Wegbereiter der ökosozialen Landwirtschaft verstorben

Letzte Woche verstarb der Wegbereiter für eine nachhaltige Landwirtschaft, Prof. Ing. Josef Willi. Er war eine treibende Kraft der ökosozialen Landwirtschaft in Österreich und maßgeblich an der Entwicklung des biologischen Landbaus beteiligt. Über 20 Jahre lang war Prof. Willi ehrenamtlich an der Universität Innsbruck tätig.
willi_josef_400x306.jpg
Prof. Ing. Josef Will

Josef Willi begann seine berufliche Laufbahn nach Abschluss der landwirtschaftlichen Mittelschule in Seefeld bei der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer. Dort war er Leiter der land-und forstwirtschaftlichen Facharbeiterausbildungsstelle. Er leitete die Gartenbauberufsschule und gründete die Arbeitsgemeinschaft der landwirtschaftlichen Meister und der Meisterinnnen der ländlichen Hauswirtschaft. Zudem war er Geschäftsführer des Verbandes der Tiroler Käserei- und Molkereifachleute. Bereits 1963 gründete er die erste Fernschule der Landwirtschaft, um Bäuerinnen und Bauern in abgelegenen Teilen Österreichs Zugang zu fachlicher Ausbildung zu ermöglichen.

Bereits Anfang der 1970er-Jahre stieß Josef Willi, der stets auf der Suche nach nachhaltigen Formen der Landwirtschaft war, zum biologischen Landbau. Er organisierte erste Exkursionen in die Schweiz und initiierte den Zusammenschluss der biologisch wirtschaftenden Bäuerinnen und Bauern im „Verband organisch-biologisch wirtschaftender Bauern Österreichs“. Ab 1978 organisierte Willi das „Grüne Forum“ in Alpach, um die fachliche Auseinandersetzung mit dem biologischen Landbau zu fördern. Bis 1987 fanden neun internationale Kongresse statt, zu denen die Fernschule der Landwirtschaft gemeinsam mit dem Institut für biologischen Landbau in der Schweiz und der Stiftung biologischer Landbau in Deutschland einlud.

Nach seiner Pensionierung nahm Josef Willi 1988 seine ehrenamtliche Tätigkeit an der Universität Innsbruck am Forschungsinstitut für Alpenländische Land- und Forstwirtschaft auf. Der damalige Leiter, DDr. Herwig van Staa, lud ihn ein, das Studienzentrum für Agrarökologie einzurichten, welches er über zwanzig weitere Jahre leiten sollte. Über dieses Studienzentrum wurden zahlreiche Vorträge und Lehrgänge organisiert, und die Zeitschrift „Landwirtschaft und Leben“ als Informations- und Bildungsorgan in Leben gerufen. Immer Neuem aufgeschlossen, machte Willi seine Lehrbriefe über die „Internetschule der Landwirtschaft“ einer breiten Leserschaft schnell und einfach verfügbar. Gemäß seiner Devise „Es nützt nichts, wenn wir ökologisch wirtschaften, aber aussterben“ kümmerte sich Josef Willi in den letzten zehn Jahren seines zweiten Berufslebens um das Problem der Partnerfindung in der Landwirtschaft und gründete die Zeitschrift „Herz und Hof“.

Josef Willi zeitlebens den Mut, sich für seine Überzeugungen einzusetzen. Konsequent setzte er sich für das ein, was seiner Meinung nach notwendig war, um die Verhältnisse in der Landwirtschaft zu verbessern. Sein Kampf um die Liberalisierung des Ab-Hof-Verkaufs von Milch 1986 und sein 14-tägiger Hungerstreik 1992 vor dem Parlament für ein ökologischeres Landwirtschaftsgesetz legen Zeugnis dieser Haltung ab.

Für seine Verdienste um die Landwirtschaft erhielt er verschiedene Preise und Auszeichnungen: 1974 den Hans Kudlich Preis, 1976 den Österreichischen Naturschutzpreis, den Konrad Lorenz Preis für Umweltschutz 1982, und schließlich die Verleihung des Berufstitels „Professor“ 1996.

Am 8. Juli 2014 verstarb Josef Willi im 87. Lebensjahr in Innsbruck.

(Michael Traugott)