Macht Kunst Politik?

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, hat Paul Watzlawik bereits 1969 festgestellt. Bei seinen Untersuchungen konzentrierte sich der österreichische Forscher jedoch nur auf zwischenmenschliche Beziehungen. Wie vielfältig Kommunikation allgemein ist und unter welchen Aspekten sie ablaufen kann, untersuchen seit dem SoSe 2013 die Mitglieder des DoktorandInnenkollegs „Arts and Politics".
Der Brixner Bischof und Kardinal Andreas von Österreich beauftragte Ende des 16. Jahr …
Der Brixner Bischof und Kardinal Andreas von Österreich beauftragte Ende des 16. Jahrhunderts die Inszenierung eines Habsburger-Stammbaums im Innenhof der ehemaligen fürstbischöflichen Hofburg in Brixen. (Fotohinweis/Copyright: Forschungsprojekt "Die Brixner Inschriften. Bestandsaufnahme der epigraphischen Zeugnisse des Mittelalters und der Frühen Neuzeit", gefördert durch die Autonome Provinz Bozen-Südtirol)

Im Zentrum des DoktorandInnenkollegs steht – wie dessen Titel schon nahe legt – die Untersuchung von politischer Kommunikation im Verhältnis zu künstlerischen Ausdrucksformen in ihrem jeweiligen historischen Kontext. Dabei muss der Begriff „künstlerische Ausdrucksformen“ weit gefasst werden, denn unter ihn fallen sowohl Sprache und Bilder als auch Musik und sogar menschliche Körper. Doch Artefakte oder künstlerische Ausdrucksformen sprechen nicht für sich allein, sondern benötigen in Hinblick auf Kommunikationsprozesse immer auch ein Gegenüber, eine Öffentlichkeit, an die sie sich wenden und von der sie wahrgenommen werden. Auf diesen Adressaten, der je nach historischem Kontext und Kommunikationssituation ein anderer ist, richtet sich das Augenmerk des DoktorandInnenkollegs, da untersucht werden soll, wie die Adressaten diese Formen rezipieren und eventuell verinnerlichen. Ob Film oder Bild, Architektur oder Skulptur, Literatur oder Performances – noch heute lässt sich an ästhetischen Medien ablesen, wie politische Herrschaft etabliert oder aber kritisiert wurde – und immer noch wird. Dabei stellt sich die Frage, wie sich Formen von Öffentlichkeit über den Gebrauch von künstlerischen Ausdrucksformen und Medien charakterisieren lassen. Darüber hinaus untersucht das DoktorandInnenkolleg, welchen Beitrag politische und religiöse Gemeinschaften zur Organisation von Wahrnehmungsräumen leisten. Es geht also um die Erforschung von historischen Kommunikationsstrukturen im Verhältnis zu ästhetischen Strategien und deren Rückwirkung auf gesellschaftliche, religiöse und politische Prozesse.

Zusammenarbeit über Fächergrenzen hinweg

So vielfältig der Forschungsgegenstand, so unterschiedlich sind auch die fünf DoktorandInnen des Kollegs, das sich aus einem Althistoriker, zwei Kunsthistorikerinnen, einem Kulturwissenschaftler und einer Ethnologin zusammensetzt. Ebenso vielfältig wie die Disziplinen der MitarbeiterInnen sind auch die Forschungsschwerpunkte: Untersucht werden unter anderem Kriegsdarstellungen in Schrift und Bild aus der römischen Antike, aber auch die Kunst der 1970er Jahre in Jugoslawien oder kulturgeschichtliche Tradierung von Jugendgewalt vom 19. Jahrhundert bis in unsere Gegenwart. An solchen aussagekräftigen Fallbeispielen soll durch transdisziplinäre Zusammenarbeit herausgearbeitet werden, wie politische Kommunikation über Medien in ihrem jeweiligen historischen Kontext funktioniert hat und sich noch heute konstituiert.

Um einen regen interdisziplinären Austausch zu gewährleisten und weiter voranzutreiben, plant das DoktorandInnenkolleg interne und öffentliche Veranstaltungen, von informellen Lektüretreffen und Lesekreisen bis hin zu öffentlichen Tagungen oder gar Kooperationen mit KünstlerInnen. Erste Einblicke in Arbeitsweise und Methode einzelner Arbeiten wurden bereits in Seminarveranstaltungen vor einem weiteren wissenschaftlichen Publikum gegeben, wo im Rahmen einer im April stattfindenden Tagung ein weiterer öffentlicher Vortrag die Vielfalt und Möglichkeiten des Doktorand/inn/enkollegs aufzeigt. Darüber hinaus strebt das DoktorandInnenkolleg „Arts & Politics“ eine enge Zusammenarbeit und Kooperationen mit dem DoktorandInnenkolleg „Figuration ,Gegenkultur‘“ an.

 (Katrin Sterba)