La Belle et la Bête

Dank dem Frankreich-Schwerpunkt und dem Institut français d’Innsbruck konnte Jean Cocteaus Film-Klassiker „Die Schöne und das Biest“ aus dem Jahr 1946 in Innsbruck gezeigt werden, und zwar im idealen Rahmen von Schloss Ambras. Schrille Pfauenrufe aus dem Schlosspark setzten im Soundtrack eigenwillige, aber durchaus passende Akzente.
Schloss Ambras verwandelte sich für einen Tag in das verwunschene Schloss von der Sch …
Schloss Ambras verwandelte sich für einen Tag in das verwunschene Schloss von der Schöne und dem Biest. Bild: Frankreichschwerpunkt

Haben Sie gewusst, dass „Die Schöne und das Biest“, bevor sie von Walt Disney und vom Musical entdeckt wurde, schon ein Film von Jean Cocteau gewesen ist? Der französische Poet und Filmemacher hatte das Märchen 1946 mit Jean Marais in der Hauptrolle verfilmt.

Das „Open House“ des Schlosses Ambras stand in diesem Jahr ganz im Zeichen von „La Belle et la Bête“. Schließlich ist das Porträt des Haarmenschen der ganze Stolz der Kunst- und Wunderkammer des Schlosses. Auch zwei seiner haarigen Kinder sind dort mit Porträts vertreten, sowie seine wunderschöne Frau. Fast würde man meinen, Jean Cocteau hätte Ambras besucht und sich dort für seinen Film inspirieren lassen, so sehr gleicht die Atmosphäre im Film der des Innsbrucker Renaissance-Schlosses. Die Leiterin des Frankreich-Schwerpunkts der Universität Innsbruck, Prof. Eva Lavric, kannte den Film noch aus ihrer Kindheit und hatte schon lange den Plan gehegt, ihn in Ambras gleichsam „am Ort des Geschehens“ vorzuführen. Die Direktorin von Schloss Ambras, Dr. Veronika Sandbichler, war von der Idee begeistert und stellte gleich den ganzen Tag der Offenen Tür, am 1. Mai, unter das Motto „Die Schöne und das Biest“. Als weiterer Partner konnte das Institut français d’Innsbruck gewonnen werden. Der Cocteau-Film wurde mehrmals gezeigt, sowohl in französischer als auch in deutscher Fassung. Zwischendurch gab es für die Kleinen den Zeichentrickfilm von Walt Disney.

Die Zuschauer/innen waren fasziniert, viele Frankophone waren eigens gekommen, weil sie den Film, der in Frankreich so bekannt ist wie bei uns die Sissi-Filme, vor dreißig oder vierzig Jahren schon gesehen hatten. Die Jüngeren dagegen bewunderten die dichte Atmosphäre und die Kunst Cocteaus, der mit ganz einfachen filmischen Mitteln das Wunderbare auf die Leinwand bringt: Zeitlupe etwa oder Rückwärtslauf einzelner Passagen genügen, um die Bewegungen der Akteure zu verfremden. Und so richtig unheimlich wird es dann, wenn die Statuen und Halbreliefs im Schloss die Akteure auf einmal mit den Blicken verfolgen und in rauchigen Schwaden zu atmen beginnen… (natürlich deswegen, weil sie von „echten“ Personen gespielt werden), oder wenn die Kandelaber von echten Armen gehalten werden, plötzlich aus der dunklen Wand herausgreifen. Sogar das berühmte Helferlein „Thing“ aus der Addams Family (eine Hand, die bei Tisch serviert und sonstige nützliche Dienste leistet), ist ganz offensichtlich ursprünglich von Jean Cocteau „erfunden“ worden.

Psychologisch aufschlussreich ist der Schluss: Weil nämlich die Schöne über die wundersame Verwandlung des Geliebten in einen feschen Prinzen zunächst gar nicht so glücklich scheint. Wäre ihr „la Bête“ vielleicht doch lieber gewesen?

(Eva Lavric)