Retten Vegetarier die Welt?

Die größte Gefahr für unsere Erde wird von der Filmindustrie meist in Form eines Meteoriten Einschlags oder durch einen Angriff von außerirdischen Lebensformen prognostiziert. In der Realität sieht es aber ein wenig anders aus. Die Erde wird nicht von Aliens bedroht, sondern die größte Gefahr geht von uns selbst aus, und zwar von der von Menschen geschaffenen Klimakrise.

Wintersemester 2020: Sandra Hieble

Nun dieses Problem existiert und ist akut, trotzdem wissen viele Menschen nicht was man persönlich tun kann, um die Klimaerwärmung aufzuhalten man ist ja schließlich nur eine/r von 7,8 Milliarden Menschen auf der Welt. Dahingehend stelle ich mir die Frage, ob die Klimakrise gebremst werden könnte, wenn ein Großteil der europäischen Bevölkerung auf den Konsum von Fleisch verzichten würde? 

Global consumption of animal protein

Abbildung 1. Global consuption of animal protein per region (Westhoeak et al.; 2011)   

Etwa 14,5 % der weltweiten Treibhausgase werden von der Haltung und Verarbeitung von Tieren verursacht (Stoll-Kleemann     & Johanna Schmidt, 2017). Eine weiter erschreckende Zahl besagt, dass die Nachfrage nach tierischen Proteinen zwischen 2000 und 2030 um 50 % steigen wird. Um diese Nachfrage nach tierischen Produkten decken zu können, wird der Anbau von tierischen Futtermitteln sowie der Pflanzenanbau im Zeitraum von 2000-2030 um 60 % steigen. Dies bedeutet, dass es einen Anstieg der Acker- und Grünlandflächen um 10-20 % geben wird. Dieses Wachstum bringt eine weitere klimaschädigende Folge mit sich, und zwar die Abholzung und Umwandlung von Grasländern, was zum Verlust der Artenvielfalt sorgt und die CO2 Emissionen ansteigen lässt (Westhoeak et al., 2011). 

Proportionale Sterberate an koronarer Herzkrankheit
Abbildung 2. Proportionale Sterberate an koronarer Herzkrankheit (KHK) bei Vegetariern und Nichtvegetariern (Keller, 2015)

Viele Menschen sind der Ansicht, dass sie ohne Fleisch wichtige Proteine, Zink oder andere Nährstoffe nicht ausreichend zu sich nehmen können, um ein gesundes Leben zu führen. Angesichts dessen führt ein übermäßiger Fleischkonsum zu mehr körperlichen Risiken als eine vegetarische Ernährung. Der BMI ist bei einer veganen oder vegetarischen Ernährungsform deutlich geringer als bei Fleischessern. Ebenso haben Vegetarier geringere Bluthochdruckwerte und erkranken seltener an Hypertonie als Menschen mit einem Mischkonsum. Auch die Sterberate an koronarer Herzkrankheiten ist bei Vegetariern (KHK) bei Vegetariern und Nichtvegetariern (Keller, 2015) und Veganern geringer (siehe Abbildung 2.) (Keller, 2015). Trotzdem muss gesagt werden, das die Gesundheit bei vegetarischer oder veganer Ernährung von den verschiedenen Formen des Vegetarismus beeinflusst wird sowie durch die Zusammenstellung der Gerichte. Aber im Ergebnis, leben Vegetarier gesünder (Stange & Leitzmann, 2010).

Bei der Umsetzung der Theorie, dass der Großteil der Bevölkerung vegetarisch leben sollte, stellt nicht nur die bisher fehlende Akzeptanz auf Fleisch zu verzichten ein Problem dar, sondern auch der europäische Wohlfahrtsverlust und die im Verhältnis dazu geringen Einsparungen an CO2-Emissionen. Ein theoretischer Erklärungsansatz zeigt auf, dass wenn der europäische Fleischverbrauch um 50% sinken würde, die europäischen Fleischerzeuger ihren Verlust durch Mehrexporte ins Ausland ausgleichen, aber dennoch einen Verlust von 6,5 Milliarden US$ erleiden würden. Dies nur mit der Annahme, dass überall die gleiche Qualität herrschen würde, sodass die Produzenten überhaupt die Möglichkeit hätten ihren Verlust auszugleichen. Damit einhergehend sinkt die Summe der Effekte auf Erzeuger, Verbraucher und Steuerzahler also die volkswirtschaftliche Wohlfahrt der EU bei einem europäischen Fleischverzicht von 50% jedes Jahr um 11,6 Milliarden US$. Ein anderes Modell geht von der Annahme aus, dass die europäischen Fleischproduzenten ihren Verlust nicht durch Mehrexporte ausgleichen können, aufgrund von ungleichen Qualitätsstandards. Somit würden im Ergebnis die EU-Wohlfahrtsverluste jährlich auf 100,7 Milliarden US$ ansteigen (Schmitz, 2019).

Die CO2 Emissionen würden bei einer 50%igen Reduzierung des Konsums von Fleisch und Milch innerhalb der EU um 4,2% sinken. Eine Begründung für den geringen Rückgang der CO2 Emissionen, beschreibt Schmitz (2019), dass die Produktion in emissionsintensive Standorte verlegt werden würde und die Menschen durch den Verzicht auf Fleisch ihre eingesparten Haushaltsmittel für andere nicht klimafreundliche Mittel ausgeben würden beispielsweise für Wohnen, Verkehr oder Reisen. 

Im Ergebnis kann gesagt werden, dass es im Hinblick auf den Umweltschutz eigentlich sinnlos ist, wenn die europäische Bevölkerung, also wir, auf Fleisch verzichten würden. Aber ich möchte mit dieser Arbeit nicht aufzeigen, dass es völlig legitim ist 7-mal die Woche Billigfleisch aus dem Supermarkt zu konsumieren. Ebenfalls möchte ich nochmal auf die vielen positiven gesundheitlichen Aspekte des Fleischverzichts oder zumindest auf die Reduzierung auf qualitativ hochwertiges Fleisch hinweisen. Ein Lösungsvorschlag von Schmitz (2019) wäre, dass die Politik einheitliche technologische Fortschritte und Innovationen in der Pflanzen- und Tierzucht, der Tierernährung, der Tierhaltung und Tiergesundheit als wirksames und sparsameres Instrument wählt.

Literaturverzeichnis

Keller, M. (2015). Vegane und vegetarische Ernährung - Chancen und Risiken. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-00351558479.pdf  

Schmitz, P. M. (2019). Globale Auswirkungen einer rein pflanzilichen Ernährung: Konsequenzen für Wirtschaft, Umwelt und Welternährung. 

Stange, R. & Leitzmann, C. (2010). Ernährung und Fasten als Therapie. Springer Medizin. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. http://site.ebrary.com/lib/alltitles/docDetail.action?docID=10437193 

https://doi.org/10.1007/978-3-540-88810-9 

Stoll-Kleemann, S. & Johanna Schmidt, U. (2017). Reduzierter Fleischkonsum als Vehikel für die große Transformation: Voraussetzungen und Realisierungschancen. GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society26(4), 364–365. https://doi.org/10.14512/gaia.26.4.18 

Westhoeak, H. J., Rood, G. A., van den Berg, M., Janse, J. H., Nijdam, D. S., Reudink, M. A. & Stehfest, E. E. (2011). The Protein Puzzle: The Consumption and Production of Meat, Dairy and Fish in the European Union.

http://www.journalejnfs.com/index.php/EJNFS/article/view/30006  

Abbildungsverzeichnis 

Abbildung 1.: Global consuption of animal protein per region

Abbildung 2.: Proportionale Sterberate an koronarer Herzkrankheit (KHK) bei Vegetariern und Nichtvegetariern

 

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