5-7-5 im Literaturhaus

Auf Initiative von Muryel Derlon und Carla Leidlmair-Festi übersetzten Studierende im Rahmen von Lehrveranstaltungen am Institut Translationswissenschaft und am Institut für Romanistik Haikus des österreichischen Lyrikers Christian Loidl. Die Ergebnisse in Buchform wurden am 1. Dezember im Literaturhaus in einer szenischen Lesung präsentiert.
Haiku-Abend Mitwirkende
Herausgeberinnen und Mitwirkende des Haiku-Bandes bei der Buchpräsentation im Literaturhaus.

Die japanische Gedichtform des Haiku besteht aus drei Zeilen mit fünf, sieben und fünf – also insgesamt siebzehn – Silben. In einer szenischen Lesung stellten Studierende im Literaturhaus die Ergebnisse eines Übersetzungs- und Schreibprojekts in Französisch und Italienisch vor, die kürzlich in Buchform im Verlag „innsbruck university press“ erschienen sind. Dazu entlockte der Musiker Leo Scola seinem Banjo ganz und gar japanische Klänge, um die zarten, stimmungsvollen und oft pointierten Kurzgedichte zu begleiten.

die zeitung raschelt
vielleicht, dass ich sie nur aus
diesem grund lese

carta che fruscia
solo per questo leggo
il mio giornale

froissement du journal
peut-être que je ne le lis
que pour cette raison

Muryel Derlon vom Institut für Translationswissenschaft und Carla Leidlmair-Festi vom Institut für Romanistik waren bei einer Lesung den Haikus des österreichischen Lyrikers Christian Loidl (1957-2001) begegnet und hatten spontan beschlossen, diese mit ihren Studierenden ins Italienische und Französische zu übersetzen. Vom Haiku-Virus angesteckt, hatten die Studierenden schließlich auch eigene 5-7-5-Gedichte in der Fremdsprache verfasst. Alle diese Texte und ihre Übersetzungen sind nun in dem Band „von jetzt bis jetzt“ der iup erschienen.

Rektor Prof. Tilmann Märk, der ja vor einigen Jahren die Gründung des inzwischen wohletablierten Universitätsverlags angeregt hatte, ließ es sich nicht nehmen, die Buchpräsentation persönlich einzuleiten. „Die Universitäten haben laut UOG 2002 die Aufgaben der Forschung und Lehre, aber auch die der Förderung der Künste“, betonte er, „und dieses Projekt vereint diese Aufgaben in idealer Weise.“
Nach dem Rektor sprach Prof. Eva Lavric vom Institut für Romanistik, die die Lebenspartnerin Christian Loidls gewesen war: „Er war ein Luftikus voll Leichtigkeit und Schalk, mit einer feinen und liebevollen Beobachtungsgabe“, schilderte sie die Qualitäten des Dichters, die sich auch in den Gedichten widerspiegeln.

Die drei Herausgeberinnen des Bandes (Derlon, Lavric, Leidlmair-Festi) versuchten sich schließlich in einer Performance zum Thema „Haiku“ und zum Titel des Buches, „von jetzt bis jetzt“, bevor die Studierenden mit ihrer sorgfältig choreographierten und zu neun Stimmen sehr differenziert vorgetragenen dreisprachigen Lesung die Bühne übernahmen. Das Publikum ließ sich mitreißen – und wer weiß, ob nicht somanche/r auf dem Heimweg begonnen hat, selbst 5-7-5-Gedichte zu spinnen…

(Eva Lavric)