Das 9-Euro-Ticket

Öffentliche Verkehrsmittel sollen das neue Fortbewegungsmittel werden, um den Straßenverkehr und das Klima zu entlasten. In Deutschland soll dies endlich durch das Projekt des 9-Euro-Tickets geschehen. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Forschungsfrage „Warum sollte man das 9-Euro- Ticket einführen und wie sinnvoll ist das Ticket?“.

Sommersemester 2022: Spasoje Vockic und Vincent Wörle

 

Im Jahr 2021 sank die Fahrgastanzahl in Bussen und Bahnen auf den tiefsten Stand seit 2004. Ein Grund
dafür ist die Corona- Pandemie. (Statistisches Bundesamt, 2022)

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Abbildung 1: Fahrgastzahl im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen 2021,
Quelle: Statistisches Bundesamt

Aus Abbildung 1 geht hervor, dass verglichen mit dem Jahr 2020 4% weniger Fahrgäste den
öffentlichen Nahverkehr genutzt haben. Dies entspricht einem Wert von rund 7.9 Milliarden.
Verglichen mit dem Jahr 2019 sind es sogar 34% weniger. (Statistisches Bundesamt, 2022) So langsam
wird die Zeit knapp und unsere Generation sollte so bald wie möglich eine Lösung finden, um die
öffentlichen Verkehrsmittel zu fördern, damit die nächsten Generationen eine Chance auf eine
Zukunft haben. Dies ist der perfekte Moment um, mit dem Trick der monetären Anreize, das Verhalten
der Bevölkerung zu beeinflussen und somit den Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) als
Alternative zu den normalen Fortbewegungsmitteln anzubieten.

Durch die steigenden Energiepreise hat die Bundesregierung Deutschlands ein Maßnahmenpaket
entwickelt, welches den Bürger steuerlich entlasten und gleichzeitig mit unterschiedlichen
Maßnahmen unterstützen soll. Eine dieser Regelungen wäre die Vergünstigung des öffentlichen
Personennahverkehrs mit dem sogenannten 9-Euro-Ticket. (Bundesministerium der Finanzen, 2022)
Doch was genau ist das 9-Euro Ticket und was soll es bewirken?

Das 9-Euro-Ticket wird voraussichtlich ab Ende Mai erhältlich sein und kann für den Zeitraum von Juni
bis August deutschlandweit genutzt werden. Dabei wird der Preis, wie der Name schon sagt, 9 Euro
pro Monat betragen und ist ausnahmslos für jeden käuflich. Es ist geplant, dass der deutschlandweite
Nah- und Regionalverkehr genutzt werden kann, wodurch der Fernverkehr, also ICE, IC oder EC,
ausgeschlossen ist. Trotz alledem kann man mit ein paar Mal umsteigen und etwas Zeit auch größere
Strecken wie z.B. von Köln nach Berlin reisen.

Durch die Nutzung von Bus und Bahn auf dem Weg zur Arbeit würden beim Durchschnittsbürger ca.
211 Kg CO2 ausgestoßen werden, während ein Auto, bei denselben Bedingungen, 472 Kg CO2
ausstoßen würde. Durch den Versuch den steigenden Energiepreisen entgegenzuwirken, würde man
es sogar schaffen das Klima zu schützen. (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare
Sicherheit, 2022)

Ziel dieser Maßnahme ist es innerhalb des Zeitraums von 3 Monaten zu evaluieren, ob die Bürger auf
ÖPNV umgestiegen sind und falls dies geschehen ist, was der Grund dafür ist. Dabei wird beobachtet,
wie sehr der Preis des Tickets das Verhalten der Nutzer beeinflussen kann. Bei der kritischen
Fragestellung, ob das Verkehrssystem standhält, geht der Bundesminister für Digitales und Verkehr,
Volker Wissing, davon aus, dass sich die einzelnen Verkehrsmittel entsprechend organisieren werden,
damit es auf jeden Fall standhält. (Bundesministerium für digitales und Verkehr, 2022)

Aufgrund des niedrigen Ticketpreises ist zu erwarten, dass mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen
werden. Dabei ist aber zu beachten, ob sich eine solche Infrastruktur wirklich in so kurzer Zeit auf ein
logistisches Meisterwerk einstellen kann, um Verspätungen, Störungen und andere Faktoren, welche
die Pünktlichkeit einschränken könnten, zu vermeiden. Wenn man allein schon beachtet, dass sich mit
den heutigen Spritpreisen von ca. 2 Euro das Liter Benzin oder Diesel das Ticket innerhalb weniger als
100 Kilometern rentiert, wird der ein oder andere Bürger auf die Bahn umsteigen wollen. Es wird auf
jeden Fall zu einem Wachstum kommen, jedoch ist die Frage, ob man dieses abdecken kann.

Organisatorisch wurde schon bei der Ankündigung des Tickets ein Fehler begangen. Zeitgleich wurde
von der Bundesregierung angekündigt einen Tankrabatt einzuführen. Aber auch sonst wurden einige
Dinge nicht beachtet, beziehungsweise durch die vorschnelle Entscheidung einige Faktoren
unbeachtet gelassen. (Meiners, 2022)
Das vorrangig größte Problem wird laut Karl-Peter Naumann die Kapazität der Züge sein. „Übervolle
Züge und Busse“ seien laut Neumann in einem Interview mit FOCUS Online die Folge. Mehr
Nahverkehrsmittel einzusetzen sei leider keine Option, da die Fahrzeuge in dieser Menge nicht
verfügbar seien. Auch durch die noch anhaltende pandemische Situation sind überfüllte ÖPNV
abschreckend. (Meiners, 2022)

Vorbildhaft hingegen sind die Ansätze in Wien und Luxemburg. In Wien wurde über rund 20 Jahre das
Nahverkehrsnetz zunehmend verbessert und ausgebaut und anschließend durch eine Preissenkung
attraktiver für die Bevölkerung gemacht. (Meiners, 2022) Die Preissenkung wurde an den Dauerkarten
umgesetzt, um langfristig Kunden zu gewinnen und nicht kurzfristige Spitzen zu entfachen, wie es das
9-Euro Ticket tun wird. (Meiners, 2022; DPA, 2020)

Luxemburg hat durch seine ungewöhnliche Lage und Anforderung anders aber richtig gehandelt.
Durch die vielen Pendler (ca. 230.000 Personen) und den dadurch entstehenden Verkehr auf Pendler-
Routen wurde der ÖPNV gänzlich kostenlos gestaltet (ausgenommen erste Klasse). Das Konzept
Luxemburgs läuft unter dem Motto Personen zu bewegen, nicht Fahrzeuge. (DPA, 2020)
Trotz des richtigen Hintergedankens des 9-Euro-Tickets, wird dieses voraussichtlich ein teurer
Einmaleffekt. Um langfristig klimarelevanten Erfolg zu feiern, sollte an einer Dauerlösung mit
Langzeiteffekt gearbeitet werden. Ein monetärer Anreiz für den Umstieg wurde hier nicht gegeben,
wobei man von Wien und Luxemburg lernen und „abschreiben“ kann.

 

Quellen
Statistisches Bundesamt. (07.04.2022) Fahrgastzahl im Linienverkehr mit Bussen und Bahnen
2021 auf neuem Tiefststand. Retrieved May 17, 2022, from
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/04/PD22_152_461.html

Bundesfinanzministerium. (n.d.) Schnelle und spürbare Entlastungen. Retrieved May 17, 2022,
from
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/
Entlastungen/schnelle-spuerbare-entlastungen.html#

Mein Klimaschutz. (n.d.) C02 durch Verkehrsmittel im Vergleich. Retrieved May 17, 2022, from
https://www.mein-klimaschutz.de/unterwegs/a/einkauf/welches-verkehrsmittel-verursachtim-
vergleich-mehrco2/#:~:
text=Mit%20Bus%20und%20Bahn%20oder,kg%20CO2%20pro%20Jahr

Bundesministerium für digitales und Verkehr. (16.04.2022) Verkehrsminister Wissing:
“Deutschland wird keine Flüchtenden aus der Ukraine zurückweisen”. Retrieved May 17, 2022,
from https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/RedenUndInterviews/2022/wissing-interview-rnd-
16-04-22.html

Bundesministerium für digitales und Verkehr. (29.04.2022) Das Neun-Euro-Ticket kommt!.
Retrieved May 17, 2022, from
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Video/Youtube/wissing-neun-euro-ticket.html

DPA. (n.d.). Nach Gratis-ÖPNV baut Luxemburg weiter . ZEIT ONLINE. Retrieved May 17, 2022,
from https://www.zeit.de/news/2020-12/26/nach-gratis-oepnvbaut-luxemburg-weiter-anneuenangeboten?
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weiter-an-neuen-angeboten

Meiners, S.-C. (2022, April 29). 9-Euro-Ticket Greift zu kurz – von Wien und Luxemburg können
wir lernen, wie es besser geht. FOCUS Online. Retrieved May 17, 2022, from
https://www.focus.de/perspektiven/das-9-euro-ticket-greift-zu-kurz-von-wien-koennen-wirlernen-
wie-es-besser-geht_id_91277590.html

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