Gewaltprävention und soziale Integration durch „Trommelpower“

Ein musikpädagogisches Projekt des Freien Musikzentrums München evaluierte Arthur Drexler vom Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung gemeinsam mit einer Diplomandin. Die Ergebnisse wurden Ende 2012 präsentiert und zeigen, dass Trommeln unter musikterapeutischer Regie die Entwicklung sozialer Kompetenzen bei SchülerInnen fördert.
Arthur Drexler
Die Expertise von Ass.-Prof. Dr. Arthur Drexler (Bild) war bei der Evaluation des Projekts "Trommelpower" gefragt. Foto: Drexler

Gewaltprävention, soziale Integration und Teamentwicklung in bayerischen Schulklassen durch musikpädagogische Interventionen waren die Ziele für das zweite Forschungsprojekt des Freien Musikzentrums München, das nunmehr erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Unter der Schirmherrschaft des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Die wissenschaftliche Evaluation wurde von Ass.-Prof. Dr. Arthur Drexler vom Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung (PSYKO) durchgeführt.

Nach einem Pilotprojekt, das ebenfalls vom PSYKO evaluiert wurde, hat das Freie Musikzentrum München im Jahre 2011 auf der Basis der ersten Erkenntnisse eine Optimierung der musikpädagogischen Inszenierungen vorgenommen. Die Musikwoche wurde im Unterschied zum ersten Durchgang nur noch in einem Semester durchgeführt und inhaltlich besser den schulischen Bedingungen angepasst. Das überarbeitete Programm wurde dann in den ersten Klassen in zwei bayerischen Hauptschulen eingesetzt. Gemeinsam mit der Diplomandin Andrea Skarics und in Zusammenarbeit mit ComPetto Gesundheitscoaching & Bildungsmanagement begleitete und evaluierte Arthur Drexler die Interventionen aus wissenschaftlicher Sicht. Kern des Projekts war eine strukturierte ununterbrochene Musikwoche in den ersten Klassen, in denen die SchülerInnen und Lehrkräfte unter der Regie von MusiktherapeutInnen gemeinsam mit Rhythmusinstrumenten musizierten. Das freie Spiel wurde dabei zunehmend strukturierter und in soziodynamischer Hinsicht durch den Einbau von Rollenspielen und emotionalen Inszenierungen anspruchsvoller. „Durch diese Inszenierungen, die intensive Auseinandersetzungen in der Gruppe darstellten, kamen soziale Entwicklungsprozesse in Gang, die sich dann im Schulalltag fortsetzen konnten“, beschreibt Arthur Drexler die angestrebten Effekte. TherapeutInnen und LehrerInnen wurden in der Zeit auch supervisorisch begleitet.

Zur Überprüfung der Effekte wurde ein multimethodisches Kontrollgruppendesign mit mehreren Messzeitpunkten konzipiert. Das Programm wurde in je einer Hauptschule in München sowie im ländlichen Raum durchgeführt, als Kontrollgruppen dienten erste Klassen in zwei vergleichbaren Hauptschulen. Auf Grund der Ergebnisse des vorangegangenen Pilotprojekts wurde in der Studie verstärkt versucht, die Rahmenbedingungen und Einflüsse des Schulsystems (z.B. „Führungsstil“ der LehrerInnen, musikalische Vorbildung der SchülerInnen) zu kontrollieren. SchülerInnen, LehrerInnen und TrainerInnen lieferten letztlich über 50.000 quantitative Daten, die durch Interviews ergänzt wurden.

„Die Ergebnisse aus beiden Studien zeigen, dass die Methode „Trommelpower“ eine positive Wirkung auf die Entwicklung von sozialen Kompetenzen der SchülerInnen hat. Das aktuelle Projekt zeigt signifikante Unterschiede zwischen den „behandelten“ und den „unbehandelten“ Schulklassen, insbesondere bei der Zunahme der positiven Sozialkontakte, der Kooperation innerhalb der Klasse und dem Rückgang an wahrgenommener Kontrolle durch die LehrerInnen in den Musikklassen“, erklärt Drexler die Ergebnisse.

„Seit dem Beginn unserer Untersuchungen von musikpädagogischen Programmen in Schulen zur Entwicklung sozialer Kompetenzen im Jahre 2008 stellen wir ein vermehrtes Interesse an solchen Interventionen im deutschsprachigen Raum fest, was auch auf einen steigenden Bedarf an wirksamen Trainingsprogrammen im Bereich von sozialer Integration in Schulklassen schließen lässt. Aus wissenschaftlicher Sicht ist aber eine fundierte Untersuchung der Effekte und Wirkbedingungen unerlässlich, bevor ein Programm auf breiter Front implementiert wird“, so Drexler.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden mit den beteiligten Partnern am 16. November vor VertreterInnen aus Schule und Politik im Freien Musikzentrum München präsentiert.

(red)