Nutzung von Klärschlamm in Tunesien: Innsbrucker Studentin zur Datenerhebung vor Ort

Im Rahmen eines Auslandspraktikums bei der Firma ILF Beratende Ingenieure konnte Anna Erlacher, Französisch-Studentin der Universität Innsbruck, in Tunis an einer strategischen Studie zur Nutzung von Klärschlamm im Auftrag der Tunesischen Behörde für Abwasserentsorgung mitarbeiten und dabei auch das Land, die Sprache und die Kultur kennenlernen.
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Nachklärbecken der Anlage Kairouan 2.

ILF Beratende Ingenieure ist ein international tätiges Ingenieur- und Beratungsunternehmen, das jedes Jahr StudentInnen verschiedener Studienrichtungen der Universität Innsbruck die Chance auf ein Praktikum im In- oder Ausland ermöglicht. Die Firma ILF verfügt über langjährige Erfahrung sowohl im Bereich Wasseraufbereitungsanlagen als auch Abwasserreinigungsanlagen und wurde deshalb von der Tunesischen Behörde für Abwasserentsorgung (ONAS) mit der Entwicklung eines Masterplans für die Nutzung von Klärschlamm in der Region „Centre“ beauftragt. Tunesien entwickelt zurzeit eine landesweite Strategie für die Klärschlammbehandlung, -entsorgung und/oder -verwertung. Die Kernpunkte dieser Strategie sind die Ausbringung als Dünger in der Landwirtschaft („filière verte“), die Mitverbrennung in einem Zementwerk („filière rouge“) oder die Deponierung („filière noire“).

Aufgrund ihrer vorherigen Ausbildung im Bereich Industrieller Umweltschutz an der Montanuniversität Leoben und ihrer ausgezeichneten Sprachkenntnisse konnte Anna Erlacher, Französisch-Studentin der Universität Innsbruck, das ILF-Projektteam in Tunis optimal bei der Erstellung dieser Studie unterstützen. „Während meines zweimonatigen Aufenthalts besuchte ich verschiedene Kläranlagen in Zentraltunesien, um die benötigten Daten für die Studie zu erheben und gleichzeitig den Zustand der Anlagen zu evaluieren“, erzählt Anna Erlacher. „Außerdem konnte ich aktiv an Besprechungen mit den Auftraggebern teilnehmen und mein bisheriges Fachwissen bei einem Seminar zum Einsatz von Ersatzbrennstoffen in Zementwerken in Tunesien vertiefen.“

Anna Erlacher

Anna Erlacher

 

Zu den von ILF im Rahmen der Studie identifizierten Problemen zählt unter anderem, dass viele Kläranlagen derzeit eine nicht ausreichende Reinigungsleistung erbringen, bedingt durch Überlastung oder auch veraltete Ausrüstung. Eine weitere Herausforderung ist, dass immer weniger Arbeitskräfte auf den Kläranlagen vorhanden sind, was die täglichen Tätigkeiten (wie z.B. Wartung, Labormessungen, etc.) erschwert. „Ein ebenfalls erhebliches Problem stellt, meiner Meinung nach, das mangelnde Bewusstsein zum Thema Abfall innerhalb der Bevölkerung dar. Bereits bei meiner Ankunft in Tunesien fiel mir auf, dass eine Mülltrennung, wie wir sie in Europa kennen, hier nur begrenzt existiert. Es gibt nur wenige Mülltonnen, oft wird der Müll einfach auf die Straße geworfen“, schildert die Studentin ihre persönlichen Eindrücke. „Das von der ONAS in Auftrag gegebene Projekt zeigt jedoch, dass man sich dieses Themas annehmen will und Strategien für einen verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Umgang mit Abfall und insbesondere Klärschlamm für die Zukunft entwickelt“, meint Erlacher.

Die arbeitsfreie Zeit füllte Frau Erlacher mit vielen Unternehmungen, um das Land und die Menschen besser kennen zu lernen. „Die Menschen in Tunesien sind sehr freundlich und liebenswert, auch wenn die starke Armut überall spürbar ist“, berichtet Erlacher. Aufgrund ihres Französischstudiums und eines zweijährigen Aufenthaltes in Paris konnte die Studentin sich sprachlich gut zurechtfinden und verständigen. „Dennoch war ich am Anfang etwas mit dem ‚tunesischen’ Französisch überfordert. Das Französisch hier hat eine andere Färbung und die Betonung ist teilweise etwas anders, vor allem aber die Wortwahl. Am Beginn tat ich mir oft schwer, die arabischen Wörter und Namen zu verstehen, nach einer gewissen Zeit konnte ich mich aber daran gewöhnen und konnte sogar einige Brocken Tunesisch lernen, was ich persönlich als großen Gewinn sehe“, erklärt sie.

Zusammenfassend beschreibt Anna Erlacher ihr Auslandspraktikum bei ILF - sowohl fachlich als auch persönlich - als ein sehr interessantes und wertvolles Erlebnis: „Sowohl die Kollegen im Projektbüro in Tunis als auch die Mitarbeiter des Hauptbüros in Salzburg und Rum/Innsbruck haben mich jederzeit bestens unterstützt und mir diese tolle Erfahrung ermöglicht. Ich konnte an vielen Prozessen teilhaben, die den Beginn eines Projektes ausmachen und wertvolle Einblicke in die tägliche Projektarbeit erhalten. Anderen interessierten Studenten kann ich nur empfehlen, sich ebenfalls für ein Auslandspraktikum zu bewerben, ihr werdet es nicht bereuen!“

(Anna Erlacher)