Körper zwischen Biologie und Technologie

Der Medientag der Innsbruck Media Studies stand heuer unter dem Motto „Körperphantasien. Mediale Inszenierungen zwischen Traum und Wirklichkeit“. Die gut besuchte Veranstaltung in der Aula des Hauptgebäudes bot unter anderem Vorträge und Diskussionen zu Themen wie Selfies, Schönheitskult und mediale Inszenierung.
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10. Medientag am 17. November 2014: Rektor Tilmann Märk bei seiner Eröffnungsrede. (Foto: U. Pfeiffenberger)

Der Medientag der Innsbruck Media Studies fand dieses Jahr am 17. November mit der Unterstützung der Moser Holding sowie der APA statt. Das Motto „Körperphantasien. Mediale Inszenierungen zwischen Traum und Wirklichkeit“ bot Vorträge und Diskussionen zu Themen wie Selfies, Schönheitskult und mediale Inszenierung, aber auch zunehmende Technisierungsprozesse des Körperlichen und zeigte hierfür medienwissenschaftliche Forschungszugänge auf.

Prof. Dr. Karin Harrasser eröffnete die Veranstaltung, indem sie auf die Tradition der Verschmelzung von Körper und Technologie über die letzten 150 Jahre hinweg verwies. Die Kooperation mit der Technologie erweise sich für den Menschen als schwierig und führe entweder zu radikaler Ablehnung oder aber zu euphorischen Visionen. Die Ausdehnung der Wertschöpfungsketten auf den Menschen, so Harrasser, münde in einen Diskurs zur Frage „Was ist Leben?“. Ein Ja zu Technologie, so beschloss Harrasser ihre Ausführung, bedeute nicht zwangsläufig ein Ja zur Optimierungskultur.

Die Besucherinnen und Besucher des Medientages 2014 hatten Gelegenheit, an verschiedenen Workshops teilzunehmen, um die Inszenierungspraktiken genauer zu hinterfragen. So thematisierten Klemens Ganner (APA-PictureDesk) und Patricio Hetfleisch (Geschäftsführung TT-Online) die Fotografien und erkennbaren Posen öffentlicher Personen in der Presseberichterstattung (Titel des Workshops: „Ich trete auf, also bin ich. Bilder in der Presseberichterstattung“). Martina Guggenbichler und Linda Leitner ließen die Besucher_innen digital bearbeitete Fotografien überprüfen und deren Merkmale bestimmen (Titel des Workshops: „Bildbearbeitung – Schönheits-Ideale per Photoshop).  Mag. Dr. Cornelia Brantner und Dr. Katharina Lobinger fragten ihre Workshopteilnehmer_innen nach der Authentizität ausgewählter „Selfies“ und gaben einen Einblick in innovative empirische Methodenkombinationen.

Drei Kurzvorträge gaben Impulse zur anschließenden Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Anne Siegetsleitner stellte aus dieser Sicht der Praktischen Philosophie den Drang zu permanenter Verbesserung in Frage. Dr. Jörg-Uwe Nieland berichtete vom Leitbild des Quantified Self im (Amateur- und Profi-)Sport. Eine Einführung in das Denken des Transhumanismus lieferte schließlich Dr. Stefan Lorenz Sorgner.

Als Auslöser des Optimierungsstrebens machten die von Gabi Starck moderierten Diskutierenden weltweiten Wettbewerb, aber auch Gruppenzwang aus. Von diesem gelte es, sich selbstbewusst zu emanzipieren und weiterer Selbstausbeutung einen Riegel vorzuschieben. Derzeit sei der Wunsch nach vollständiger Kontrolle aller Lebensbereiche omnipräsent. Anne Siegetsleitner rief zu mehr Genügsamkeit auf und betonte, dass auch Unkontrollierbarkeit ein Aspekt des Lebens sei. Karin Harrasser hob hervor, dass es fatal sei, Menschen und Technologie als getrennte Bereiche zu betrachten. Ein Bewusstsein für die Interaktion beider sei unerlässlich, um sich in Technologien eingeschriebener Funktionalitäten und Skripte bewusst zu sein, und damit auch Paradoxien in Diskursen technischer Machtbarkeit offen zu legen.

Im Rahmen der Veranstaltung nutzen auch viele die Gelegenheit, selbst einmal die Beta-Version der Google Glass zu erproben, zu der Markus Ebner von der TU Graz eine Einführung anbot und die 2015 auf den Markt kommen soll.

(Innsbruck Media Studies)