UPVi-Festveranstaltung mit Vorträgen und Ehrung von Professoren

Vorige Woche hat der Verband der Professorinnen und Professoren der Innsbrucker Universitäten (UPVi) die jährliche Festveranstaltung durchgeführt. Rektor Herbert Lochs und Rektor Tilmann Märk hielten Festvorträge. Danach wurden an vier Professoren Wissenschaftspreise für herausragende wissenschaftliche Leistungen und Aktivitäten zum Wohle der Universität und der Gesellschaft verliehen.
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Die UPV-Preisträger: v.l. Prof. Hartmann Hinterhuber, Prof. Christian Smekal, Prof. Erich Schmutzhard und Prof. Günther Bonn.

Der von Prof. Wolfgang Zach geleitete und parteipolitisch ungebundene UPVi verfolgt gemeinnützige Zwecke, insbesondere die Förderung von Forschung und Lehre im akademischen Bereich. Dazu gehören die Veranstaltung von Vorträgen sowie die Vergabe von Preisen an herausragende Wissenschaftler, die im Rahmen einer Festveranstaltung in der Aula der Universität am 1. Juni in Anwesenheit zahlreicher Gäste erfolgte.
In seinem Eingangsstatement betonte Prof. Zach, dass der kritische Befund und die Vorschläge der Europäischen Kommission die österreichischen Universitäten betreffend ernst genommen werden sollten, andererseits aber in Österreich auch im internationalen Vergleich Spitzenleistungen in der Forschung erbracht würden. So habe auch der UPV immer wieder Vorschläge vorgelegt und wird weiter daran mitwirken, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten und ihrer AbsolventInnen weiter zu steigern, aber auch 2009 beschlossen, einen UPVi-Wissenschaftspreis zu schaffen. Dieser wird an Professorinnen und Professoren vergeben, die über viele Jahre herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben, die sowohl in der Exzellenz der Publikationen und deren Echo in der Scientific Community nachhaltig Niederschlag gefunden haben, als auch durch diese sowie damit verbundene Aktivitäten zum Wohle der Universität und der Gesellschaft in außergewöhnlich positiver Weise gewirkt haben.

upvi2012In ihren Begrüßungen hoben Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg und Gemeinderat Lucas Krackl die Bedeutung und Leistungen der Innsbrucker Universitäten hervor und betonten die Notwendigkeit von deren Förderung durch das Land Tirol bzw. die Stadt Innsbruck und gingen auch auf konkrete Projekte ein. In seinem Vortrag über „Medizinische Forschung im Spannungsfeld zwischen Patienten und Gesellschaft“ hob sodann Rektor Herbert Lochs ethische Aspekte von medizinischer Forschung und ärztlicher Tätigkeit hervor und betonte die Priorität der Verantwortung für die Patienten vor gesundheitsökonomischen Überlegungen. Rektor Tilmann Märk gab in seinem Vortrag über „Die Entwicklung der Universität Innsbruck im internationalen Kontext“ einen Überblick über die quantitativen und qualitativen Parameter der Forschungsleistungen an den Innsbrucker Universitäten im österreichischen und internationalen Vergleich. Er konnte dabei auf ganz erhebliche Steigerungen der Forschungsleistungen (inkl. Drittmittelaufkommen) an der Universität Innsbruck, aber auch der Medizinischen Universität von 2004 bis 2012 verweisen, die zusammengenommen nur von der ungleich größeren Wiener Universität unter den österreichischen Universitäten übertroffen werden.
Seine Ausführungen leiteten zum zweiten Teil der Veranstaltung über, zur Vergabe der UPVi-Wissenschaftspreise.  2009 hatte Prof.  Raimund Margreiter den Preis erhalten, 2010 wurden Prof. Dieter Lukesch sowie Doz. Ingeborg Hochmair und Prof. Erwin Hochmair mit diesem Preis geehrt, 2011 wurde kein Preis verliehen. Heuer wurden Prof. Christian Smekal und Prof. Günther Bonn von der Universität und Prof. Hartmann Hinterhuber und Prof. Erich Schmutzhard von der Medizinischen Universität ausgezeichnet.

Die diesjährigen Preisträger

em. o. Univ.-Prof. Dr. Christian Smekal: Er kann auf ein umfassendes Lebenswerk in mehreren Bereichen zurückblicken: a) Der akademische Forscher und Lehrer: 10 Monographien und 115 wissenschaftliche Aufsätze zu den Schwerpunkten der Finanzwissenschaft, des Föderalismus, der Budget- und (der offenen wie der verdeckten) Staatsschuldenpolitik, der Verbändeökonomik, der Kritik der Wirtschaftsförderung und der Wirtschaftsethik; b) der lebenslang engagierte Kollege in universitären Ämtern und Funktionen – diese reichen vom jahrelangen Vorstand des Instituts für Finanzwissenschaft, über das Amt des Dekans, des Rektors der Universität Innsbruck in zwei Funktionsperioden, weiters über den Vizepräsidenten der Rektorenkonferenz, den Senatsvorsitzenden in der ersten UG2002-Periode bis zur heutigen stellvertretenden Vorsitzführung des Universitätsrates; und c) die Übernahme von Verantwortung für die Gesellschaft auf Bundes- und Landesebene, wie seine Präsidentschaft des Österreichischen Alpenvereins, der zehnjährigen Mitgliedschaft in der Steuerreformkommission des Bundesministeriums für Finanzen, als Vorstandsmitglied der Volkshochschulen Tirols sowie der Akademie Deutsch-Italienischer Studien in Meran bis zum langjährigen Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates der Innsbrucker Universitätspfarre.

em. Univ.-Prof. Dr. Hartmann Hinterhuber: Prof. Hinterhubers wissenschaftliches Opus umfasst nicht weniger als 38 Bücher und derzeit über 400 wissenschaftliche Arbeiten zu zahlreichen Forschungsschwerpunkten. Genannt seien hier nur die Sozialpsychiatrie, Schizophrenieforschung, Public Mental Health, Suchtforschung, psychiatrische Epidemologie, Rehabilitative Psychiatrie oder Gerontopsychiatrie. Besondere Verdienste hat er sich durch seine intensive kritische Beschäftigung mit der Rolle der Psychiatrie im Nationalsozialismus und seine Befassung mit ethischen Fragen der Psychiatrie erworben. Neben seiner universitären Funktion als Ordinarius für Psychiatrie von 1985 bis 2012 und damit verbundenen umfangreichen Aktivitäten im universitären Bereich hat er von 1985 an die Präsidentschaft der Gesellschaft für Psychische Gesundheit pro mente tirol übernommen, er war mehrere Jahre Mitglied des Landessanitätsrates, Mitglied des Psychohygiene-Beirates des Gesundheitsministeriums, Präsident der Sektion Psychiatrie der österreichischen Gesellschaft für Nervenärzte und Psychiater, Präsident der österreichischen Alzheimergesellschaft, Vorstandsmitglied der österreichischen Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie und 2. Präsident der Österreichischen Gesellschaft für depressive Erkrankungen.
Eine ganz besonders herausragende Leistung stellt die Erstellung des Psychiatrieplanes des Landes Tirol (gemeinsam mit Prof. Meise) dar und die damit verbundene Sicherstellung der psychiatrischen Versorgung der ganzen Tiroler Bevölkerung. Prof. Hinterhuber ist nach wie vor Mitglied des Beirats der österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter der Sektion „Ethik“ der österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, sowie Co-Präsident bzw. Vorstandsmitglied der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychopathologie des Ausdrucks. Natürlich war er auch über mehrere Jahre Vorsitzender der psychiatrischen Planungskommission der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol, seiner Heimat.

Univ.-Prof. Dr. Günther Bonn: Er ist einer der herausragenden Forscher der Universität Innsbruck. Seine nahezu 400 Publikationen wurden bereits 5700 Mal zitiert, davon allein im Vorjahr 580 Mal. Sein breit angelegtes Forschungsprogramm umfasst nicht nur die analytische Chemie im engeren Sinn, sondern auch Gebiete wie Phytopharmazie, Medizinanalytik und die Entwicklung neuer Methoden und Materialien für analytische und diagnostische Zwecke. Er war und ist federführend an Großprojekten und Sonderforschungsbereichen beteiligt und ist international als einer der führenden Wissenschaftler in seinem Gebiet anerkannt, wodurch er maßgebend zum Ruf der Universität Innsbruck als Exzellenzzentrum in der Forschung beigetragen hat. Neben der akademischen Forschung führt Prof. Bonn auch zahlreiche Projekte gemeinsam mit der Industrie durch, was die Bedeutung seiner Arbeiten auch für die angewandte Forschung unterstreicht. Seine Forschungen haben Niederschlag in bislang 29 Patenten gefunden und zur Entwicklung neuer Materialien zur Analyse und Anreicherung von Biomarkern geführt, die bisher nicht nachweisbar waren. Diese sind von großer medizinischer Bedeutung für die Entwicklung neuer Diagnostikverfahren für Tumore, insbesondere Brustkrebs und Prostatakarzinom.
Professor Bonn hat aber auch über die universitäre Forschung und Lehre hinausgehend herausragende Leistungen aufzuweisen. Als stv. Vorsitzender des Österreichischen Rats für Forschung und Technologieentwicklung hat er viele Jahre entscheidend zur Förderung und Weiterentwicklung der österreichischen Forschungslandschaft und der universitären Institutionen beigetragen, und an den Universitäten in Innsbruck die Internationalität durch Rat und Tat gefördert, in den letzten Jahren auch als stv. Vorsitzender des Universitätsrats der Medizinischen Universität.

Univ.-Prof. Dr. Erwin Schmutzhard: Er hat nach seiner Ausbildung zum Praktischen Arzt und in Tropenmedizin von 1978 bis 1982 ein Krankenhaus in Tansania geleitet. In Innsbruck wurde er dann bis 1986 zum Facharzt für Neurologie ausgebildet und bereits ein Jahr später habilitiert. Im selben Jahr hat er mit dem Aufbau der Neurologischen Intensivstation begonnen und diese Abteilung seither höchst erfolgreich geleitet. 2001 wurde er zum Professor für Neurologische Intensivpflege ernannt. Neben dieser klinischen Tätigkeit war er auch als Wissenschaftler höchst aktiv und erfolgreich, wovon 254 Originalarbeiten in internationalen Fachzeitschriften zeugen.
Ganz besonders zu erwähnen ist darüberhinaus sein Engagement in Ländern der Dritten Welt. Unter Miteinbeziehung regionaler Forscher war er federführend am Aufbau mehrerer internationaler Netzwerke in zahlreichen afrikanischen Ländern beteiligt und hat eine Reihe von Forschungsprojekten initiiert und erfolgreich geleitet. Größte Verdienste hat er sich auch mit dem Aufbau von international tätigen Fortbildungsakademien zu den Themen Tropenneurologie, Migrationsneurologie und reiseassoziierten neurologischen Erkrankungen erworben. Allein seine Forschungstätigkeit in Drittweltländern hat Niederschlag in 56 wissenschaftlichen Arbeiten gefunden. Dazu besonders zu erwähnen ist sein langjähriger persönlicher Einsatz gegen Tropenkrankheiten in Afrika und vor allem – ohne Rücksicht auf eigene Gesundheitsrisiken – sein Kampf gegen Malaria, der noch immer Hunderttausende Menschen jährlich zum Opfer fallen.

(Christian Flatz)