ICC-Tagung: „Werden unsere Bauprojekte von ‚Kampf’ oder ‚Kooperation’ dominiert?“

Am Donnerstag den 10. und Freitag den 11. November 2011 veranstaltete der Arbeitsbereich für Baubetrieb, Bauwirtschaft und Baumanagement (i3b) der Universität Innsbruck bereits zum zwölften Mal die traditionelle ICC-Veranstaltung (International Consulting and Construction). Das heurige Thema war „Werden unsere Bauprojekte von ‚Kampf’ oder ‚Kooperation’ dominiert?“.
blog_icc.jpg
Prof. Purrer begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der ICC-Tagung.

Bei der diesjährigen ICC-Veranstaltung „Werden unsere Bauprojekte von ‚Kampf’ oder ‚Kooperation’ dominiert?“ mit dem Untertitel „Die Interpretation von Charles Darwins ‚Survival of the Fittest’ in der Bauwirtschaft“ Mitte November wurde eine Frage aufgeworfen, die sich unmittelbar aufdrängt, wenn man die aktuellen Tendenzen bei der Abwicklung unserer Bauprojekte verfolgt und kritisch betrachtet. In Österreich ist seit 2009 die ÖNORM B2118 in Kraft. Diese hat zum Ziel, durch die „Anwendung eines Partnerschaftsmodells“ mehr „Kooperation“ in die Bauprojektabwicklung einzubringen. In der Praxis ist jedoch festzustellen, dass die mit der B2118 abgewickelten Projekte zu keiner verbesserten Kooperation führen als jene nach der allgemeinen Werkvertragsnorm B2110. Die Vorträge veranschaulichten, die theoretische Vorgangsweise und auch die praktische Umsetzung der Bauprojekte und deren Komplikationen. Die ICC-Tagung wurde im Herbst 2000 von Prof. Dipl.-Ing. Eckart Schneider ins Leben gerufen und erfreute sich auch in diesem Jahr wieder einer regen Teilnehmerzahl von über 100 Personen aus Wirtschaft und Wissenschaft. 

Praktische Erfahrungen

Der Auftakt der Veranstaltung fand am Abend des 10. November im Großen Hörsaal der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften in Innsbruck statt. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Walter Purrer (Universität Innsbruck) hielt die Begrüßungsrede und leitete die Vortragsreihe mit seiner Präsentation über „Die Polarität von ‚Kampf’ und ‚Kooperation’“ ein. Im Anschluss berichteten Dipl.-Ing. Manfred Bauer (Hinteregger & Söhne), BM Mag. Ing. Friedrich Pühringer (Linz AG) und Dipl.-Ing. Manfred Eder (IL-Laabmayr & Partner ZT Gmbh) über Ihre Erfahrungen an praxisrelevanten Beispielen mit dem Vortrag „Kampf und Kooperation an zwei ausgewählten Bauprojekten in Linz“. Des Weiteren Folgte der Vortrag „Objektbegleitende Streitschlichtung mit kooperationsförderndem Nebeneffekt“ von dem Schweizer Gastvortragenden  Dipl.-Ing. ETH/SIA Walter Krebs (Beratender Ingenieur). Dip.-Ing. Stefan Faaz von der technischen Universität Wien und Univ. Prof. Dipl.-Ing. Mag. Dr. Patera von der Alpe Adria Universität präsentierten über „Neue Wege der Kooperation durch mediative Führungskompetenzen“. Den abschließenden Vortrag am Donnerstag hielt Univ. Prof. Dr.-Ing. Konrad Spang von der Universität Kassel, der über „Ein Partnering-Konzept für Infrastrukturprojekte in Deutschland“ referierte. Nach der anschließenden Diskussion aller Vorträge folgte am Arbeitsbereich des i3b ein Stehempfang und führte zu einem netten Ausklang des ersten Abends.

Zweiter Tag

Am Freitag, den 11. November, wurde die Vortragsreihe im Bildungsinstitut Grillhof in Igls – Vill fortgesetzt. Die Eröffnungsrede erfolge wie am Vortag durch Herrn Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. mont. Walter Purrer. Dipl.-Ing. Thomas Pils (ASFINAG) begann den letzten Tag der ICC-Veranstaltung mit dem Vortrag „Friede, Freude Eierkuchen – Alles paletti bei Bauprojekten, oder werden diese von Kampf/Konfrontation anstatt von Kooperation geprägt!?“. Folgend referierte von der ÖBB-Infrastruktur, Herr Dr. Dipl.-Ing. Kurt Hechenblaickner, über das Thema „Psychologie von Lösungen auf der Baustelle, Erfahrungen und Werkzeuge für die Zukunft“.

Nach der Diskussion und einer Kaffeepause gab Dr. Klaus Eschenbruch (Kappelman und Partner Rechtsanwälte) juristische Einblicke in die Projektabwicklung mit dem Vortrag „Auf dem Weg zur kooperativen Projektabwicklung“. Anschließend berichtete Univ.-Prof. Dr.-Ing. Peter Racky (Universität Kassel) über „Die Markteinführung von Partnerschaftsmodellen aus Sicht der strategischen Unternehmensplanung“ und Dipl.-Ing. Olaf (Ed. ZÜBLIN AG) über seine Praxiserfahrung „Erfolgsfaktoren bei der Anwendung von Partnerschaftsmodellen“. Des Weiteren folgte der Vortrag „Theoretische Kooperationsmodelle und deren Implikation auf die Bauausführung“ von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Josef Zimmermann von der Technischen Universität München und beendete somit den Vormittag.

Herr Dipl.‐Ing. Wolgang Wiesner von der PORR und Mag. Thomas Kurz von Heid Schiefer Rechtsanwälte begannen den Auftakt am Freitagnachmittag mit einer Präsentation über „Wie verstehen wir, wie wir bauen?“. Im Anschluss dazu referierte MMag. Dr. Bernt Elsner (CMS Reich-Rohrwig Hainz Rechtsanwälte GmbH über „Vergabewettbewerb: Vom Kampf um den Auftrag zur Partnerschaft zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer“. Folgend noch der Vortrag „Systemische-Integrale Planungs- und Bauprozesse“ von Dipl.-Ing. Dr. techn. Architekt Hendrik Seibel (TU Wien) und Friedhelm Luetz (Bauen mit Werten Deutschland AG).

Von Kampf zu Kooperation

Die letzte Vortragsreihe eröffnete Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Anica Meins-Becker von der Bergischen Universität Wuppertal mit dem Vortrag „Kampf heute – Kooperation morgen“. Den letzten Vortrag hielt Dr. Norbert Preuß (Preuß Projektmanagement GmbH) über „Konfliktszenarien aus Sicht der Projektsteuerung“.

Univ.‐Prof. Dipl.‐Ing. Dr. mont. Walter Purrer und Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Arnold Tautschnig vom Arbeitsbereich i3b der Universität Innsbruck beendete die Veranstaltung mit zusammenfassenden Schlussworten und einem Hinweis auf das nächstjährige ICC Symposium 2012. Alle Vorträge wurden als Langtext im gleichnamigen Tagungsband „Werden unsere Bauprojekte von ‚Kampf’ oder ‚Kooperation’ dominiert?“ im Rahmen der Schriftreihe des Arbeitsbereiches veröffentlicht.

(Färberböck/Pichler)