Wer zuerst schießt, stirbt als Zweiter

165.000.000.000 € - so hoch lagen die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2020. Ein neuer Rekord wurde geknackt und das alles inmitten einer globalen Pandemie. Angeführt von den USA mit dem damaligen Präsidenten Donald Trump und China mit dem zweithöchsten Budget für Verteidigung müssen wir uns die Frage stellen, ob ein neuer „Kalter Krieg“ der Supermächte ausgebrochen ist und warum seit Jahrzehnten Unsummen an Geld ins Militär gesteckt werden und der Bevölkerung das Geld für Gesundheit fehlt.

Sommersemester 2021: Paul Jäger und Andreas Stolzlechner

165.000.000.000 € - so hoch lagen die weltweiten Militärausgaben im Jahr 2020. Ein neuer Rekord wurde geknackt und das alles inmitten einer globalen Pandemie. Angeführt von den USA mit dem damaligen Präsidenten Donald Trump und China mit dem zweithöchsten Budget für Verteidigung müssen wir uns die Frage stellen, ob ein neuer „Kalter Krieg“ der Supermächte ausgebrochen ist und warum seit Jahrzehnten Unsummen an Geld ins Militär gesteckt werden und der Bevölkerung das Geld für Gesundheit fehlt. (Militärausgaben steigen trotz Pandemie auf neuen Höchststand, 2021)

Der Haushaltsentwurf von Joe Biden aus dem Jahr 2021 gibt einen guten Einblick in den Militarismus und zeigt die Notwendigkeit aus Sicht der USA weiter neue Atomwaffen zu entwickeln. Es geht um Abschreckung! Die Sicherheit der Nation und deren Verbündeten ist nur gewährleistet, wenn es eine starke, glaubwürdige und atomare Abschreckung gibt und die Welt dadurch im Gleichweicht gehalten wird. (Damon, 2021)

Eine ähnliche Denkweise gab es schon vor 75 Jahren zwischen den Supermächten. Der Kalte Krieg beschreibt die 1946 beginnende Auseinandersetzung zwischen der sozialistischen Gesellschaftsform der Sowjetunion und der kapitalistischen Demokratie der USA. Einzelne Staaten schlossen sich einer der beiden Seiten an. (Stöver, 2003)
Diese Situation lässt sich mit einem Gefangenendilemma beschreiben. Darunter versteht man im Wesentlichen die Befragung zweier Straftäter und deren Strategie bei Beantwortung der Vorwürfe. Die beiden Straftäter werden also zu einem gemeinsamen Verbrechen befragt. Gesteht diese nur einer der beiden, muss dieser für die vollen fünf Jahre ins Gefängnis und sein Komplize kommt davon. Geben beide die Tat zu, müssen sie für vier Jahre in Haft. Entscheiden sich jedoch beide dafür zu Schweigen, werden sie aufgrund von Indizienbeweisen für lediglich zwei Jahre weggesperrt. Natürlich ist es hier von entscheidender Bedeutung, dass die Straftäter getrennt befragt werden bzw. dass sie die Antworten des anderen nicht kennen. (Egli, o. J.)

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Abbildung 1: Auszählungsmatrix Gefangenendilemma; Quelle: (Egli, o. J.)

Wie kann man dieses Paradoxon nun aber auf den Kalten Krieg adaptieren? Unter dem Namen „Gleichgewicht des Schreckens“ ist eben diese Version des Gefangenendilemma bekannt. Aufgrund einer hohen Anzahl an Kernwaffen auf beiden Seiten, wären beide Staaten in der Lage gewesen, den jeweils anderen auszulöschen. Jedoch ist genau dieses Gleichgewicht der Grund dafür, dass diese Auseinandersetzung „kalt“ geblieben ist und nicht offen ausgetragen wurde. (Gleichgewicht des Schreckens, 2012)

Allerdings muss auch noch gesagt werden, dass dieses Gleichgewicht durch ein beidseitiges Wettrüsten zur Spitze getrieben wurde. Sowohl die Sowjetunion als auch die Vereinigten Staaten hatten die Wahl entweder weiter aufzurüsten oder das Geld für zivile Zwecke auszugeben. Ganz wichtig zu wissen ist, dass beide Seiten Angst davor hatten, militärisch unterlegen zu sein, sobald man die finanziellen Mittel für das Militär zurückschraubt. Selbstverständlich wussten auch beide Staaten nicht genau, wie sich der jeweils andere verhalten würde bzw. was dessen Strategie ist. Gleich wie bei den beiden Straftätern, mussten die beiden Staaten also Entscheidungen auf Basis der erwartenden Entscheidung des anderen treffen. (Stein, o. J.)

Natürlich wäre am einfachsten, wenn beide Seiten einfach zusammenarbeiten würden und Entscheidungen auf kooperativer Basis treffen. Allerdings ist Vertrauen hier das entscheidende Element, dass auf zwei verschieden Arten entstehen kann. Zum einen durch Kommunikation und zum anderen durch eine Strafe im Falle eines Vertrauensbruchs. Zweiteres war der Fall im Kalten Krieg. Die Strafe für einen einseitigen Vertrauensbruch, sprich ein Atomangriff, wäre auf Grund des folgenden Vergeltungsschlages der anderen Seite so hoch gewesen, dass sich das Ganze für beide Seiten also nicht gelohnt hätte. (Egli, o. J.)

Zurück ins Jahr 2021 und zur Frage wie hoch das Risiko eines militärischen Konflikts zwischen den Supermächten nun wirklich ist. Die spieltheoretische und wirtschaftliche Logik zeigt, dass eine Konfrontation nur Verlierer mit sich bringen würde. Jedoch sind Länder wie China oder die USA unberechenbar, denn in deren politischen Köpfen dominieren Macht, Selbstbestimmung und Stolz. Wir in Europa sehen die größten Probleme der Gesellschaft in Ungleichheit, Gender- und Rassenfragen oder beim Klima. Wir sollten jedoch auch darüber nachdenken, ob wir dabei nicht zu „realitätsfremd“ denken und ob wir für einen neuen „Kalten Krieg“ nicht ebenso unvorbereitet sind, wie auf die COVID-19-Pandemie. (Zulauf, 2021)

Europa versucht in diesem Konflikt neutral zu bleiben, aber es wird der Zeitpunkt kommen, an dem die EU zwischen die Fronten gerät. Wir haben eine hohe wirtschaftliche Macht, aber es fehlt an Technologien sowie einem schlagkräftigen Militär und spätestens nach Ausbruch eines neuen Kalten Krieges werden unsere Politiker sich eingestehen müssen, dass Schluss ist auf unserer Welt mit Friede, Freude, Eierkuchen. (Zulauf, 2021)

Literaturverzeichnis

Damon, Andre (2021): Bidens Haushaltsentwurf: Rekordausgaben für Militär, Atomwaffen und Hyperschall-Raketen. Online verfügbar unter https://www.wsws.org/de/articles/2021/04/12/bide-a12.html, zuletzt geprüft am 06.05.2021.

Egli, Christoph (o. J.): Das Gefangenendilemma. In: Alexander Mehlmann (Hg.): Wer gewinnt das Spiel? Wiesbaden: Vieweg+Teubner Verlag (Wer gewinnt das Spiel?), S. 86–103. Online verfügbar unter http://christop.egli.home.hefr.ch/Dreamweaver/Gefangendilemma_L.pdf, zuletzt geprüft am 05.05.2021.

Gleichgewicht des Schreckens (2012). Online verfügbar unter https://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article13889907/Gleichgewicht-des-Schreckens.html, zuletzt geprüft am 05.05.2021.

Militärausgaben steigen trotz Pandemie auf neuen Höchststand (2021). Online verfügbar unter https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/weltweite-militaerausgaben-steigen-auf-neuen-hoechststand-17312126.html, zuletzt geprüft am 06.05.2021.

Stein, Ina (o. J.): Das Gefangenendilemma – 5 Beispiele. Online verfügbar unter https://www.mathematik.uni-muenchen.de/~spielth/vortraegeopen/Das%20Gefangenendilemma.pdf, zuletzt geprüft am 05.05.2021.

Stöver, Bernd (2003): Der Kalte Krieg. 4th ed. München: C.H.Beck oHG (Beck'sche Reihe, v.2314). Online verfügbar unter http://gbv.eblib.com/patron/FullRecord.aspx?p=4355580, zuletzt geprüft am 05.05.2021.

Zulauf, Felix (2021): Der neue kalte Krieg. Online verfügbar unter https://themarket.ch/meinung/felix-zulauf-der-neue-kalte-krieg-ld.4034, zuletzt geprüft am 05.05.2021

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