Lebensmittelabfälle sinnvoll verwerten

Beim ersten Innsbrucker Abfall- und Ressourcentag am 28. Jänner 2014, veranstaltet vom Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband, diskutierten Fachleute aus ganz Österreich über biogene Abfälle und deren stoffliche und energetische Verwertung.
Innsbrucker Abfall- und Ressourcentag 2014
Am Podium stellen sich die Expertinnen und Experten kritischen Fragen aus dem Publikum, v.l.: Alexander Knapp, Gerhard Soja, Joachim Venus, Anke Bockreis. (Bild: Universität Innsbruck)

Vizerektorin Anke Bockreis, Leiterin der Veranstaltung, erwähnte, dass der Zeitpunkt der Tagung besonders gut gewählt sei, da das Europäische Parlament das Jahr 2014 zum „Europäischen Jahr gegen Lebensmittelverschwendung“ ausrief.

Gemeinsam diskutieren

Bei der Tagung in der Aula der Universität Innsbruck hatten Expertinnen und Experten aus Forschung und Wirtschaft die Möglichkeit, sich über Ideen, Projekte und Ergebnisse zum Umgang mit unserem Abfall auszutauschen. Im Zentrum der Auseinandersetzungen standen die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, die Aufbereitung und energetische Nutzung von Bioabfällen sowie die stoffliche Verwertung der Abfallstoffen, wie beispielsweise die Herstellung von Biokohle zur Kohlenstoffbindung in Böden.

Gudrun Pechtl und Franz Hölzl referierten darüber, wie bei MPreis und Spar versucht wird, Lebensmittelabfälle zu minimieren. Ein Spagat zwischen den Forderungen der Konsumentinnen und Konsumenten und den Anforderungen des Ressourcen- und Umweltschutzes sei nicht einfach. „Die Kunden erwarten sich, dass alle Produkte immer vorhanden sind“, so Pechtl. Beide Unternehmen initiierten bereits einige Aktionen, um Lebensmittelmüll zu vermeiden. MPreis versucht seine Kundinnen und Kunden für das Thema zu sensibilisieren und davon zu überzeugen, dass Baguette aus diesem Grund nicht bis zum Ladenschluss ein volles Brotsortiment anbieten kann. Hölzl betont, dass nicht verkaufbare Lebensmittel großteils noch kein Abfall sind. Spar bemühe sich, diese Produkte unter anderem zu reduziertem Preis zu verkaufen, oder an soziale Einrichtungen weiter zu geben.

Erforschen von Bioabfallpotenzialen

An der Universität Innsbruck wird schon seit einiger Zeit geforscht, wie man mit Abfall umgehen und diese Ressourcen sinnvoll nützen kann. Irene Schneider vom Institut für Infrastruktur arbeitet im Arbeitsbereich Umwelttechnik und bei alpS. Sie referierte über die unerschlossenen Bioabfallpotenziale in Tirol und kam zu der Schlussfolgerung, dass bisher stofflich und energetisch ungenutzte Reserven zur Verfügung stehen. Ihr Ziel ist es, sinnvolle ökologische und ökonomische Lösungsansätze zu entwickeln, um diese Ressourcen zu nützen. Ihre Kollegin Anna Wörle stellte die Störstoffproblematik bei der Behandlung von biogenen Abfällen vor. Derzeit beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit der Zusammensetzung von Störstoffen wie Plastik, Glas, Metall oder Stein und den Möglichkeiten, diese aus dem Bioabfall zu entfernen. Alexander Knapp vom Transferzentrum der Universität Innsbruck, transidee, Schwerpunkt BioTreat, beschäftigt sich mit der Frage, wie die Asche aus der Biomasseverbrennung in Kraft- und Fernheizwerken wieder in den Kreislauf der Natur zurückgeführt werden kann. Die darin enthaltenen wertvollen Mineralien gehen durch die Verbrennung nicht verloren und könnten als gepresste Asche-Pellets oder Granulat wieder dem Boden zurückgegeben werden. Auf diese Art und Weise würde sich der Nährstoff-Kreislauf in der Natur wieder schließen.

Immer wieder wiesen die Vortragenden darauf hin, dass es zwar notwendig ist, Forschungen zum Umgang und zur Nutzung von solchen Abfällen zu betreiben, es jedoch in erster Linie vom bewussten Umgang mit Lebensmitteln jedes und jeder einzelnen abhängt, welcher und wie viel Biomüll schlussendlich anfällt.


(Daniela Pümpel)