitung von Prof. Rosemarie Müller zu einem der renommiertesten Projekte an der Göttinger Akademie der Wissenschaften entwickelt. Mit ihrem Einritt im Jahre 1992 hat sich eine Wende im 1960 begonnenen und bis dahin schleppend fortschreitenden Lexikon-Unternehmen vollzogen. Seither erschienen im Verlagshaus DeGruyter in zügiger Folge zwei Dutzend Bände und das Ziel ist nahezu erreicht. 2007 werden der letzte Ergänzungsband und die Registerbände erhältlich sein und das Gesamtwerk vollenden.

 

Prof. Rosemarie Müller sprach am Dienstag 30. Mai vor dem Universitäts-Club über die heterogenen Konzepte der Persönlichkeiten, die als Gründerväter hinter dem Reallexikon standen. Sie zeichnete die wechselvolle Geschichte des Unternehmens mit allen Problemen zwischen Generationenkonflikten, infrastrukturellen Nöten und schleppenden Vertragserfüllungen nach. Dabei thematisierte sie aber auch die belastenden Aspekte der Germanophilie einerseits und die inkompatiblen Germanenkonzepte von Germanistik, frühmittelalterlicher Geschichtsforschung und Archäologie, die in diesem Lexikon zur Synthese gelangen sollten, heute jedoch mehr denn je isoliert nebeneinander stehen. Es gibt dennoch kein Nachschlagewerk, das in europäischer Perspektive ausführlicher und differenzierter über den Zeitabschnitt zwischen dem Jahre 1000 vor und 1000 nach der Zeitenwende zu berichten vermag.

 

Auch wenn Konversationslexika weiterhin mit Erfolg auf die Buchform setzen und populäre Internetenzyklopädien in diesem Medium großartige Entwicklungsperspektiven haben, so stehen wissenschaftliche Fachlexika, deren Fertigstellung nicht abzuschätzen ist, vor erheblichen Schwierigkeiten. Neben der Schwierigkeit Verlage für diese Projekte zu begeistern und dem Druck auf digitale Medien umzusteigen, gestalten sich die Finanzierung der Redaktionsarbeit und die Verpflichtung der Autoren immer schwieriger.   

 

Die Innsbrucker Autoren des Reallexikons der Germanischen Altertumskunde sind Karl C. Berger, Reinhard Bodner, Oliver Haid, Leander Petzoldt, Hans Schmeja, Ingo Schneider, Kathrin Sohm, Dietrich Thaler und Elisabeth Walde.