Wolfgang P., 60: bescheiden, liebenswert, unvergleichlich

Prof. Wolfgang Pöckl, gelernter Romanist und Leiter des Instituts für Translationswissenschaft, feierte seinen 60. Geburtstag. Der Festakt dazu – am 8.11. in der Claudiana – war genau so, wie man sich eine 60er-Feier vorstellt. Und dabei eigentlich doch ganz anders.
Wolfgang Pöckl feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag
Wolfgang Pöckl feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag

Nichts fehlte: Der festliche Rahmen, die Honoratioren – Rektor und Dekanin – die Institutsmitglieder, die Professorenkollegen, die Studenten und Studentinnen, die ehemaligen StudentInnen und AssistentInnen, die es einstweilen zu etwas gebracht haben, die KollegInnen und Ex-KollegInnen, die von vergangenen Zeiten schwärmen, die pointierten Reden und das Über-den-Grünen-Klee-Loben, auch nicht das eigens zu diesem Zweck textlich adaptierte Lied und die sinnigen Geschenke, selbstverständlich inklusive Festschrift, nicht zu vergessen die Dankesrede des Jubilars. Wem bei dieser Beschreibung schon längst das Interesse samt Appetit auf das ausgezeichnete Buffet vergangen ist, der irrt sich trotzdem gewaltig. Denn in Wirklichkeit war alles ganz, ganz anders.

Was als Pflichtübung und hundertfach wiederholtes Ritual bestens bekannt ist, was so manchem als Inbegriff der Falschheit und Verlogenheit gelten mag, was von seinen Konventionen – „nihil nisi bene“ – Pathos, Abgeschmacktheit und Langeweile verspricht, war in diesem Fall ganz einfach von vorne bis hinten wahr und wahrhaftig.

Die Festgäste waren alle aus echter Freundschaft und mit wirklicher Freude gekommen, die Redner und Rednerinnen meinten es ehrlich und waren sichtlich beglückt über diese Möglichkeit, dem auf diese Weise Gefeierten ihre Dankbarkeit und Verbundenheit in originellen und treffenden Beiträgen zu bezeugen, die ehemaligen StudentInnen und AssistentInnen bekamen leuchtende Augen, wenn sie von der Zeit redeten, in der sie vom Jubilar bei ihren Dissertationen oder Habilitationen betreut und in den Wissenschaftsbetrieb eingeführt worden waren, die KollegInnen und Institutsmitglieder boten all ihren Charme und ihre Kreativität auf, um ihrem unvergleichlichen Chef einmal etwas zurückgeben zu können, die Honoratioren sahen sich als Instrumente der Gerechtigkeit, durch die die Welt und die Universität dem Geehrten ihre Anerkennung bezeugen konnten, und die künstlerisch dilettierenden Institutsmitglieder legten ihre ganze Seele in ihre Darbietungen. Das zahlreich erschienene und hochgestimmte Festpublikum zeigte sein Mitgehen durch heftigen spontanen Applaus genau an den richtigen Stellen.

Woran das lag: ganz offensichtlich an der Person des Gefeierten. Wolfgang Pöckl wurde einhellig als besonders liebenswerter Mensch, als Arbeitstier und als viel zu bescheidener philologischer Tausendsassa geschildert. Die Übereinstimmung der RednerInnen, die sich ja untereinander nicht abgesprochen hatten, lässt auf einen sehr hohen Wahrheitsgrad der oben gegebenen Beschreibung schließen. Ebenso wie die Reaktion des Jubilars, der in seiner Dankesrede zunächst einmal zweier Kollegen gedachte, die der Festgemeinschaft eigentlich angehören hätten müssen, wenn sie nicht vor kurzem gestorben wären. In seiner folgenden kurzen Ansprache hob er vor allem hervor, was er in seiner Forscherkarriere an Ruhm und Ehren alles nicht erreicht hatte. „Ich habe mich während der Reden an ein Erlebnis erinnert, das inzwischen genau vierzig Jahre zurückliegt“, schloss Wolfgang Pöckl, „als ich mich für ein Auslandslektorat beworben hatte und bei meinem Lehrer Mario Wandruszka mein Empfehlungsschreiben abholte: Was dort stand, trieb mir die Schamröte ins Gesicht und machte mich ganz verlegen. Aber Wandruzska meinte dazu nur lakonisch: ‚zum Hineinwachsen!‘.“ „Damals konnte ich den Auftrag als Herausforderung annehmen, mittlerweile wachse ich leider aus vielen Dingen heraus und muss mir überlegen, welche Arbeitsfelder ich aufgeben sollte.“ Das Hineinwachsen als Lebensentwurf ist Wolfgang Pöckl aber offensichtlich wirklich ausgezeichnet gelungen.

(Eva Lavric)