70 Jahre Christoph Probst

Vor 70 Jahren kam der von den Nazis hingerichtete Medizinstudent Christoph Probst zum Studium an die Universität Innsbruck. Am 22. Februar 1943 wurde als Mitglied der studentischen Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ zusammen mit Hans und Sophie Scholl in München hingerichtet. Jährlich am 6. November begeht die Uni-Pfarre einen Gedenktag zu seinen Ehren.
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Jährlich am und um den 6. November wird Christoph Probst gedacht.

Vor 70 Jahren – im WS 1942/43 – kam der von den Nazis hingerichtete Medizinstudent Christoph Probst zum Studium an unsere Universität. Am Ende dieses Semesters wurde er am 22. 2. 1943 als Mitglied der studentischen Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ zusammen mit Hans und Sophie Scholl in München hingerichtet.

Seit der Anbringung einer Gedenktafel für Probst am Ehrenmal vor dem Uni-Hauptgebäude im November 1984 hat sich die Universitätspfarre zusammen mit der ÖH beim jährlichen „Christoph Probst-Gedenken“ – begangen jeweils um den Termin seines Geburtstags am 6. November 1919 – intensiv mit seiner Person und dem Wirken der „Weißen Rose“ beschäftigt.

Die Erinnerung an Christoph Probst soll und darf aber nicht zu einer bloßen „Pflichtübung“ verkommen. Deswegen haben Uni-Pfarre und ÖH  den jährlichen „Christoph-Probst-Gedenktag“ immer auch mit einem aktuellen inhaltlichen Anliegen verbunden. In diesem Jahr soll es am Abend des 6. Novembers eine Podiumsdiskussion zu einer vor allem mit medizinisch-ethischen Fragestellungen verbundenen Thematik sein. In den Aufzeichnungen von Sophie Scholl, die zusammen mit Probst hingerichtet wurde, heißt es: „Von einem Freund wünschte sie sich, die Gedanken an sie wären ein steter Stachel gegen die Gleichgültigkeit“.

Und das ist der Sinn des Gedenkens. Gerade heute, wo scheinbar alles „gleich gültig“ ist, ist die „bequeme Gleichgültigkeit“ die größte Gefahr, nicht nur für Freiheit und Demokratie, sondern auch für Menschenwürde und Humanität …

Podiumsdiskussion am 6. November

Die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus war nicht nur gekennzeichnet durch Rassismus und Antisemitismus, sondern auch durch einen skrupellosen Umgang mit Kranken, Behinderten, vor allem auch geistig Behinderten. Begriffe wie „lebensunwertes Leben“ und „Euthanasie“ wurden nicht nur „salonfähig“, sie fanden auch teilweise eine pseudowissenschaftliche Begründung durch allzu willfährige und opportunistische Mitläufer in Universitäten, Medizinischen Fakultäten, Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Diese lieferten „plausible“ Gründe und Rechtfertigungen für grausame Praktiken und Menschenversuche bis hin zu willkürlichem Mord.

Nur wenige fanden den Mut zum Widerspruch. Einer war Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster. Er hatte von 1899 bis 1903 in Innsbruck Theologie studiert. Er verurteilte u. a. öffentlich die Euthanasiepraxis der Nazis. Seine Predigten wurden unter der Hand im ganzen deutschen Reich verbreitet. Auch die Studenten der „Weißen Rose“ beriefen sich auf ihn.

Bei aller notwendigen Differenzierung und ohne simple Gleichsetzung von damals und heute – ist skrupelloser Umgang mit Leben und Tod nur Vergangenheit? Im Frühjahr dieses Jahres erschütterte der sogenannte Organ-Spende-Skandal an einer deutschen Klinik (in Göttingen) die Öffentlichkeit. Mediziner sollen Krankenakten gefälscht haben, um ausgewählte Patienten bevorzugt mit Spenderorganen zu versorgen. In der Folge wurde bekannt, dass es auch an anderen Orten zu ähnlichen Vorfällen gekommen war. Seither gibt es eine kontroverse Diskussion um Organ-Entnahme, Hirntod, Patienten-Verfügungen usw.

In einer Podiumsdiskussion am Abend des „Christoph-Probst-Gedenktages“ soll den damit aufgeworfenen Fragen nachgegangen werden.

 

Podiumsdiskussion: „Fragen zum Umgang mit Leben und Tod“

u.a. mit

Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs (Rektor der Medizinischen Universität Ibk)

Univ.-Prof. DDr. Stefan Leher (Moraltheologe an der Universität Innsbruck)

 Mag. Thomas Lipschütz (Israelitische Kultusgemeinde)

 Univ.-Prof. Dr. Bernhard Koch (Rechtswissenschaftliche Fakultät)

Dienstag, 6. November 2012, 20:00 Uhr s.t. im Saal der Universitäts-Pfarre, Josef Hirn-Str. 7/Parterre

(Bernhard Hippler)