Innsbrucker Soziologe zum Vizepräsident der ESA gewählt

Frank Welz vom Institut für Soziologie der Universität Innsbruck wurde zum Vizepräsident der European Sociological Association (ESA) gewählt, d.h. der Dachorganisation aller nationalen Soziologie-Fachverbände in Europa.
blog_welz.jpg
Frank Welz ist seit kurzem Vizepräsident der European Sociological Association (ESA).

Neben den nationalen Fachgesellschaften gehören der ESA derzeit knapp 2000 Einzelmitglieder an. ESA organisiert zum einen Möglichkeiten für den fachwissenschaftlichen Austausch der Scientific Community, d.h. europaweite themenspezifische Forschungsgruppen und ebenso spezialisierte wie themenübergreifende europäische Fachkongresse für Soziologie. Zum Beispiel beherbergte die letzte Großkonferenz der ESA im August des Vorjahres in Turin unter dem Thema „Crisis, Critique and Change“ über 2.500 Soziologen und Soziologinnen aus 76 verschiedenen Teilnehmerländern. Neben Dutzenden von ‚Midterm‘-Conferences ihrer 36 Forschungsgruppen – von „Ageing in Europe“ bis „Women’s and Gender Studies“ – wird ESA ihre nächste große Zusammenkunft im August 2015 in Prag unter das Thema „Differences, Inequalities and the Sociological Imagination“ stellen.

Neben der Förderung der konkreten Zusammenarbeit von FachwissenschaftlerInnen ist ESA auch publizistisch tätig. Bei Routledge gibt sie sowohl zwei Fachzeitschriften, ‚European Societies‘ sowie ‚European Journal of Cultural and Political Sociology‘, wie auch eine Buchserie heraus.

Herausforderungen der Interessenvertretung auf europäischer Ebene

Dass die nationalen Elfenbeintürme universitärer Forschung eine gemeinsame europäische Interessenorganisation benötigen, steht seit langem außer Frage. Wie relevant, aber doch auch wie schwierig ein Lobbying für wissenschaftliche Zwecke zu erreichen ist, dokumentierten unlängst die Auseinandersetzungen um den Einbau sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in das jetzt neu aufgelegte 70-Milliarden-schwere HORIZON-2020-Forschungsprogramm der EU.

Wie hier mit ständig wechselnden ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern eine effiziente Interessenvertretung organisiert werden kann, ist eine der aktuellen Herausforderungen an die ESA. Eine andere ist das Dauerproblem der Sprache. Die ganz spezielle Entwicklung der gerade derzeit unter enormem Problemdruck stehenden britischen Universitätslandschaft wird ganz ungewollt schon deshalb fast zum Leitbild kontinentaler Erörterungen, weil FachwissenschaftlerInnen natürlich ihre je nationale Situation und dann meist zuerst noch die der englischsprachigen Länder gut kennen. Ein mehr praktisches Problem ist, wie die europaweite Interessenvertretung einer Großorganisation und deren vielfältigen o.g. Aufgaben mit einer einzigen Secretary-Stelle im Pariser Hauptquartier der ESA gelingen kann.

Der österreichische Beitrag

Während dem Innsbrucker Soziologen Frank Welz, der bereits 2011 schon einmal in den Vorstand gewählt wurde, 2011-2013 die Leitung des wissenschaftlichen Programms der ESA oblag, ist nunmehr neben der Außenvertretung genau die Planung einer internen Umstrukturierung der European Sociological Association eine seiner Aufgaben als Vice-President im 17-köpfigen Vorstand. Dabei geht es darum, dem Fachverband durch eine strategische Reorganisation verschiedener Aufgaben erstmals die Anstellung einer promovierten Person als „General Secretary“ zu ermöglichen.

(red)