Corona als neuer "Great Leveler"?

Die Covid-19 Pandemie hat die bereits bestehende soziale Ungleichheit in der Bevölkerung noch weiters verstärkt, vor allem betreffen die Nachwirkungen das Wirtschafts- und Arbeitsleben.

 Sommersemester 2022: Batuhan Akca und Max Jemming

In der Geschichte der Menschheit gab es bereits einige Krisen die als “great leveler”
bezeichnet wurden. Dabei auch Pandemien wie die Pest, welche die Ungleichheit unserer
Bevölkerung beseitigt haben. Auch wenn dies auf Kosten von massiven Sterberaten oder in
anderen Fällen von enormen Zerstörungen geht, und damit die Gesellschaft als ganzes
ärmer wurde. Nun wütet seit zwei Jahren eine neue Pandemie, und stellt die Frage welche
Auswirkung diese Covid-19 Krise auf die Ungleichheiten unserer Gesellschaft hat.

In erster Instanz wurde angenommen, dass das Coronavirus alle Menschen gleich betrifft.
Dies wurde allerdings relativ schnell als falsch belegt. Denn sowohl ärmere Menschen,
Personen mit niedrigerem Einkommen oder niedrigem Schulabschluss, sowie ältere
Personen oder welche mit Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, Herzkrankheiten
und Depressionen erkranken wesentlich öfter an Covid-19. Bei Personen mit niedrigerem
Einkommen kann dies möglicherweise dadurch erklärt werden, dass sie öfters
Kundenkontakt haben, ein Beispiel wären Kassierer. Hier ist Home Office nicht möglich und
somit die Ansteckungsgefahr höher. (Knöchelmann, Richter, 2020)

Die Covid-19 Pandemie hat die bereits bestehende soziale Ungleichheit in der Bevölkerung
noch weiters verstärkt, vor allem betreffen die Nachwirkungen das Wirtschafts- und
Arbeitsleben. Die Krise wirkt sich auf die Lebenschancen ungleich aus, besonders ist die
Einkommensungleichheit zu beachten. Die untere Schicht der Gesellschaft ist von
Armutsrisiko betroffen, dies hat zur Folge dass die Lebenschancen von dieser Gruppierung
immens beeinflusst werden. Ein ausschlaggebender Punkt dafür ist, dass Haushalte die
einmal unter die Armutsgrenze gelangen, es sehr schwer haben aus dieser Situation zu
entkommen. Dies hängt im Zusammenhang mit der Pandemie, dass die untersten Bildungsund
Einkommensgruppen öfters von Freistellungen und Arbeitslosigkeit betroffen waren.
(Pressekonferenz, 2021)

Das Arbeitskonzept des „Home-Office“, wurde vor der Pandemie in sehr geringem Ausmaß
genutzt, laut den Daten des „Mikrozensus 2018“, arbeiteten 12% der Beschäftigten einen
Tag pro Woche von zuhause aus und 5% hauptsächlich im Home-Office. Der Beginn der
Pandemie, verbunden mit den Lockdowns hat einen Wandel in der Arbeitswelt geschaffen.
Das Konzept des Home-Office boomte, 2020 arbeiteten fast 30% aller aktiven
Erwerbstätigen von zuhause aus. Obwohl die Gegebenheiten das Arbeiten im Home-Office
fördern, sind für mehr als die hälfte der Erwerbstätigen, das Arbeiten von zuhause keine
wirkliche Option. Hier ist zu erkennen, dass es bei den Beschäftigten im Home-Office um die
Besserverdienenden geht. Der Datenreport verdeutlicht, dass bei Berufen im unteren Drittel
der Einkommensverteilung, der Anteil der Beschäftigten im Home-Office sehr niedrig ist. Bei
Tätigkeiten im oberen Drittel der Einkommensverteilung, sind ca. zwei Drittel der
Berufstätigen im Home-Office. Diese Verteilung verdeutlicht, die ungleichen sozialen
Bedingungen der Erwerbstätigen, da die untere Schicht der Bevölkerung in sehr geringem
Ausmaß davon profitiert. Die positiven Effekte sind großteils auf die Besserverdienenden
zurückzuführen. (Pressekonferenz, 2021)

Eine weitere Folge der Pandemie, sind die Ungleichen Bildungschancen. Die technischen
Voraussetzungen im Haushalt, um während der Krise Bildungsangebote konsumieren zu
können, sind in den Gesellschaftsschichten sehr divergent. Nicht alle Kinder haben die
gleichen Möglichkeiten zuhause, Kinder mit leichterem Zugriff auf technische Geräte, haben
einen Pluspunkt bei der Erlernung von digitalen Kompetenzen gegenüber ihren Mitschülern.
Außerdem beeinflusst das soziale Umfeld, unabhängig von der Pandemie, sehr stark den
Bildungserfolg der Kinder. Die Schulwahl in Österreich/Deutschland ist sehr von der
familiären Herkunft geprägt, Kinder deren Eltern eine Hochschulbildung haben, streben in
den meisten Fällen auch eine höhere Bildung an, dies hat zur Folge dass die Schere
zwischen den sozialen Schichten immer mehr zunimmt. (Pressekonferenz, 2021)

Zu einem “Great Leveler” wird die Corona Pandemie also nicht, eher das Gegenteil tritt ein,
dass die Ungleichheiten aus den oben genannten Gründen zunehmen und eben nicht
abnehmen. Allerdings darf dies nicht nur negativ betrachtet werden, immerhin ist ein großer
Grund für so einen “Great Leveler” eine massive Sterberate. Durch unsere modernen
Technologien und ein viel besseres Verständnis in der Medizin, versteht man heutzutage das
Virus besser und kann es folglich sowohl besser eindämmen und die Verbreitung zum Teil
kontrollieren, aber auch im Falle einer Infektion effektiver Behandeln. Dies hat zur Folge,
dass das Coronavirus Weltweit “nur” eine Sterblichkeitsrate von 1,25% bei den Infizierten
hat (Statista, 2022), während bei der Pest in den Jahren 1347-1353 Schätzungsweise ein
drittel der Europäer starben. (Planet-Wissen, 2010) Allerdings muss auch hier wieder
erwähnt werden, dass es weltweit Unterschiede gibt. So ist die Sterblichkeitsrate in ärmeren
Ländern teilweise deutlich höher, in Mexiko zum Beispiel liegt sie bei 6% (Statista, 2022),
was wiederum auf die Weltweite Ungleichheit zurückzuführen ist.

Quellen:

Knöchelmann, A. Richter, M. (2020) Covid-19 und soziale Ungleichheit von
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/pubhef-2020-0106/html#j_pubhef-2020-01
06_ref_002_w2aab3b7b4b1b6b1ab2b1b2Aa abgerufen am 26.05.2022

Pressekonferenz Datenreport (2021) Mehr soziale Ungleichheit in Corona-Zeiten von
https://www.bib.bund.de/DE/Aktuelles/2021/2021-03-11-Pressekonferenz-Datenreport-2021-
Mehr-soziale-Ungleichheit-in-Corona-Zeiten.html abgerufen am 26.05.2022

Statista.de (2022) Letalitätsrate beim Coronavirus (COVID-19) in den am stärksten
betroffenen Ländern von
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1103785/umfrage/mortalitaetsrate-des-coronavir
us-nach-laendern/#professional abgerufen am 26.05.2022

Planet-Wissen.de (2010) Der Schwarze Tod - Die Pest wütet in Europa von
https://www.planet-wissen.de/geschichte/mittelalter/leben_im_mittelalter/pwiederschwarzeto
ddiepestwuetetineuropa100.html abgerufen am 26.05.2022

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