Archäologie erfolgreich im uni.com-Programm

Die Archäologie der Universität Innsbruck beteiligt sich seit über einem Jahr erfolgreich am Programm „uni.com – Wissen für alle“ der Volkshochschule Tirol. Neben zahlreichen Kursen, Vorträgen und Führungen konnte im Wintersemester 2009/2010 der erste Kurs des Lehrgangs „Archäologie“ im neuartigen „Studium generale“ absolviert werden.
Archäologie erfolgreich im uni.com-Programm
Archäologie erfolgreich im uni.com-Programm

Die schon seit vielen Jahren gepflegte enge Zusammenarbeit der Volkshochschule Tirol mit der Universität Innsbruck wurde 2007 im Rahmen eines Kooperationsvertrages in eine neue konkrete Form gegossen: Unter der Marke „uni.com - Wissen für alle - Bildungspartnerschaft Tirol“ verbinden sich die Stärken beider Institutionen zum Nutzen der Tiroler Bevölkerung. Im Rahmen von Vorträgen, Kursen und Führungen stellen Wissenschafter ihre Disziplinen einer breiteren Öffentlichkeit vor und ermöglichen Einblicke in Forschung und Lehre auf universitärer Ebene. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten mittlerweile Veranstaltungen aus dem Bereich der Archäologie.   

 

Von den Sieben Weltwundern zu den Megalithkulturen

 

Schon im Wintersemester 2008/2009 konnte ein erster Kurs „Die Sieben Weltwunder“ (Florian Müller / 18 Teilnehmer) angeboten werden. Die Sieben Weltwunder, sieben sagenumwobene Bau- und Kunstwerke der Antike, haben von jeher die Menschen in Erstaunen und Bewunderung versetzt. Sie beeindruckten durch ihre Größe, Schönheit oder die enorme technische Leistung, die zu ihrer Errichtung erforderlich war. Durch Bildmaterial, Pläne und Rekonstruktionszeichnungen wurden die eindrucksvollen technischen, architektonischen und künstlerischen Höchstleistungen der antiken Welt vorgestellt und ihre Erbauung, Zerstörung und Wiederentdeckung nach neuestem Stand der Forschung ausführlich erklärt.

 

Im darauf folgenden Sommersemester wurden „Steinerne Zeugen der Geschichte - Der erste Tempel und die ,Megalithkultur’ in Europa“ (Beatrix Nutz / 19 Teilnehmer) behandelt. Als Megalithkultur wird eine Reihe vorwiegend europäischer Kulturen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit bezeichnet. Bekannteste Beispiele sind die Steinreihen von Carnac in Frankreich, die Hünengräber Deutschlands und Stonehenge in England. Die Zeitreise begann am Göbekli Tepe im Südosten der Türkei - einem Bergheiligtum, das mit ca. 11.500 Jahren die älteste derzeit bekannte Tempelanlage der Welt ist - und führte über Malta, die Iberische Halbinsel, Frankreich, England, Irland, Dänemark und Deutschland zurück bis zu den Figurenmenhiren in Südtirol und im Trentino. Fragen zur Glaubenswelt und zum astronomischen Wissen der stein- und bronzezeitlichen Menschen wurden dabei immer wieder aufgeworfen.  

 

Lehrgang „Archäologie“ im „Studium generale“ gestartet

 

Im Wintersemester 2009/2010 startete schließlich das „Studium generale“ als österreichweit erstes Allgemeinbildungs-Studium. Dieses richtet sich an alle, die kein Studium an der Universität absolvieren möchten, sich aber für Wissen und Forschung aus erster Hand, präsentiert von Lehrenden der Universität Innsbruck, interessieren. Jeder angebotene Lehrgang kann durch die Absolvierung eines Basis- und dreier Vertiefungskurse in insgesamt vier Semestern mit einem Teilnahmezertifikat abgeschlossen werden.

 

Zu den drei Fächern, mit denen das „Studium generale“ in Innsbruck erstmals begann, gehörte auch die Archäologie. In der „Einführung in die Archäologie“ (Florian Müller / 25 Teilnehmer) bekamen die Teilnehmer einen ersten Einblick in diese Disziplin geboten. Nach einem Abriss der Wissenschaftsgeschichte wurden die einzelnen archäologischen Fächer sowie der geografische und zeitliche Rahmen, in welchem sich diese bewegen, beschrieben. Kern der Veranstaltung waren aber die Methoden und Arbeitsweisen eines Archäologen, die von der Ausgrabung bis zur wissenschaftlichen Bearbeitung des archäologischen Materials reichen. All dies konnte den Interessierten anhand von Beispielen aus aktuell an der Universität Innsbruck ablaufenden archäologischen Forschungsprojekten anschaulich gezeigt werden“ berichtet der Koordinator für den Fachbereich Archäologie im uni.com-Programm Mag. Florian Müller.

 

Archäologische Vorträge und Museumsführungen

 

Die Kurse und Lehrgänge wurden durch Vorträge und Führungen zu archäologischen Themen ergänzt. Im Vortrag „Urartu, das Reich am Ararat“ (Walter Kuntner, Sandra Heinsch / 11 Teilnehmer) wurde näher auf dieses Reich eingegangen, welches  im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. zu den Großmächten im Alten Orient gehörte. Ausgehend von der Ostküste des Van-Sees in der heutigen Osttürkei expandierte es in weniger als 20 Jahren bis zum Euphrat im Westen und bis zum Urmia-See im Osten. Zu den größten Leistungen der Urartäer gehören der Festungsbau und die hochwertige Metallhandwerkskunst. Der Vortrag bot zudem anhand der jüngsten österreichischen Forschungsergebnisse in Armenien einen allgemeinen Gesamtüberblick über die Geschichte und Kultur der Urartäer.

 

Im Rahmen einer „Führung durch das Archäologische Museum der Universität  Innsbruck“ (Florian Müller / 16 Teilnehmer) wurden ausgewählte bedeutende Objekte der Antike im Archäologischen Museum Innsbruck – Sammlung von Abgüssen und Originalen besprochen und diese in ihrem weiteren kulturgeschichtlichen Zusammenhang betrachtet. Das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck besitzt seit nunmehr 140 Jahren eine ständig wachsende Sammlung, die mit mittlerweile annähernd 1000 Objekten, sowohl Abgüssen antiker Kunstwerke als auch Originalfunden, die größte Antikensammlung Westösterreichs darstellt. Während der Führung erhielten die Teilnehmer einen Einblick in die Geschichte und Funktion von Abgusssammlungen sowie die technische Herstellung von Abgüssen. Anhand ausgewählter bedeutender Ausstellungsstücke wurde ein Überblick über die Entwicklung der antiken Kunst geboten.  

 

Reiches Programm im Sommersemester 2010

 

Auch für das Sommersemester gibt es schon wieder ein breites Programm aus dem Bereich der Archäologie und Altertumswissenschaften (Anmeldung: innsbruck@vhs-tirol.at / Tel. 0512/588882-0).

Der erste Vertiefungskurs im Studium generale wird sich „Pompeji und die Vesuvstädte“ (Dietrich  Feil / Beginn: 8.3.) widmen. Durch den Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. wurden Pompeji, Herculaneum und einige kleinere Siedlungsplätze in der Umgebung weit besser als die meisten anderen antiken Stätten konserviert. Auch wenn hier mitnichten das alltägliche Leben in einer antiken Stadt schlagartig „eingefroren“ worden ist und die speziellen Bedingungen der Katastrophe immer mitberücksichtigt werden müssen, gewinnt man einen besseren Einblick in das Werden einer antiken Stadt und in die Lebensbedingungen der Einwohner als an anderen Orten. Die Entstehung und die Gestaltung der Stadt, Form und Schmuck der Häuser und der öffentlichen Bauten und die Zeugnisse des Alltagslebens sollen daher im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen.

 

Insgesamt vier Vorträge widmen sich im Sommersemester 2010 im Rahmen des uni.com-Programms der Archäologie und dem Altertum:

10.3.: Nachtleben im alten Rom (Gundula Schwinghammer)
17.3.: Weingenuss im Spannungsfeld zwischen Griechen und  Einheimischen im archaischen Sizilien (Erich Kistler)
24.3.: Die Ursprünge der Wandmalerei in Etrurien (Alessandro Naso)  
9.6.: Die Heilerin vom Strader Wald. Eine Sonderbestattung des 17. Jahrhunderts aus Tarrenz, Tirol (Harald Stadler)

 

(ip) 

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