Die Euro-Krise aus französischer Sicht

Darüber sprach Dr. Laurence Bloch, Wirtschaftsrätin und Leiterin der Wirtschaftsabteilung an der französischen Botschaft, im Rahmen eines Gastvortrags (in englischer Sprache), zu dem der Frankreich-Schwerpunkt und Dr. Johann Scharler vom Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte eingeladen hatten.
Laurence Bloch bei ihrem Vortrag in Innsbruck.
Laurence Bloch bei ihrem Vortrag in Innsbruck.

Die Euro-Krise sei aus Faktoren entstanden, die damit zusammenhingen, dass der Währungsunion noch keine entsprechende politische Union gefolgt sei, dass also die Staaten in Budget-Dingen noch weitgehend autonom agierten. Allerdings sei es der EU gelungen, sich nach und nach mit entsprechenden Werkzeugen auszustatten, die ein immer besser konzertiertes, ja, ein gemeinsames Vorgehen zur Rettung der Währung wie auch der in Schwierigkeiten geratenen Staaten ermöglichten. Dr. Bloch zeigte anhand von Statistiken, wie Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Zypern in die Krise geschlittert waren, wie es aber mit den neu entwickelten währungspolitischen Instrumenten gelungen war, die Märkte wieder zu beruhigen und die Zinsen für Staatsanleihen wieder zu senken.

Makroökonomische Ungleichgewichte im Euroraum müssten weiter bekämpft und die Staatsverschuldung konsequent gesenkt werden, daneben müsste aber, das sei die Linie von Frankreichs Präsident Hollande, das Wachstum angekurbelt werden. Die Instrumente dafür gebe es schon: Investitionen der öffentlichen Hand, Kaufkrafterhöhung und damit Ankurbelung der Nachfrage im Euroraum, Investitionen in Jugend und Bildung, u.v.a.m. Nun müssten ohne Zögern entsprechende Maßnahmen umgesetzt und natürlich auch finanziert werden.

Dr. Laurence Bloch ist Volkswirtin; sie hat ihre Karriere im prestigeträchtigen „Nationalen Institut für Statistik und Wirtschaftliche Studien“ (INSEE) gemacht und auch an mehreren Hochschulen unterrichtet, bevor sie als Wirtschaftsrätin nach Wien kam.

Nach dem Vortrag diskutierte sie mit dem zahlreichen Publikum u.a. darüber, ob Deutschland die Löhne anheben müsse und warum Zypern mit seinem aufgeblähten Banksektor ein Sonderfall sei. Sie zeigte sich insgesamt optimistisch bezüglich der gemeinsamen Währung: Es seien ja doch immer wieder Ideen und Instrumente geboren worden, die es ermöglicht hätten, die Gleichgewichte wieder herzustellen. Eine dauerhafte Lösung könne es aber nur durch eine verstärkte politische Union geben.

(Eva Lavric)