Summer School: Zeitreise durch die Entwicklung der Alpen

Mit einem einwöchigen Geländekurs in Trentino/Südtirol wurde an der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften das Format „Innsbruck Summer School of Alpine Research“ gestartet. 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 8 Nationen genossen bei ausgezeichneten Rahmenbedingungen die gemeinsame Reise durch 250 Millionen Jahre geologische Geschichte.
Innsbruck Summer School of Alpine Research 2013
18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 8 Nationen nahmen an der Innsbruck Summer School of Alpine Research teil.

Unter dem gemeinsamen Titel „Innsbruck Summer School of Alpine Research“ werden die drei an der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften beheimateten Forschungszentren „Geogene Dynamik – geogene Stoffe“, „Globaler Wandel – regionale Nachhaltigkeit“ und „Klima- und Kryosphäre“ im Wechsel Sommerschulen anbieten. Den Start machte diesen September das Forschungszentrum Geogene Dynamik – geogene Stoffe, der Untertitel der Lehrveranstaltung lautete: „An Alpine glance at Apulian Geodynamics“. Unter diesem Titel verbirgt sich eine mehr als 250 Millionen Jahre dauernde Zeitreise durch die Entwicklung der Alpen, die in Trentino/Südtirol exemplarisch gut geologisch dokumentiert ist.

Kollaps und erstes Zerreißen

Nach dem Ende der variszischen Gebirgsbildung vor ca. 300 Millionen Jahren war der Alpenraum von intensiver magmatischer Aktivität geprägt. Sichtbar wird dies nicht zuletzt durch die weitverbreiteten Ablagerungen des Bozner Quarzporphyrs (Etschtaler Vulkanit Komplex) im Perm. Nach Abklingen des Vulkanismus folgten erste kontinentale und flachmarine Ablagerungen der unteren und mittleren Trias, die jedoch bald einer Dehnungstektonik, abermals begleitet von Vulkanismus, unterworfen wurden. Dies lässt sich ausgezeichnet im Valle San Nicolò in den Dolomiten studieren und steht im Zusammenhang mit der Öffnung der Neotethys im heutigen SE Europa.

Ein Ozean verschwindet, ein neuer öffnet sich

Während sich die Neotethys vor 150 Millionen Jahren bereits wieder schließt, öffnet sich zwischen Europa und Afrika/Apulien der Penninische Ozean. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind intensive metamorphe und tektonische Überprägungen, wie sie etwa die Gesteine in der Südtiroler Texelgruppe aufweisen.

Die heutigen Alpen

Der letzte Akt wird bestimmt durch die Schließung des Penninischen Ozeans und die Kontinentalkollision, wobei sich Afrika/Apulien (ostalpine Einheiten) über Europa (Zentralalpen) schiebt. Erst durch die anhaltendende Nordbewegung Afrika/Apuliens wird im Neogen (d.h. seit 20 Millionen Jahren) die unterlagernde europäische Platte im Tauernfenster (z.B. Zillertaler Alpen) nach oben gedrückt und erosionsbedingt sichtbar. Von Sterzing über den Jaufenpass ins Passeiertal bis Meran lässt sich die geologische Entwicklung hierzu Schritt für Schritt beobachten.

Die Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften als Initiator und Unterstützer möchte sich ausdrücklich bei den Mitarbeitern des Forschungszentrums für die Organisation und Durchführung der ersten „Innsbruck Summer School of Alpine Research“, insbesondere bei Dr. Hannah Pomella (Institut für Geologie) bedanken. Die wissenschaftliche Breite und Tiefe war durch die Beteiligung von Fachkollegen aus Bozen (Dr. Morelli), Kiel (Dr. Stipp), Utrecht (Dr. Willingshofer) und Zürich (Prof. Schmid) mehr als gewährleistet und erlaubte den Teilnehmenden einen gelungenen Einstieg in die Alpengeologie. Die Auswertung der im Gelände gewonnenen Daten im Sinne einer drei- bzw. vierdimensionalen Rekonstruktion und die Möglichkeiten moderner Computerapplikationen wurden durch die Beteiligung von Dr. Rourke (Midland Valley, Glasgow) am letzten Tag eindrucksvoll demonstriert.

(Bernhard Fügenschuh)