Justizanstalt Innsbruck – ein Blick hinter die Gitter

Im Zuge eines Proseminars zum italienischen Strafrecht organisierte Universitätsassistent Lukas Staffler am 18. November 2014 eine Besichtigung der Justizanstalt Innsbruck und ermöglichte 20 Studierenden einen Einblick in den Alltag der Gefängnisinsassen.
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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion mit dem Lehrveranstaltungsleiter Lukas Staffler.

„Im Rechtsstudium und besonders im Strafrecht wird häufig von Freiheitsstrafen gesprochen und dementsprechend mit Jahreszahlen jongliert. Meine Intention war, den Studierenden ein Gefühl dafür zu vermitteln, was es bedeutet, für 4, 6 oder 10 Jahre in einer Justizanstalt inhaftiert zu sein und dadurch eine erhöhte Sensibilität für das Fach Strafrecht zu erreichen“, erklärt Lukas Staffler. Er ist Universitätsassistent am Institut für Italienisches Recht und hat für seine Studierenden eine Exkursion zur Justizanstalt Innsbruck organisiert.

Theorie trifft Praxis

Als erster Universitätskurs der Universität Innsbruck besichtigten 20 Studierende die Justizanstalt (JA) Innsbruck und bekamen ein Gefühl für den Häftlingsalltag. Eingangs wurden die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer, im Anschluss an einige einführende Worte des Justizanstaltsleiters, vom Chefinspektor über die derzeitige Situation in der Justizanstalt Innsbruck informiert. Von der aktuellen Anzahl an Häftlingen und deren Unterbringung über die diversen Zuständigkeiten der JA und den Vollzugsarten bis hin zum typischen Tagesablauf eines Insassen wurde ein breites Spektrum an Sachfragen und Normen erläutert und sowohl Homogenität als auch Differenzen zum italienischen Strafvollzug aufgezeigt.

Führung durch die Anstalt

Die darauf folgende Führung durch die Justizanstalt begann mit der Besichtigung des Werkstättentraktes. Die Schlosserei, Tischlerei, Landwirtschaft und Kfz-Werkstatt sind nur einige der Möglichkeiten für die Häftlinge, den Alltag geregelt zu gestalten und sich für einige Stunden zu beschäftigen. Sportanlagen, wie Fußball- und Volleyballplatz im Außenbereich und der Indoor-Sportplatz, werden vor allem von Jugendlichen genutzt.

Als nächste Etappe der Führung wurde ein Blick in den gelockerten Vollzug geworfen. Hierhin werden Inhaftierte mit entsprechend guter Führung verlegt und genießen gewisse Privilegien, wie etwa die Möglichkeit, sich verhältnismäßig frei im Anstaltsgelände bewegen zu dürfen. Auch im nächsten Bereich, der Besucherzone, kann in diesen Fällen in der Regel auf eine Trennung mittels Glaswand verzichtet werden.

Die Zellen

Da ein beträchtlicher Teil der Haftstrafe in der Zelle verbracht wird, zählt sie zu den wesentlichsten Bestandteilen einer Justizanstalt. Die Zellen variieren in ihrer Größe je nach Belegung, von kleinen Einzelzimmern bis hin zu etwas geräumigeren Fünfmannzimmern, und sind standardmäßig ausgestattet mit Bett, abgetrennten WC, TV und Radio. Der Leiter der Justizanstalt ist für die Einteilung der Zimmerbelegung zuständig – um Konflikte zu vermeiden, werden zum Beispiel Trennungen nach Strafmaß, Ethnien und Raucher bzw. Nichtraucher vorgenommen.

Gesammelte Eindrücke

Trotz der vielfältigen Angebote und Möglichkeiten für Insassen bleibt den Studierenden doch stets die Tatsache bewusst, dass es sich um eine Haftanstalt handelt und hier Freiheitsstrafen verbüßt werden, die nicht selten einschneidende Auswirkungen auf die Schicksale dieser Menschen haben.

Die daraus gewonnene Erfahrung über die Bedeutung einer Haftstrafe, insbesondere der Einblick in die Zellen, beeindruckte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und wird im nächsten Schritt, gemeinsam mit Lukas Staffler, in der Lehrveranstaltung noch einmal in Hinblick auf die Schwerpunkte Generalprävention und Spezialprävention nachbesprochen. „Ich versuche, meine Lehrveranstaltungen mit Exkursionen ‚in die Praxis’, zum Beispiel an die Gerichtsmedizin Innsbruck, anzureichern, um den Studierenden auch einen Einblick in ihren möglichen späteren Berufsalltag zu ermöglichen. Konkret bin ich auch der Innsbrucker Justizanstalt sehr dankbar, dass sie uns diese Exkursion ermöglicht hat“, sagt Lukas Staffler.

(Manuel Mayrl)