Experte für Altrömische Heizsysteme

Dr. Hannes Lehar beschäftigte sich in seiner Dissertation am Institut für Archäologie der Uni Innsbruck mit den römischen Hypokaustheizungen. Seine Arbeit stellte erstmals die Funktionsweise dieser altrömischen Flächenheizungen umfassend dar. Nun will der Archäologische Park Xanten auf Lehars Expertise zurückgreifen.
Das Caldarium in Xanten soll mit Lehars Hilfe wieder in Betrieb genommen werden.
Das Caldarium in Xanten soll mit Lehars Hilfe wieder in Betrieb genommen werden.(Foto: Hannes Lehar)

Die Römer sind unter anderem für ihr damals revolutionäres Heizsystem – die Hypokaustheizung – bekannt. Dr. Hannes Lehar, der auch lange in der Heizungsbranche tätig war, fielen bei der genaueren Untersuchung dieses Heizsystems aber bisher nicht erkannte Widersprüche und Ungereimtheiten in der Fachliteratur auf. „Als ich im Zuge meiner Dissertation am Institut für Archäologie damit begann, die römische Hypokaustheizung bau- und vor allem heiztechnisch zu untersuchen, fand ich ziemlich einhellige Meinungen vor, wie einfach und gleichzeitig komfortabel und energiesparend dieses Heizsystem gewesen sei. Dass keine einzige der in Archäologieparks rekonstruierten Hypokaustheizungen tatsächlich zufriedenstellend funktionierte, war entweder gar nicht bekannt, oder wurde nicht erwähnt“, erklärt er. Inzwischen konnte Lehar dieses System, das in der Antike über 500 Jahre eingesetzt wurde und schon deshalb mehr oder weniger gut funktioniert haben musste, umfassend erforschen. „Die Hypokaustheizungen waren zu ihrer Zeit ein enormer Fortschritt, sind aber weder in der Funktion, noch in der Energieeffizienz oder in der Behaglichkeit mit heutigen Flächenheizungen vergleichbar“, resümiert Lehar.

Gefragte Expertise

Im Zug seiner Vorarbeiten zur Dissertation hatte Lehar auch den Archäologischen Park Xanten besucht, den verantwortlichen Architekten und Bauforscher Dr. Peter Kienzle kennen gelernt und mit ihm gemeinsam die rekonstruierten Herbergsthermen untersucht.

Nachdem seine Dissertation als Buch veröffentlicht wurde, traten die Verantwortlichen im Archäologischen Park Xanten, in dem bereits auch andere Teile der römische Stadt Colonia Ulpia Traiana rekonstruiert wurden, an ihn heran, um ihn bezüglich der im Park befindlichen rekonstruierten Herbergsthermen um Rat zu bitten.  „Bei dem bisher letzten Heizversuch in den Herbergsthermen in Xanten traten gefährlich hohe CO und CO2-Konzentrationen in den Räumen auf. Aus diesem Grund durfte die Anlange ab 2005 nicht mehr in Betrieb genommen werden“, erklärt Hannes Lehar. Außerdem traten im Lauf der Versuche massive, hässliche Versottungen (braune Flecken) im Bereich der Rauchabzüge auf.

Im Zuge von laufenden Baumaßnahmen hat sich die Parkleitung in Xanten nun auch dazu entschlossen, die Herbergsthermen so zu restaurieren, dass sie wieder in Betrieb genommen werden können. „In einem ersten round-table Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort, wurde beschlossen die Sanierung gemäß den Erkenntnissen meiner Forschungen vorzunehmen. Gleichzeitig wurde ich gefragt, ob ich diese Arbeiten wissenschaftlich begleiten will“, berichtet Hannes Lehar, der sich schon auf die Arbeit mit den Kollegen in Xanten freut: „Jetzt kann ich bisher theoretische Erkenntnisse praktisch erproben."

Weitere Projekte

Neben dem Archäologiepark Xanten wurde die Expertise des Innsbrucker Archäologen bereits für weitere Projekte angefragt: So soll beispielsweise in der Stadt Meßkirch in Deutschland mit dem „Campus Galli“ ein karolingisches Doppelkloster, das auf der Insel Reichenau ausgegraben wurde, und in dem auch Kanalheizungen gefunden wurden, ausschließlich mit Mitteln und Materialien des Frühmittelalters aufgebaut werden.

Der Museumsbund Österreich will im Rahmen eines vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend geförderten Projekts (COIN), ein Konzept für ein Objekt erstellen, das die antike Badekultur mit modernster Technik verbindet und eventuell beim Bau neuer Thermenanlagen zum Einsatz kommen soll.

Bei beiden Projekten ist Hannes Lehars Fachwissen zu den römischen Flächenheizungen gefragt. „Ich freue mich, dass meine Forschungsarbeit zu den römischen Hypokaustheizungen auf so großen Anklang stößt und freue mich schon sehr auf die anstehenden Projekte“, so Hannes Lehar.

(sr)