4. Innsbrucker Bildungstage zu „Bildung und Entwicklung“

Bildungsexperten aus Österreich und den Nachbarländern erörterten bei den 4. Innsbrucker Bildungstagen am 1. und 2. Dezember den vielfältigen Begriff „Bildung“ aus unterschiedlichsten Betrachtungs-Zugängen.
Prof. Dr. Josef Christian Aigner, Leiter des Instituts für Psychosoziale Intervention …
Prof. Dr. Josef Christian Aigner, Leiter des Instituts für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung, sprach zu Bildung und Entwicklung.

Die alle zwei Jahre stattfindenden Innsbrucker Bildungstage standen dieses Jahr unter dem Thema „Bildung und Entwicklung“ und wurden vom Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung (PsyKo) ausgerichtet.

Nach Begrüßungsansprachen von Rektor Univ.Prof. DDr. Tilmann Märk, Dekan Univ.Prof. Dr. Michael Schratz, Landesrätin Dr. Beate Palfrader und Vizebürgermeister Christoph Kaufmann appellierte Institutsleiter Prof. Dr. Josef Christian Aigner in seiner Einführung an alle, die der derzeitigen Entwicklung schulischer und universitärer Bildung kritisch gegenüberstehen, "aktiven Ungehorsam" gegenüber Tendenzen zu leisten, die Bildung lediglich zur "Abzweckung" (W.v.Humboldt) des Menschen missverstünden. Univ.Prof. Dr. Erich Ribolits (Universität Wien) analysierte die derzeitige Umbruchphase kapitalistischer Gesellschafts- und Arbeitsorganisation, die in der Bildung längst nicht mehr "Selbstbefreiung des Menschen" bedeute, sondern eine Indienstnahme des ganzen Menschen im Sinne einer Unterwerfung in Richtung "Selbstverwertung" und "Selbstvermarktung" verlange, was mit Bildung nichts mehr zu tun habe.

Bildung als Leitwährung

Univ.Prof. Dr. Paul Mecheril (Universität Oldenburg) mahnte in seinem Vortrag "Migration bildet" eine optimistische Sicht ein, könne doch der stets verbleibende Rest, der nicht von der Verwertungslogik erfasst werde und der sich besonders im Fremden, Nichtidentischen zeige, Spielräume für Solidarität jenseits aller Verwertung von Bildung bieten. Prof. Dr. Regina Klein (FH Kärnten) zeichnete ein düsteres Bild von "Bildungsenhancement", demgemäß technologische Entwicklungen bis hin zu medikamentösen Behandlungen immer mehr zur Leistungssteigerung herangezogen würden und dies schon in Alltagsvollzüge in Schule und Universität eingegangen sei.

Dr. Sebastian Lerch (Universität Bamberg) schilderte sein Modell, wie Lebenslanges Lernen abseits wirtschaftlicher Qualifikationsinteressen einen Beitrag zu "gelingendem Leben" und damit zur "Lebenskunst" im Sinne subjektiver Weiterentwicklung leisten könne.

Bildung und frühe Entwicklung

Univ.Prof. DDr. Lieslotte Ahnert (Universität Wien) zeigte in ihrem abschließenden Vortrag eindrucksvoll, wie vor allem Bindung und Beziehung ganz entscheidend zum Bildungserfolg im Sinne ganzheitlicher Entwicklung des Menschen beitragen. Deshalb müsse für Lernen generell und für Bildungsarbeit vom Kindergarten bis zur Universität ein Rahmen geschaffen werden, der solche zwischenmenschlichen Beziehungen ermögliche.

Sechs Workshops zu verschiedensten bildungstheoretischen und bildungspolitischen Themen rundeten die insgesamt gelungene Tagung ab.

(Josef Christian Aigner)