Wie die Medienlandschaft die gesellschaftlichen und politischen Probleme unserer Zeit verunglimpft

Seit Jahren, werden Themen in den Medien hochgeschaukelt und zu Zeiten wird über einen Zeitraum von 1-2 Wochen nur noch darüber berichtet. So war im Sommer diesen Jahres, jedem der Konflikt in Afghanistan ein Begriff. Jedoch verschwinden diese Themen nach kurzer Zeit bereits aus der Medienlandschaft. Woher kommt dieses Phänomen? Sind diese Themen nach exakt 2 Wochen wieder irrelevant oder die Probleme, die Sie mit sich bringen gelöst?

Wintersemester 2021/22: Leander Blomeyer und Fabian Kompatscher

Nein. Vieles hängt in diesem Zusammenhang, mit der Aufmerksamkeitsspanne der Gesellschaft zusammen und mit dem Umschwung der Medienlandschaft, vom reinen Informationszufluss hin zum „Infotainment“.

Durch die Erweiterung der Möglichkeiten, welche das Internet mit sich brachte; vor allem in Bezug auf social Media und der unzähligen Newsplattformen, welche in Sekundentakt und in Echtzeit neue Informationen an den Endverbraucher liefern können, ist es für die Person an sich schwierig alle Informationen zu verarbeiten. Es wird versucht so viele Informationen aufzunehmen wie nur möglich. Dabei wird jedoch die Konzentration auf bestimmte Themen gemindert und anstatt sich mit einer Information auseinanderzusetzen und diese bestmöglich zu verarbeiten, werden neue Informationen aufgenommen. Somit verschwindet ein Thema wie der Konflikt in Afghanistan nicht einfach, sondern wird innerhalb kurzer Zeit von neuen Themen überschattet. 1 2

Um das Problem dieser Kurzlebigkeit der Themen noch genauer zu verstehen, kommt der Begriff „Infotainment“ ins Spiel. Diese versucht Informationen interessanter zu verpacken. In der Realität werden somit Nachrichten nicht einfach niedergeschrieben, um den Leser die volle Information zu geben, sondern diese so unterhaltsam wie nur möglich zu verpacken.

Dabei ist Infotainment gar nicht so neu. Bereits 1980 begann der Aufschwung des Infotainments. Grund dafür war die Kommerzialisierung der Fernsehsender, welche versuchten die größtmögliche Zuschaueranzahl anzulocken. Um jedoch Zuschauer nicht zu verlieren, wurde, anstatt das Publikum zu informieren, umgestiegen, auf Zuschauer zu entertainen.3

Auch hier ist zu erkennen in welche Richtung sich die Medienlandschaft entwickelt. Informationen werden somit nur bedingt wahrgenommen. Die Qualität der Berichterstattung und die Glaubwürdigkeit leiden stark aufgrund der Konkurrenz um Zuschauer- bzw. Leserzahlen.

Mit Umschwung der Medienlandschaft ist auch das Internet gemeint. Dieses bildet ein gutes Fundament für die Bereitstellung von Informationen und ist gerade für Nachrichten optimal konzipiert, da sie eine weit größere Reichweite bietet, wie etwa eine physische Zeitung. Somit stehen gerade jene unter Druck, welche Informationen über Zeitungen vermitteln. Facebook, Twitter und Google generieren durchgehend Informationen, welche vollgeladen sind mit Infotainment und neben anderen News Firmen, viel schneller Informationen liefern und nebenbei unterhaltsamer gestalten. Auch wenn dabei die Qualität der Information fragwürdig bleibt.4

Anhand der Grafik kann man deutlich erkennen, wie mittlerweile vorwiegend das Internet präferiert wird, um Nachrichten zu lesen. Dabei muss das nicht gleich bedeuten, dass es sich im Internet nur um Infotainment Inhalte handelt. Dennoch ist der Trend zu diesem klar zu erkennen.

Unterhaltsame Häppchen von Informationen sind einfach viel leichter und auch schneller für Personen zu konsumieren. Dabei ist die Medienlandschaft an sich nicht schuld, sondern passt sich lediglich den Bedingungen der Bevölkerung an.

Die Frage, die uns bleibt, ist, ob dieser Umschwung hin zum Infotainment gestoppt werden kann oder noch besser; ist es überhaupt notwendig.

In einer Gesellschaft, welche immer schnelllebiger wird, ist eine kurze Berichterstattung von Informationen durchweg nichts Schlechtes. Durch die Schir große Anzahl von Informationen, welche tagtäglich über uns herfallt ist es natürlich nicht verwunderlich, dass Themen nach 2 Wochen ihre Aktualität verlieren. Dennoch bringt dieser Umschwung negative Facetten mit sich. Wie schon gesagt kann eine kurze Berichterstattung die wichtigsten Punkte an den Empfänger liefern; jedoch bringt es durch ein übertriebenes Infotainment Qualitätsmangel. Da sich der Trend jedoch immer weiter fortsetzt, wird es schwierig in diesem Haufen an Infotainment Artikeln, dir richtigen und qualitativen Informationen herauszufiltern.

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Abbildung 1: Geschätzte Anzahl der LeserInnen von Zeitungen und Magazinen in Deutschland

1 Vgl. Lorenz-Spreen et al. 2019
2 Vgl. Max-Planck-Institut für Bildungsforschung 2019
3 Vgl. Boukes 2019
4 Vgl. Thussu 2007

Literaturverzeichnis

Lorenz-Spreen, Mørch Mønsted, Hövel, Lehmann (2019): Accelerating dynamics of collective attention. Nature Communications. [online]
https://www.nature.com/articles/s41467-019-09311-w.pdf [08.12.2021]

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (2019): Mit der Informationsflut sinkt die Aufmerksamkeitsspanne der Gesellschaft. Studie untersucht „soziale Beschleunigung. [online]
https://www.mpib-berlin.mpg.de/pressemeldungen/informationsflut-senkt-aufmerksamkeitsspanne [08.12.2021]

Boukes (2019): Infotainment. University of Amsterdam, The Netherlands. [online]
https://www.researchgate.net/profile/Mark-Boukes/publication/332737698_Infotainment/links/5e429eaba6fdccd9659a46c9/Infotainment.pdf [09.12.2021]

Thussu (2007): Infotainment. University of Westminster, Uk. [online]
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/9781118541555.wbiepc152 [10.12.2021]

Abbildungsverzeichnis

Statista (2021): Digital überholt 2021 Print. Geschätzte Anzahl der Leser_innen von Zeitungen und Magazinen in Deutschland (in Mio.) [online]

https://de.statista.com/infografik/24141/leserinnen-von-zeitungen-und-magazinen-in-deutschland/ [10.12.2021]

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