Berufstitel "Professorin" für Ceija Stojka

Die Autorin, Malerin und engagierte Zeitzeugin Ceija Stojka erhielt am 16. Oktober im Rahmen eines Festaktes im Unterrichtsministerium das Dekret über die Verleihung des Berufstitels "Professorin" von Ministerin Claudia Schmied überreicht. Das für diese Ernennung nötige Gutachten stammt von der Universität Innsbruck.
BM Schmied überreichte Ceija Stojka das Verleihungsdekret
BM Schmied überreichte Ceija Stojka das Verleihungsdekret [Foto: HBF/Pusch]

Stojka wurde einer breiteren Öffentlichkeit durch ihr 1988 erschienenes Buch "Wir leben im Verborgenen" bekannt, das die Geschichte ihrer Familie in der Zeit des Nationalsozialismus erzählt. Ihr Vater und viele andere Familienmitglieder wurden umgebracht, sie selbst überlebte mehrere Konzentrationslager. Jahre nach ihrer Rückkehr begannen sie und ihre Brüder ihre Identität und ihre Lebensgeschichte zum Thema künstlerischer Arbeiten zu machen und als Zeitzeugen in der Öffentlichkeit aufzutreten.

 

Ceija Stojkas Wirken ist auf einen Dialog mit der Mehrheitsbevölkerung ausgerichtet, besonders gerne und intensiv arbeitet sie mit Schülerinnen und Studierenden. Sie klärt über die Macht der Sprache auf und analysiert, wie Vorurteilsmuster und Stereotypisierungen zu rassistischen Gewalttaten führen können und wie sensibel Roma und Sinti auf minderheitenfeindliche Äußerungen reagieren. Seit zwanzig Jahren unterstützt sie WissenschaftlerInnen unterschiedlichster Fachrichtungen, Studierende und JournalistInnen, die Arbeiten über Roma und Sinti verfassen.

 

Enge Zusammenarbeit mit VertreterInnen der Minderheiten

„Die Richtlinien für das Verfahren zur Verleihung von Berufstiteln sehen vor, dass einer Antragstellung ein entsprechendes Gutachten einer Universität oder ähnlichen Einrichtung zugrunde gelegt werden muss“, erklärt Dr. Beate Eder-Jordan vom Bereich Vergleichende Literaturwissenschaft am Institut für Sprachen und Literaturen der Uni Innsbruck, wo das Gutachten für Ceija Stojka erstellt wurde. Neben Beate Eder-Jordan sind Prof. Manfred Kienpointner, Prof. Klaus Zerinschek, Rektor Prof. Karlheinz Töchterle, Prof. Erika Thurner, Prof. Johann Holzner und Prof. Peter Stöger UnterzeichnerInnen dieses Gutachtens.  „Das Gutachten war eine Kooperation über Instituts- und Fakultätsgrenzen hinweg und wir freuen uns sehr, dass es dazu beigetragen hat, dass Ceija Stojka den Berufstitel Professorin erhielt“, so Eder-Jordan.

 

Der Bereich Vergleichende Literaturwissenschaft war bereits 2004 mit einem Gutachten zur Berufstitelverleihung für den jenischen Autor und Kulturschaffenden Romedius Mungenast (1953 – 2006) erfolgreich. Den Stein ins Rollen für die Ehrungen von Ceija Stojka und Romedius Mungenast brachte in beiden Fällen Gerald Kurdoğlu Nitsche vom EYE-Verlag in Landeck, der bereits im Jahr 1990 lyrische Texte von Stojka und Mungenast herausgab.

 

 „In unserem Bereich – der Vergleichenden Literaturwissenschaft –  wird nicht nur seit zwei Jahrzehnten über Literaturen und Kulturen von Minderheiten gelehrt und geforscht, sondern wir bemühen uns auch stets um enge Zusammenarbeit mit VertreterInnen der Minderheiten“, erklärt die Literaturwissenschaftlerin Eder-Jordan.

 

 (ip/sr)

Link: iPoint-Bericht "Romani Studies an der Universität Innsbruck? Eine Vision – und Impressionen einer Reise"