Auf den Spuren der Tiroler Identität

„Berg&Leute. Tirol als Landschaft und Identität“ nennt sich das Projekt, das WissenschafterInnen des Forschungsclusters „Politische Ästhetik: Theorie & Methode“ der Plattform „Politik Religion Kunst“ von Mai bis November auf Schloss Bruneck durchführen. Es untersucht über wissenschaftliche und künstlerische Zugänge die Beziehung zwischen der Tiroler Landschaft und ihren BewohnerInnen.
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Reinhold Messner, Roland Steinacher (Wien), Christina Antenhofer (Innbruck), Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur und Helga Peskoller (Innsbruck) v.l. (Foto: Florian Oberlechner)

„In allen Zeiten der Tiroler Geschichte war die Gebirgslandschaft ein entscheidender Faktor der historischen Ereignisse in Tirol, indem ‚der Berg‘ zur geographischen Grenze wie zum Identitätsstifter wurde“, so Projektleiter Ulrich Leitner. Daher setzt sich eine Gruppe von zwölf Wissenschafter/inne/n aus Innsbruck, Wien und Bozen sowie drei bildendenden Künstler/inne/n aus Südtirol, Österreich und Australien mit der Beziehung zwischen der Landschaft und der Tiroler Identität auseinander. Indem wissenschaftliche und künstlerische Zugänge zusammengeführt werden, werde versucht, „die klar gezogenen Trennlinien zwischen dem was als ‚Wissenschaft‘, ‚Politik‘ oder ‚Kunst‘ bezeichnet wird, aufzuweichen, und die in den jeweiligen Bereichen geführten Dialogen miteinander zu verbinden,“ so Leitner weiter. Die Ergebnisse werden in mehreren Initativen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Forschungsnetzwerktreffen

Den Auftakt bildete ein Forschungsnetzwerktreffen der Wissenschafter/innen aus Innsbruck (Christina Antenhofer, Rosanna Dematté, Ulrich Leitner, Andreas Oberhofer, Helga Peskoller, Gerhard Siegl), Wien (Roland Steinacher, Katharina Winckler) und Bozen (Annemarie Profanter, Thea Götsch, Verena Oberparleiter, Werner Pescosta) im Messner Mountain Museum Ripa auf Schloss Bruneck am 30. Mai. Hier wurden gemeinsam mit den drei bildenden Künstlerinnen Heidi Leitner (Bildhauerei) aus Südtirol, Andreas Perkmann Berger (Architektur und textuelle Bildhauerei) der Akademie der Bildenden Künste in Wien sowie der aus Melbourne/Australien stammenden Malerin Jessie Pitt aktuelle wissenschaftliche und künstlerische Zugänge zum Verhältnis zwischen „Landschaft“ und „Identität“ diskutiert.

Ausstellung „Berg&Leute“

In diesem Rahmen wurde die erste Sonderschau im MMM Ripa eröffnet, die die Mitglieder des Forschungsnetzwerkes organisierten. Gezeigt werden Skulpturen der Bildhauerin Heidi Leitner, die sich mit der bäuerlichen Bevölkerung in den Tiroler Bergen sowie der Mythologie auseinandersetzen, welche sich vor allem um die Dolomiten ranken, wie die Kuratorin der Schau, Rosanna Dematté, erklärte. Die Holzskulpturen von Heidi Leitner kehren die Verinnerlichung der Gebirgslandschaft nach außen, in der die Künstlerin lebt und seien „erdhaft und himmlisch zugleich“, so die Kuratorin: „Ihre hölzernen Bauern, Schützen oder alpenmythologischen Gestalten zeigen in Falten, Farben und Glanz, sowohl Körper als auch Geist, sowohl Weisheit als auch Torheit der Menschheit. Sie bereiten uns Irritation und Freude wie eine Art Déjà-vu: Wir sehen sie zum ersten Mal und haben doch das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein.“ Die Ausstellung ist vom 13. Mai bis zum 1. November zu den Öffnungszeiten des Museums zugänglich.

Podiumsdiskussion

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung fand eine Podiumsdiskussion statt, zu der Professor Johann Holzner die Grußworte der Forschungsplattform „Politik Religion Kunst“ überbrachte. Eberhard Daum (Rai Sender Bozen) stellte dem Extrembergsteiger Reinhold Messner, Südtirols Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, der Bergsteigerin und Erziehungswissenschafterin Helga Peskoller sowie den Historiker/innen Christina Antenhofer und Roland Steinacher die Frage: „Kann Landschaft eine Identität haben und Identität stiften?“ Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch eine Uraufführung zweier Kompositionen des Keraphonisten Rudolf Unterhuber der Gruppe Ars Cantandi, die eigens für „Berg&Leute“ geschrieben wurden.

Berg&Leute in Buchform

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes werden in einem Band festgehalten, der beim Innsbrucker Universitätsverlag innsbruck university press erscheint. Das Projekt wird durch die Stiftung Kultur der Südtiroler Sparkasse, das Stadtmarketing Bruneck, die Stadtgemeinde Bruneck, die Gemeinde Terenten, die Abteilung deutsche Kultur der Südtiroler Landesregierung und die Abteilung Kultur der Tiroler Landesregierung unterstützt.

(Ulrich Leitner)