Russisches Roulette mit unserer Natur - wer bezahlt für die fatalen Folgen?

“Pull the Trigger” auf Deutsch - Drück den Abzug. Die Menschheit spielt russisches Roulette mit der Natur und vergisst dank ihrer Naivität, dass wir uns den Abzug selbst an den Kopf halten.

Wintersemester 2022/23: Katharina Madreiter, Maximilian Pius Fleisch

 

In Österreich stößt man jährlich pro Kopf 7,1 Tonnen CO2 aus und fragt sich dann
noch, warum es immer öfter zu Naturkatastrophen kommt? Sollten Industriestaaten für ihren
enormen CO2-Ausstoß zur Rechenschaft gezogen werden und Entwicklungsländern eine
Entschädigung zahlen für die erhöhte Anzahl von Naturkatastrophen? Liegt es nur bei Ihnen
oder sind wir genauso verantwortlich dafür?

Die Weltgemeinschaft scheut vor den Verpflichtungen zurück, die zur Bewältigung der
Klimakrise erforderlich sind. 2020 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der
Aufzeichnungen, und es wird erwartet, dass die globalen Temperaturen bis 2100 um bis zu
3,2 °C steigen werden. Bereits ein kleiner Temperaturanstieg von 1.5°C bewirkt Enormes,
mitunter einen spürbaren Anstieg des Meeresspiegels von 35 cm durch die Erwärmung der
Wassertemperaturen sowie des Abschmelzens des arktischen Meereises, eine Zunahme
von Wetterextremen, eine Verknappung von Nahrungsmittel- und Wasserreserven, einen
Einbruch der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie einen Verlust von Biodiversität. All
diese erwähnten Folgen des Klimawandels lassen sich auf den Menschen selbst
zurückführen, welcher nicht nur die Erde, sondern auch sich selbst zerstört. (United
Nations, 2021) Im Jahr 2022 waren nachweislich mehr als 3,3 Milliarden Menschen auf der
Welt "hochgradig gefährdet" von der Krise betroffen, und es ist unvermeidlich, dass die
Auswirkungen in den kommenden Jahrzehnten für alle spürbar sein werden, wenn das
derzeitige Tempo beibehalten wird. (Konitzer, 2022)

Doch bei uns sind die Folgen noch lange nicht so enorm spürbar wie bei anderen. Laut der
WMO (Weltwetterorganisation) sind 90% der zwei Millionen Tote durch Umweltkatastrophen,
die seit 1970 registriert wurden, aus Entwicklungsländern (euronews, 2021). Aufgrund
unseres Egoismus und unserer Rücksichtslosigkeit lassen wir unser Hab und Gut in
Industriestaaten wie Bangladesh oder China produzieren, wissend, dass es großen Schaden
anrichtet und es zu vermehrten Naturkatastrophen kommt. Wie in Abbildung 1 ersichtlich,
haben Industriestaaten eine Pro-Kopf-Emission bis zu 31 t/Jahr (Katar). Im Gegensatz dazu
betragen diese für Entwicklungsländer bis zu 0,7 t/Jahr. Diese Spanne beträgt mehr als das
40-Fache. Jedoch betreffen die Naturkatastrophen nicht nur Industriestaaten - Leidtragende
sind vor allem Entwicklungsländer im umliegenden Radius, wie zum Beispiel Bhutan, das
sich bemüht, den Ausstoß auf das Minimalste zu verringern. Insgesamt handelt es sich hier
um 46 Staaten, in welchen etwa eine Milliarde Menschen leben, welche nur für 1% der
globalen klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sind. (Schulz, 2019)

blogbeitrag_madreiter_fleisch

 Abbildung 1: Weltweite CO2 Emissionen (Schulz,2021)

Umweltverbände und die Entwicklungsländer selbst fordern von den Industriestaaten, sie bei
den Verlusten und Schäden zu unterstützen, um Klimagerechtigkeit zu schaffen. Die Umwelt
stellt ein internationales öffentliches Gut dar, denn sie kann gleichzeitig von jedem genutzt
werden und jeder ist von den Folgen des Klimawandels betroffen. Um die primären
Leidtragenden zu unterstützen, hat man sich beim Pariser Abkommen 2015 darauf geeinigt,
dass Industriestaaten von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für den
Klimaschutz in Entwicklungsländern zur Verfügung stellen. Was allerdings bisher fehlt, ist
das Geld. Das ist eine große Schwachstelle, welche das Abkommen birgt. Es wird keine
Information offengelegt, welcher Industriestaat schon wie viel Geld in den Topf für
Klimaschutz in Entwicklungsländern eingezahlt hat. Laut den Leidtragenden ist seit 2020
kein Geld eingetroffen.
Abseits von diesen 100 Milliarden US-Dollar fordern Länder aus dem globalen Süden einen
Fond zur Bewältigung von irreparablen Schäden durch die Klimaerwärmung sowie für
Naturkatastrophen. Zahlen für das Ausmaß der Schäden gibt es bisher nicht, dennoch
schätzen Studien die Schäden bis 2030 auf zwischen 290 und 580 Milliarden Euro pro Jahr
und bis 2050 steigen sie weiter auf 1,8 Billionen Euro an (Grobe, 2022).

 

Literaturverzeichnis
euronews (2021, 1. August). WMO: Zahl der Umweltkatastrophen hat sich
verfünffacht. euronews.
WMO: Zahl der Umweltkatastrophen hat sich verfünffacht | Euronews

Grobe, S. (2022, 7. November). COP27: Entschädigungen armer Länder erstmals
bei Klimakonferenz diskutiert. euronews.
https://de.euronews.com/my-europe/2022/11/07/cop27-entschadigungen-armer-land
er-erstmals-bei-klimakonferenz-diskutiert

Konitzer, F. (2022, 28. Februar). BR24live: Weltklimarat - Klimawandel bedroht
Menschen und Erde. BR24.
https://www.br.de/nachrichten/wissen/br24live-weltklimarat-klimawandel-bedroht-men
schen-und-erde,SyehXTd

Riecke, T. (2021, 14. Juni). Das 100-Milliarden-Versprechen für den Klimaschutz.
https://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/globale-trends/globale-trends-100-
milliarden-dollar-versprochen-nur-wenig-gezahlt-industrielaender-lassen-aermere-sta
aten-beim-klimaschutz-allein/27282456.html

Schulz, T. (2021, 2. November). The Picture of Inequality: CO2 Emissions per Capita
and by Country in 2019. AQAL • Integral Investing.
https://aqalgroup.com/2019-worldwide-co2-emissions/

United Nations (2021). The 17 Goals | Sustainable Development. United Nations.
https://sdgs.un.org/goals

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