Green Nudging - Wirksam gegen den Klimawandel?

Der Klimawandel stellt dabei eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar und längst ist klar, dass es sich dabei um eine unbestreitbare Konsequenz menschlichen Handelns handelt. Fest steht auch, dass der aktuelle Ressourcenverbrauch und der Ausstoß von Treibhausgasen in dieser Form so nicht mehr weitergehen können.

Wintersemester 2022/23: Gregor Knapp, Niclas Stepputat

 

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Der Klimawandel ist unser Tagtäglicher Begleiter, er begegnet uns überall, sei es in den Nachrichten,
die uns regelmäßig über neue Klimakatastrophen berichten, oder im Supermarkt, der uns
Klimaneutrale Produkte anbietet oder bei der Bahn, die damit wirbt, dass ihre Züge mit Ökostrom
fahren. Von Überflutungen in Afrika, oder Erdrutschen in Südamerika hin zu Waldbränden in
Australien ist alles dabei und es wird immer schlimmer und er betrifft immer mehr Menschen.
(Greenpeace 2022)
Der Klimawandel stellt dabei eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar und längst ist klar,
dass es sich dabei um eine unbestreitbare Konsequenz menschlichen Handelns handelt. Fest steht
auch, dass der aktuelle Ressourcenverbrauch und der Ausstoß von Treibhausgasen in dieser Form so
nicht mehr weitergehen können. Der Planet braucht eine Wende, dabei ist der Umstieg auf
regenerative Energiesysteme maßgeblich. Doch auch der einzelne kann dabei seinen Beitrag zur
Senkung des Ressourcenverbrauchs und Ausstoß von Treibhausgasen leisten und sein individuelles
Verhalten anpassen. Immer öfter wird deshalb jetzt an Privatpersonen appelliert, sie sollen doch mit
einfachen Verhaltensänderungen zum Klimaschutz beitragen.

Dabei wird das Nudging viel diskutiert – zu Deutsch „sanft Anstupsen“. Der zentrale Punkt von
Nudging ist, dass Nudging ohne Verbote, Zwänge oder finanzielle Anreize auskommt. Das
gewünschte Verhalten wird zwar empfohlen, aber die andere Entscheidungsoption steht immer noch
zur Verfügung. Das Ziel von Nudging oder auch Green Nudging, in Bezug auf Nachhaltigkeit, genannt,
ist es Privatpersonen zu helfen, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. (Rometsch, 2021) Diese
Methode wird auch von Unternehmen genutzt, um Verhaltensveränderung ihrer Mitarbeiter
herbeizuführen. Aber kann Nudging auch genutzt werden, um die Menschen dazu zu bringen einen
sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?
Grundsätzlich ist Nudging in allen Bereichen anzuwenden, in denen Menschen Entscheidungen
treffen. Aber die Frage, die sich dann beim Kilmaschutz stellt, ist, inwiefern man die Förderung von
Klimafreundlichen Verhalten durch Nudging erzielen kann? ConPolicy ein Institut für
Verbraucherpolitik forscht aktuell an der Umsetzung sogenannter Green Nudges in Unternehmen.
Ein simples, aber erfolgreiches Beispiel dafür ist die Änderung der Voreinstellung bei Druckern von
einseitigen auf doppelseitigen Druck, die Möglichkeit auf einseitigen Druck besteht weiterhin muss
allerdings extra umgestellt werden. (Thorun, Diels et al. 2017) Weiters wird in der Studie der
automatische Bezug von Ökostrom genannt. Bei dieser Form von Nudges sprechen wir von Default-
Nudges, denn der Mensch ist sehr bequem und bleibt meist beim Status quo. (Thorun, Diels et al.
2017) Dabei ist diese Form von Nudge nicht nur bei unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen
erfolgreich, sondern behält auch über einen langen Zeitraum seine Wirkung - langfristig und effektiv.

Doch wie wirksam sind diese Green Nudges, in Bezug auf den Klimawandel überhaupt? Die Antwort
auf diese Frage kann Marlene Münsch liefern, Psychologin und Verhaltenswissenschaftlerin und
Mitwirkende an der Studie von ConPolicy. „Nudges sind sicherlich nicht das einzige Instrument, dass
es zu einer umfassenden Klimaschutzstrategie bedarf”, so Münsch. (Thorun, Diels et al. 2017) Denn
bei vielen Unternehmen lässt sich die Wirkungsweise von Nudges aufgrund ihrer methodischen
Vielfallt nicht explizit nachweisen. Dennoch haben sie in ihrer Studie schon vielversprechende
Nudges entdeckt, die auch nachweislich zu einer CO2-Reduktion geführt haben. Beispielhaft dafür
wäre ein Buchungssystem für Fahrzeuge, bei dem die mit geringstem CO2-Ausstoß ganz oben in der
Liste angeführt werden. Dabei wird die Wahl des emissions- und damit klimafreundlichen
Verkehrsmittels gefördert, während die andere Option bestehen bleibt. Ein weiterer Nudge wäre
bezogen auf den Bereich nachhaltige Ernährung. Bei diesem Nudge werden klimafreundliche
Gerichte optisch hervorgehoben und durch ein Label gekennzeichnet. (Thorun, Diels et al. 2017)

Allerdings gibt es auch kritische Meinungen zu dem Thema. Dr. Robert Lepenies,
Politikwissenschaftler am Department für Umweltpolitik hat eher eine ablehnende Haltung zu dem
Thema Green Nudging und sieht das Potential als Klimaschutzstrategie eher kritisch. „Tatsächlich ist
es doch so, dass viele gesellschaftlichen Probleme struktureller Lösungen bedürfen.”, äußert sich
Lepenies zu dem Thema. Er findet, dass die Wirksamkeit von Green Nudges stark übertrieben wird
und vor allem von denen geprägt ist, die solche Lösungskonzepte zu verkaufen versuchen. Nudging
kann seiner Meinung nach ein bisschen helfen, jedoch bedarf es durchgreifender Maßnahmen als nur
ein paar technische Tricks. Nudges sind grundsätzlich ein Werkzeug, dass auf die breite Masse abzielt
und nicht die entscheidenden Akteure zu Verhaltensänderungen zu bewegen. (Rometsch, 2021)

Abschließend lässt sich vielleicht sagen, dass Green Nudges eine durchaus sinnvolle Ergänzung zur
Nachhaltigkeitsstrategie sind. Wenn Menschen am Arbeitsplatz durch Nudging eine gewisse Routine
für eine nachhaltige Verhaltensweise entwickeln und in der Arbeit daran gewohnt sind, dann kann
sich das durchaus in das Privatleben übertragen. Es ist essenziell, dass den Menschen der
Nachhaltigkeitsgedanke im Alltag nahegebracht wird und in die Köpfe eingepflanzt wird. Allerdings
ist es leider so, dass nur ein paar einfache Tricks nicht ausreichen werden, um eine ausschlaggebende
Veränderung zu erreichen.

 

Greenpeace. (2022). Folgen des Klimawandels. Greenpeace. Retrieved December 8, 2022, from
https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/folgenklimawandels?
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Thorun, C., Diels, J. L., Vetter, M., Reisch, L. A., Bernauer, M., Micklitz, H. W., ... & Forster, D.
(2017). Nudge-Ansätze beim nachhaltigen Konsum: Ermittlung und Entwicklung von Maßnahmen
zum" Anstoßen" nachhaltiger Konsummuster. Umweltbundesamt.

Rometsch, K. (2021, June 21). Green nudging – ein weg zu mehr Klimaschutz? Die Debatte. Retrieved
December 8, 2022, from https://www.die-debatte.org/nudging-greennudging/#:~:
text=Diese%20Art%20von%20Nudge%20ist,%E2%80%9C

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