Ehrendoktor Reinhold Stecher verstorben

Altbischof Reinhold Stecher ist am Dienstagabend in der Innsbrucker Klinik verstorben. Die Universität Innsbruck hatte ihrem Absolventen 1994 „für seine Verdienste um die Schaffung eines Klimas der Toleranz und des Dialogs“ ein Ehrendoktorat für Philosophie verliehen.
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Reinhold Stecher (1921-2013) (Foto: Diözese Innsbruck)

Reinhold Stecher war von 1980 bis 1997 nach Bischof Paulus Rusch der zweite Bischof der jungen, 1964 errichteten Diözese Innsbruck. Zuletzt lebte er in Hochrum nahe Innsbruck. Bis zuletzt war er als Maler und Autor aktiv, half in der Seelsorge aus, machte Krankenbesuche, hielt Vorträge und Exerzitien. Wegen seiner Geradlinigkeit, seiner tiefen Spiritualität und nicht zuletzt seiner außerordentlichen Kreativität in Wort und Bild war Stecher auch nach seiner Emeritierung weit über kirchliche Kreise hinaus hochgeschätzt.

Vater der „Universitäts-Kirche“

Auf Wunsch von Bischof Reinhold Stecher wurde zu Beginn des Jahres 1993 die frühere “Filial-Kirche St. Johannes“ zur “Neuen Universitäts-Kirche“ ungewidmet. Am 14. März 1993 wurde die Kirche von Reinhold Stecher der Universitäts-Pfarre übergeben. Symbolisch geschah dies in der Übergabe der Kirchenschlüssel durch den Bischof an den damaligen Obmann des Pfarrgemeinderates Prof. Christian Smekal. Damit wurde ein neues Kapitel in der Geschichte der Hochschulseelsorge an der Universität aufgeschlagen. „Für seine Verdienste um die Schaffung eines Klimas der Toleranz und des Dialogs“ verlieh die Universität Innsbruck Reinhold Stecher 1994 ein Ehrendoktorat für Philosophie.

Geprägt von Studium und Konzil

Stecher wurde 22. Dezember 1921 in Innsbruck geboren. 1947 wurde er in Schwaz zum Priester geweiht, die Bischofsweihe erfolgte am 25. Januar 1981, rund einen Monat nach seiner Ernennung durch Papst Johannes Paul II. Stecher leitete die Diözese bis 1997.
Als prägend bezeichnete Stecher neben seinem Studium bei den Innsbrucker Theologen Rahner und Jungmann auch die Erfahrung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65). „Die Bedeutung dieses Konzils konnte ich an meinem Vorgänger Bischof Paulus Rusch ablesen. Mich bewegte immer, wie sehr das Konzil diesen nüchternen und zurückhaltenden Menschen verändert hat. An der Veränderung seines Wesens wurde für mich deutlich, dass das Konzil neue Geleise gelegt hat", unterstrich Stecher einmal in einem Interview aus Anlass seines 85. Geburtstages.
Nachdem er 1939 ins Priesterseminar eingetreten war, wurde er 1941 unter der Anklage der Mitbeteiligung an der Organisation einer unerlaubten Wallfahrt von der Gestapo verhaftet und rund drei Monate gefangen gehalten. Nach seiner Entlassung wurde Stecher zum Militärdienst einberufen. Nach kurzer Internierung in Norwegen kehrte er 1945 nach Tirol zurück und konnte sein Theologiestudium an der Universität Innsbruck fortsetzen. Bischof Rusch weihte seinen späteren Nachfolger am 19. Dezember 1947 zum Priester.

Schlussstrich unter antisemitischen „Anderl-Kult“

Anschließend wurde Stecher Präfekt am Knabenseminar Paulinum in Schwaz. Er promovierte 1951 und unterrichtete in den Jahren bis 1968 an verschiedenen Innsbrucker Schulen. Anschließend lehrte er bis zu seiner Berufung zum Bischof als Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Tirol.
Zu den Höhepunkten von Stechers Amtszeit zählte die 1996 in Rom erfolgte Seligsprechung der beiden Tiroler Märtyrerpriester Otto Neururer und P. Jakob Gapp, beide Opfer der nationalsozialistischen Kirchenverfolgung in Tirol.
Einen weiteren, weltweit beachteten Höhepunkt seiner Amtszeit stellt 1988 das entschlossene Vorgehen Stechers gegen die Legende vom angeblichen jüdischen Ritualmord am „Anderl von Rinn“ dar. Bischof Stecher ordnete - gegen den heftigen Widerstand der Anhänger des „Anderl-Kultes“ - die Herausnahme der angeblichen Gebeine des Anderl aus dem Hochaltar der Kirche Judenstein und deren Einmauerung an. Auch das Deckenfresko, das die „Schlachtung“ des Anderl durch Juden zeigte, wurde abgedeckt. 1989 wurde die Kirche neu geweiht.