Was ist guter Unterricht?

Dieser Frage gingen am 20.10.2010 mehr als 200 schulpädagogisch Interessierte Studierende der Universität und Pädagogischen Hochschule, LehrerInnen, SchulforscherInnen und andere pädagogisch Tätige in der Aula der Universität Innsbruck nach.
v.l.: Andreas Helmke, Tuyet Helmke und Dekan Michael Schratz von der Universität Inns …
v.l.: Andreas Helmke, Tuyet Helmke und Dekan Michael Schratz von der Universität Innsbruck

Prof. Dr. Andreas Helmke von der Universität Koblenz-Landau behandelte in seinem Vortrag sein Angebot-Nutzungs-Modell und die Themen Lehrerpersönlichkeit und Unterrichtsqualität. Zu Beginn des Vortrags macht Andreas Helmke den ZuhörerInnen klar, dass er Unterricht als Angebot wahrnimmt und dass diese Angebote auch „verpuffen“ können, ob die unterschiedlichen Angebote auf Resonanz stoßen hängt von der Qualität des Unterrichts ab.

Ausgehend vom Konfuziuszitat „Lernen ist eine Tätigkeit bei der man das Ziel nie erreicht und zugleich auch fürchten muss, das schon Gelernte wieder zu verlieren“ sieht Prof. Helmke die Unterrichtsqualität aus zwei Blickwinkeln: der Prozessqualität und der Produktqualität. Wobei bei der Prozessqualität die beobachtbaren Prozesse im Unterricht den Gegenstand bilden, bei der Produktqualität geht es um die Erreichung zentraler Bildungsziele. Im Zusammenhang mit dem Erreichen von Bildungsstandards werden für Andreas Helmke diagnostische Kompetenzen der Lehrenden immer wichtiger. Hierbei geht es Prof. Helmke aber nicht nur um die Förderung fachlicher Kompetenzen, auch überfachliche Kompetenzen sollen in der Schule gefördert werden.

Zum Thema LehrerInnenprofessionalität nennt Helmke professionelles Wissen, LehrerInnenpersönlichkeit und Engagement als lernerfolgsrelevante Merkmale einer Lehrperson und macht die zuhörenden Lehrerinnen und Lehrer darauf aufmerksam, dass sie mächtige Modelle für Einstellungen und Verhalten ihrer Schülerinnen und Schüler darstellen. Zur Prozessqualität des Unterrichts hebt Prof. Helmke hervor, dass es die „optimale“ Lehrmethode nicht gibt und nicht geben kann, macht aber auf die zehn fächerübergreifenden Merkmale erfolgreichen Unterrichtens nach Hilbert Meyer aufmerksam. Zusätzlich nennt Andreas Helmke zehn weitere fächerübergreifende Merkmale, die in seinen zahlreichen Publikationen genau nachzulesen sind: Effizientes Klassenmanagement, Klarheit/Strukturiertheit, Konsolidierung/ Sicherung, Aktivierung, Motivierung, lernförderliches Unterrichtsklima, Schülerorientierung, Kompetenzorientierung, Umgang mit Heterogenität und Angebotsvielfalt. Im weiteren Vortrag diskutiert Prof. Helmke die Merkmale Klassenführung jenseits einer egalitären Sichtweise der LehrerInnen-und SchülerInnenrolle und stellt für den erfolgreichen Klassenmanager/die erfolgreiche Klassenmanagerin die Merkmale Regeln, Zeitnutzung für Unterricht und effizienter Umgang mit Störungen auf.

Für den Bereich Konsolidierung/Sicherung stellt Andreas Helmke klar, dass etwas verstanden zu haben nicht bedeutet, etwas auch gelernt zu haben und spricht sich deshalb für die Notwendigkeit von Übungsphasen im Unterricht aus. Unter dem Bereich lernförderliches Unterrichtsklima bespricht Helmke den Bereich Fehlerkultur und tritt für Fehlertoleranz in Lernsituationen ein. Zum Abschluss gibt Prof. Helmke seinen ZuhörerInnen mit auf den Weg, dass der lehrerzentrierte Unterricht in unseren Schulen immer noch in einem Ausmaß überwiegt, das nicht sehr lernförderlich ist.

Der Vortrag von Prof. Dr. Andreas Helmke kam durch die Zusammenarbeit des Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität und der Pädagogischen Hochschule Tirol zustande.

(Nadine Ulseß-Schurda)