75 Jahre Novemberpogrom: Universitäten luden zur Gedenkstunde

Auf Initiative von Msgr. Bernhard Hippler luden die Leopold-Franzens-Universität, die Medizinische Universität, die Universitätspfarre St. Clemens, die Österreichische HochschülerInnenschaft und die Israelitische Kultusgemeinde zu einer Gedenkstunde der Universitäten.
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Universitätspfarrer Msgr. Bernhard Hippler bei der Gedenkstunde in der Aula der Universitäten

Vor 75 Jahren passierte das Unvorstellbare, auch in Innsbruck. Jüdische Geschäfte wurden zerstört, jüdische MitbürgerInnen wurden von den Nationalsozialisten heimgesucht, misshandelt, Richard Berger, Richard Graubart, Josef Adler und Wilhelm Bauer umgebracht. Für den Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, eine der dunkelsten Stunden in Tirol: „Zumindest einer der Mörder, Gerhard Lausegger, war ein Student der Universität Innsbruck. Diese  Tatsache, aber auch die gesamte  Entwicklung der nationalsozialistischen Vereinnahmung der LFU lastet schwer auf dieser, unserer Alma Mater. Dieses Geschehen bleibt für immer ein schwarzer Fleck in unserer fast 350-jährigen Geschichte. Gerade als Universität haben wir eine höhere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Gerade hier sollten Kritikfähigkeit, Toleranz und objektive Wahrheit herrschen. Und gerade hier sollten Fehlentwicklungen in der Gesellschaft rechtzeitig erkannt, aufgezeigt und wenn nötig bekämpft werden. Wir haben mit dem Medizinstudenten Christoph Probst, Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe ‚Weisse Rose’ ein leuchtendes Beispiel in dieser Hinsicht, der im Herbst 1942 an seinen Bruder schreibt: ‚Lebe auch in diesem kommenden Jahr, im tiefen Vertrauen, dass alles sinnvoll ist, und einem keine Zufälligkeiten im Leben begegnen, dass alle Kämpfe letzthin für das Gute ausgefochten werden. Wenn unsere Augen auch nicht so weit blicken, es erkennen zu können.“

Werden Vertriebene und Verfolgte in guter Erinnerung bewahren

Eines der ersten Opfer in Innsbruck war an der Medizinischen Fakultät Gustav Bayer, der sich nach dem Anschluss im März 1938 aus Verzweiflung für den Freitod entschied: In Gedenken an ihn und für die damals Vertriebenen und Verfolgten verlas die Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck, Helga Fritsch, eine Passage aus seinem Abschiedsbrief: „Viele Grüße meiner alten Fakultätskollegen. Sie sollen mir eine gute Erinnerung bewahren.“ Im Namen sämtlicher Angehöriger der Medizinischen Universität Innsbruck antwortete Fritsch ihm symbolisch über die Zeiten hinweg: „Ja, das werden wir!“

Zahlreiche Worte aus den Universitäten

Auch der Senatsvorsitzende Ivo Hajnal, der stellvertretende Vorsitzende des Unirates der Medizinischen Universität Johannes Michael Rainer, Prof. Thomas Albrich und Msgr. Hippler gedachten in ihren Worten der Opfer des Novemberpogroms. Der Autor Christoph W. Bauer las aus seinem Buch „Die zweite Fremde“. Der Unviersitätschor umrahmte die Gedächtnisstunde mit Werken von Bernstein, Natra, Preyer und Buchenberg.

(Daniel Sailer)