Hochdotierter Preis für Quantenphysiker

Für herausragende Forschungen auf dem Gebiet der Experimentalphysik erhielt Hanns-Christoph Nägerl am Montag den Rudolf-Kaiser-Preis 2010. Die mit 35000 Euro höchstdotierte Auszeichnung für deutsche Nachwuchsphysiker wurde gestern in Innsbruck überreicht. Nägerl und sein Team vom Institut für Experimentalphysik sind international führend bei der Erforschung ultrakalter Quantengase.
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Dr. Kai de Weldige vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft überreichte den Preis Hanns-Christoph Nägerl.

Ultrakalte Gase gelten als ideales Modellsystem für die Erforschung quantenphysikalischer Phänomene. Hanns-Christoph Nägerl studiert deren Eigenschaften seit über zehn Jahren und war an einigen weltweit beachteten Durchbrüchen auf diesem Forschungsgebiet beteiligt. Mit der Arbeitsgruppe um Wittgenstein-Preisträger Rudolf Grimm konnte er das erste Bose-Einstein-Kondensat aus Cäsiumatomen realisieren und den ersten experimentellen Nachweis von Efimov-Zuständen erbringen. Mit seiner eigenen Forschungsgruppe ist es Hanns-Christoph Nägerl kürzlich erstmals gelungen, ein Quantengas von chemisch gebundenen Molekülen zu erzeugen und die Teilchen quantenmechanisch vollständig zu kontrollieren. Zahlreiche Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften Nature und Science zeugen von der großen internationalen Beachtung, die die Arbeiten von Nägerl und seinem Team erfahren. „Diese Auszeichnung ist eine große Anerkennung für unser Team“, freut sich Hanns-Christoph Nägerl. „Ich nehme diesen Preis auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen entgegen.“

Kalte Atome als ideales Experimentierfeld

„Ultrakalte Quantengase haben den großen Vorteil, dass sie sehr gut gegenüber der Umwelt isoliert werden können“, sagt Nägerl. „Außerdem können wir in unserem Experiment Defekte, wie sie in Festkörpern häufig vorkommen, praktisch ausschließen.“ Damit steht den Quantenphysikern eine ideale Versuchanordnung für das Studium quantenphysikalischer Eigenschaften zur Verfügung. Zugute kommt dem Team um Nägerl dabei auch das erfolgreiche Forschungsumfeld in Innsbruck, das sich weltweit einen Namen als Hochburg der Quantenphysik gemacht hat.

Erfolgreicher START-Preisträger

Hanns-Christoph Nägerl wurde 1967 in Göttingen, Deutschland, geboren und studierte an der dortigen Universität Physik. Mit seinem Doktorvater Rainer Blatt kam er 1996 von Göttingen nach Innsbruck, wo er 1998 promovierte. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt am California Institute of Technology in den USA kehrte Nägerl an die Universität Innsbruck zurück. Hier wurde er Mitglied im Team von Rudolf Grimm und beschäftigt sich seither mit ultrakalten Quantengasen. 2003 erhielt Hanns-Christoph Nägerl den START-Preis, die höchste österreichische Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler. 2006 habilitierte er sich im Fach Experimentalphysik und wurde im selben Jahr zum außerordentlichen Professor an der Universität Innsbruck ernannt. Er leitet eine eigene Arbeitsgruppe.

Nachwuchsförderung

Die Rudolf-Kaiser-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft vergibt jährlich zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Experimentalphysik den Rudolf-Kaiser-Preis. Die Stiftung wurde 1987 durch Dr. habil. Dr. Rudolf Kaiser errichtet. Der 1923 in Nürnberg geborene Stifter war mehrere Jahre Vorsitzender Richter am Bundespatentgericht, 1979 habilitierte er im Bereich der Experimentalphysik an der TU München und widmete sich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

(Christian Flatz)